Duisburg. Abzocke? Auf einem Netto-Parkplatz wird Parken ohne Parkscheibe noch teurer und sofort bestraft. Ein Kontrolleur lauert Kunden auf Parkplatz auf.

Wer kennt das nicht: Nach Feierabend noch schnell ein paar Besorgungen machen. Rein ins Auto, Parkplatz suchen und los geht‘s. Milch, Butter, Käse, ein paar Brötchen und etwas Obst. Der Einkauf von Kerstin Kipp im im Netto-Supermarkt in Duisburg-Großenbaum hat gerade mal ein paar Minuten gedauert und keine 30 Euro gekostet. Die böse Überraschung gab es dann erst Zuhause.

„Als ich raus kam, hatte ich direkt ein Knöllchen an der Scheibe“, ärgert sich die Duisburgerin – natürlich auch über sich selbst. In der Alltagshektik hatte sie die Parkscheibe vergessen. „Zuhause habe ich dann erst gesehen, was das Knöllchen kosten soll. Da bin ich richtig sauer geworden“, erzählt sie. „48 Euro soll ich zahlen. Ich konnte es gar nicht fassen und bin direkt wieder zum Supermarkt hin.“

Autofahrer, die von Großenbaum aus kommend auf den Parkplatz an der Angermunder Straße links einbiegen, sehen nur das abgestellte Schild hinter den Büschen.
Autofahrer, die von Großenbaum aus kommend auf den Parkplatz an der Angermunder Straße links einbiegen, sehen nur das abgestellte Schild hinter den Büschen. © kb

Dort war noch immer ein Mitarbeiter der Parkraumüberwachungs-Firma „Parkraumservice“ fleißig dabei, Knöllchen zu verteilen. „Der Mann hat nur darauf gewartet, die 48 Euro zu kassieren. Da kam kein Hinweis, nichts. Ich habe mich dann auch auf den Parkplatz gestellt, und alle ankommenden Autofahrer gewarnt.“

Die Duisburgerin ist über die aus ihrer Sicht rücksichtslose Abzocke erbost, schließlich könne sich nicht jeder ein derart hohes Knöllchen auch leisten. „Im Netto habe ich den zu zahlenden Betrag meines Einkaufes sogar noch aufgerundet. Als Spende! Und vor der Tür zieht ein Mitarbeiter die Kunden ab. Das ist unverschämt. Die Höhe der Strafe ist einfach unverhältnismäßig.“

Parkscheibenpflicht auf Netto-Parkplatz in Duisburg-Großenbaum

Bei den Netto-Mitarbeitern ist der Mann von der Überwachungsfirma schon bekannt. „Der fährt mit dem Auto vom Parkplatz runter und kommt dann ganz schnell wieder angefahren, wenn neue Kunden kommen“, berichtet eine Angestellte. Seit der Erhöhung der Vertragsstrafe für widerrechtliches Parken von 40 Euro auf 48 Euro vor ein paar Monaten sei der Mann mit dem weißen VW im Dauereinsatz.

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Seit einigen Jahren haben Supermärkte ein Auge darauf, wer wo wie lange parkt. „Parkraumbewirtschaftung“ nennt sich diese Praxis. Auf dem Netto-Parkplatz in Großenbaum an der Angermunder Straße kostet das Vergessen der Parkscheibe oder das Überschreiten der Höchstparkdauer von 60 Minuten direkt 48 Euro. 66 Euro werden fällig, wenn man auf einem Behindertenparkplatz ohne Nachweis steht.

Zum Vergleich: Für das Parken ohne Parkscheibe bzw. das Überschreiten der geltenden Parkdauer auf einer öffentlichen Straße muss laut aktuellem Bußgeldkatalog in Duisburg mit einem Bußgeld in Höhe von 20 bis 40 Euro gerechnet werden.

Im Januar 2023 hat das Parken ohne Parkscheibe noch 40 Euro gekostet.
Im Januar 2023 hat das Parken ohne Parkscheibe noch 40 Euro gekostet. © kb

Aber sind solche überhöhten Bußgelder auch angemessen? Tatsächlich, so erklärt die Verbraucherzentrale, könne es auf privaten Parkplätzen teurer werden als im öffentlichen Parkraum. „Allerdings müssen die Strafen angemessen bleiben. Was das genau bedeutet, muss bei einem Streit im Einzelfall von einem Gericht entschieden werden.“

Bußgelder mit aktuellem Bußgeldkatalog der Straßenverkehrsordnung vergleichen

Wem die Forderung zu hoch vorkommt, solle sie mit dem aktuellen Bußgeldkatalog der Straßenverkehrsordnung vergleichen. Grundsätzlich gilt: Wer auf privatem Grund parkt, muss sich an die Vorschriften halten. Der private Betreiber kann das Gelände für Kunden reservieren, die Parkdauer begrenzen, das Einstellen einer Parkscheibe vorschreiben und auch ein Parkentgelt verlangen. Stehen die Regeln auf gut sichtbaren Schildern an der Einfahrt zum Supermarkt oder an den Parkflächen selbst, wie in Großenbaum, werde sich ein Falschparker um das Bezahlen des Knöllchens kaum drücken können.

Die Firma Parkraumservice hat zu der Erhöhung der Vertragsstrafe und zu der Vorgehensweise des Mitarbeiters bisher trotz mehrfacher Nachfrage keine Stellungnahme abgegeben.

Netto hat das Vorgehen nur wie folgt kommentiert: „Während der Geschäftszeiten bietet Netto Marken-Discount für den schnellen und unkomplizierten Einkauf einen kostenlosen Kunden-Parkservice. Leider kommt es immer wieder vor, dass unsere Parkflächen missbräuchlich genutzt werden, wodurch unseren Kundinnen und Kunden deutlich weniger Parkplätze zur Verfügung stehen. Der Einsatz von Parkscheiben oder die Parkplatzüberwachung durch externe Dienstleister sind daher nicht immer zu vermeiden.“