Duisburg. Über fünf Jahre hält der Zoo Duisburg vier Affen versteckt. Um den Verbleib der Tiere gibt es ein Rätsel. Bekannt ist: Ein Affe lebt nicht mehr.
Viele Jahre zählten Mandrille zu den Lieblingen im Zoo Duisburg. Mit ihren blau-gefärbten Furchen und der roten Nase haben die Primaten schließlich ein Gesicht, das man als Beobachter nicht so schnell vergisst. 2018 wird die Affenfamilie vom Zoo öffentlich in sozialen Netzwerken verabschiedet, sie verschwindet aus dem Gehege – verlässt den Kaiserberg in Wirklichkeit aber nicht: Mehr als fünf Jahre hält der Tierpark die Primaten hinter den Kulissen. Vor wenigen Monaten werden die Affen abgegeben – und es beginnt ein Rätsel um den Verbleib der lange versteckten Tiere.
Rückblick: 2021 hat diese Zeitung erstmals über das Schicksal der versteckten Affen berichtet. Der Redaktion werden zu jener Zeit E-Mails des ehemaligen zoologischen Leiters Johannes Pfleiderer an eine walisische Auffangstation für Primaten zugespielt. Für eine vierköpfige Mandrill-Gruppe werde dringend ein Abnehmer gesucht. Zu diesem Zeitpunkt leben die Affen bereits seit drei Jahren hinter den Kulissen. Der 2018 angekündigte Transfer in einen anderen Tierpark sei unerwartet gescheitert, informierte der Zoo Duisburg später. Die Gruppe um das markante Männchen Ernst lebte stattdessen abgeschottet in einem umgebauten Abschnitt des Elefantenhauses.
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Versteckte Mandrille im Zoo Duisburg: Abschied vor wenigen Monaten
Jahrelang hatte der Zoo keinen Abnehmer für die Überschuss-Gruppe gefunden. Dies habe sich nun vor wenigen Monaten geändert: „Die Abgabe der drei Mandrill-Weibchen als Gruppe in einen europäischen Zoo ist bereits vor einem halben Jahr erfolgt“, informiert ein Sprecher des Tierparks. Der Transfer sei auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) geschehen.
Der Sprecher liefert auch die Antwort, warum nur noch von drei Tieren die Rede ist, die den Kaiserberg verlassen haben: „Das Männchen verstarb bereits Anfang 2022.“ Der dominante Gruppenführer Ernst habe „ein Trauma im Kopfbereich“ erlitten, heißt es. Wie das Veterinäramt auf Nachfrage informiert, sei keine Obduktion erfolgt, da kein Verdacht auf eine anzeige- oder meldepflichtige Tierseuche bestand.
Veterinäramt kontrollierte das provisorische Gehege und die Tiere
Die Mitarbeiter des Veterinäramtes kontrollieren in regelmäßigen Abständen die Gehege und Mindestanforderungen für die Haltung von Säugetieren in zoologischen Gärten. „Im Juli 2023 wurde die letzte Regelkontrolle bei den Mandrillen durchgeführt“, teilt das Veterinäramt mit.
Die drei Weibchen hätten sich unauffällig verhalten, die Tiere haben „arttypisches Komfortverhalten“ gezeigt, heißt es weiter. Mit diesem Begriff wird in der Verhaltensbiologie die soziale Körperpflege und das wechselseitige Reinigen des Fells umschrieben. 2022 sei hingegen keine Kontrolle erfolgt.
Wo sind die Affen jetzt? Tierparks lassen Fragen offen
Unklar ist, in welchem europäischen Tierpark die drei Weibchen jetzt leben. Normalerweise verkündet der Zoo Duisburg, aus welchem zoologischen Garten ein Neuzugang kommt oder wohin die Abgabe eines Tieres erfolgt. In diesem besonderen Fall verzichten die beteiligten Tierparks auch auf Nachfrage auf Transparenz: Der Empfängerzoo habe „eine namentliche Nennung abgelehnt“, heißt es. Die Gründe sind unklar. Der Aufenthaltsort ist auch nicht über das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EAZA Ex-situ Programme) zu erfahren: Eine Anfrage der Redaktion blieb unbeantwortet. Laut dem Zoo Duisburg hätten sich die Tiere aber „gut eingelebt“.
Die fehlende Transparenz könnte auf Herausforderungen zurückzuführen sein, die mit der Haltung der drei Weibchen einhergehen. Mindestens zwei der Tiere sind mit dem sogenannten „Simiane Immundefizienz-Virus“ – kurz SIV – infiziert. Dies ist das Ursprungsvirus des menschlichen Immunschwächevirus HIV. In freier Wildbahn ist das Auftreten der Krankheit bei der aus tropischen Regenwäldern Zentralafrikas stammenden Primatenart aber keine Seltenheit.
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Im Umgang der Pfleger mit den Tieren habe die Erkrankung ebenfalls nichts geändert, versicherte der Zoo. Das liege an den hohen Hygienestandards: Kein Mitarbeiter hatte direkten Kontakt zu den Tieren, alle beteiligten Personen arbeiteten mit Schutzausrüstung wie Maske, Brille und Handschuhen. Mit Blick auf die Besucher sei laut dem Deutschen Tierschutzbund eine doppelte Umzäunung der Gehege notwendig, damit Zoo-Gäste nicht direkt an die Gehege treten und den Affen nahe kommen können. Wo auch immer die Tiere jetzt leben: Für den aufnehmenden Zoo ist ihre Haltung wohl eine Herausforderung.