Duisburg-Marxloh. Der bekannte Duisburger Pater Oliver ist krank und fällt lange aus. So geht es derzeit ohne ihn am Petershof in Marxloh weiter.

Die katholische Kirche St. Peter und der Petershof, das sozialpastorale Zentrum, sind eine Bastion der Nächstenliebe in Marxloh. Bundesweit bekannt wurde der Petershof durch das Engagement von Pater Oliver Potschien. Notleidenden und Bedürftigen wird dort geholfen, mit Obdach, Medizin, warmen Mahlzeiten oder Beratung. Doch seit Spätsommer 2023 ist der Ordensbruder krank, hat die Leitung des Petershof abgegeben. Yannik Form ist seither der kommissarische Leiter. Ihn unterstützt Jennifer Schornstein, die den ehrenamtlichen Vorsitz des Vereins Georgswerk von Pater Oliver übernommen hat.

Wie läuft es aktuell ohne den deutschlandweit bekannten Ordensbruder?

„Wir alle vermissen Pater Oliver“, schickt Jennifer Schornstein beim Gespräch mit der Redaktion vorweg. Aber trotz seiner Abwesenheit laufe das soziopastorale Zentrum „gut und wir sind zufrieden“. Der Petershof als „Bestandteil unserer Kirchengemeinde“ werde, trotz dass er Ordensbruder ausfällt, nicht nur weiterbetrieben, sondern zukunftssicher aufgestellt.

Der plötzliche Krankheitsfall sei „für alle ein Weckruf“ gewesen, doch der Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft sei sehr groß. „Uns ist wichtig, dass wir in Marxloh ein gutes Angebot bieten – unterm Dach des Petershofs“, betont die 41-Jährige, die sich ganz bescheiden als „einfache Christin aus Fahrn“ beschreibt und doch mit ihrem Engagement der wachsenden Armut im Duisburger Norden etwas entgegensetzen möchte.

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Petershof in Marxloh: Täglich kommen mehrere hundert Hilfsbedürftige – und die Armut wächst

Täglich kommen „mehrere hundert Menschen“ zum Petershof, so Schornstein. Die meisten seien hilfsbedürftig oder notleidend und bekommen an der Mittelstraße 2 beispielsweise mittags kostenlos eine warme Mahlzeit oder einen Kaffee und können sich bei Bedarf Schuhe, T-Shirts, Jacken oder Hosen und Röcke aus der Kleiderkammer mitnehmen.

Madison (von links), Angel und Mary sind Helferinnen am Petershof. Hier geben sie beim kostenlosen Mittagstisch gutgelaunt Nudeln an Bedürftige aus.
Madison (von links), Angel und Mary sind Helferinnen am Petershof. Hier geben sie beim kostenlosen Mittagstisch gutgelaunt Nudeln an Bedürftige aus. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Geholfen wird auch denjenigen, die einen Behördenbrief nach Hause bekommen und ihn nicht verstehen. Obdachlose finden im Petershof eine kostenlose Dusche, zudem gibt es geschultes Personal, das weiß, wie Wunden behandelt und Verbände gewechselt werden.

Ein Großteil der mit Fördergeld finanzierten Projekte, an denen auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hingen, sind zwar zum Jahresende 2023 ausgelaufen, sagt Yannik Form, doch „fast alles ist wieder bewilligt worden“. Über vereinzelte beantragte Projekte haben die Geldgeber noch nicht entschieden, sodass noch nicht feststehe, ob diese finanziert werden.

In Marxloh wächst die Armut. Immer mehr Menschen nutzen auch die Kleiderkammer der Kirche St. Peter.
In Marxloh wächst die Armut. Immer mehr Menschen nutzen auch die Kleiderkammer der Kirche St. Peter. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Doch nicht immer ist Geld ausschlaggebend. So ist der von Pater Oliver gegründete Boxverein DJK Eintracht Marxloh, den sogar Olympiasieger und Weltmeister Henry Maske kennt, derzeit in den Sommerferien. Das Boxtraining wird aber wohl anschließend nicht mehr neu beginnen. Denn die Mädchen und Jungen, die das Training besuchten, haben sich inzwischen umorientiert. Bei ihnen ist jetzt ein neues Projekt deutlich stärker angesagt: Der Petershof bietet neuerdings den brasilianischen Volkstanz Samba und den brasilianische Kampftanz Capoeira an. Mitmachen können Kinder und Jugendliche von acht bis 18 Jahren. „Das ist gerade sehr beliebt“, freut sich Yannik Form.

Nach erschütterndem Gewaltexzess von Grundschulkindern: Petershof behält seine Tiere

Groß ist die Freude bei dem 31 Jahre alten Duisburger außerdem darüber, dass der Petershof sein Tiergehege behalten kann. Im Mai 2024 war er überregional und sogar international in die Schlagzeilen geraten.

Drei Grundschüler, damals neun und zehn Jahre alt, brachen ein, bewarfen ein Huhn mit Pflastersteinen bis es starb, jagten die beiden Ziegenböcke mit Spaten, Steinen und Stöcken und quälten sie. Eine Dreiviertelstunde wüteten die Kinder im Gehege. Als die Polizei einschritt, hatten die strafunmündigen Einbrecher gerade eine elektrische Heckenschere entdeckt.

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Nach diesem Gewaltexzess war zunächst unklar, ob der Petershof seine Tiere behalten würde. Jetzt steht fest: Die Tiere bleiben. „Die beiden Ziegenböcke haben sich körperlich ganz gut erholt“, sagt Yannik Form, und dank einiger Spenden sind wieder Hühner und Kaninchen im Gehege. Seitdem die Sicherheitsmaßnahmen als Reaktion auf diesen Einbruch erhöht wurden, habe es keinen weiteren Vorfall mehr gegeben.

Derzeit fällt Pater Oliver Potschien aus gesundheitlichen Gründen aus. Seine Vertreter sorgen dafür, dass am Petershof alles weiterläuft und zukunftssicher aufgestellt ist. (Archivbild)
Derzeit fällt Pater Oliver Potschien aus gesundheitlichen Gründen aus. Seine Vertreter sorgen dafür, dass am Petershof alles weiterläuft und zukunftssicher aufgestellt ist. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

So ziehen Yannik Form als kommissarischer Geschäftsführer des sozialpastoralen Zentrums und Jennifer Schornstein als ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins Georgswerk ein positives Zwischenfazit ihrer „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“. Die beiden blicken angesichts ihres Teams und vieler Kooperationspartner sehr zufrieden auf die aktuellen Angebote und schauen hoffnungsvoll in die Zukunft. Ob Pater Oliver nach Marxloh zurückkehren wird oder nicht, in seiner Abwesenheit sei der Petershof „sehr gut aufgestellt“.

>> Notschlafcontainer für Obdachlose sind seit 2023 leergezogen

  • Bundesweit bekannt wurde der Petershof und die katholische Kirchengemeinde St. Peter, weil Pater Oliver Potschien zunächst die Kirche als Unterschlupf für Obdachlose öffnete, damit sie nicht im Winter auf der Straße erfrieren. Die Feldbetten in der Kirche haben später Notfallschlafcontainer daneben mit 16 Plätzen ersetzt.
  • Diese Schlafcontainer sind seit 2023 leergezogen, weil die Stadt Duisburg die Hilfsbedürftigen anderweitig unterbringen konnte.