Düsseldorf. Pro-Palästina-Demo, AfD-Kundgebung, Fortuna-Freispiel: Die Polizei in Düsseldorf war am Samstag im Großeinsatz. Das waren die Entwicklungen.

  • In ganz NRW fanden am Samstag, 21. Oktober, Demonstrationen rund um den Gaza-Krieg statt. Die größte Demo war in Düsseldorf. Ein Polizeisprecher schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 6900.
  • Zeitgleich nahmen bei einer AfD-Demo auf dem Frankenplatz in Derendorf rund 100 Personen teil. Weitere 400 Menschen protestierten gegen die AfD. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ hatte im Vorfeld zu der Gegendemo aufgerufen.
  • Um 20.30 Uhr startete das erste „Fortuna-Freispiel“ mit über 50.000 Fußballfans gegen den 1.FC Kaiserslauten.
  • Die Düsseldorfer Polizei war mit verstärkten Kräften im Einsatz.
  • Wir waren vor Ort und haben in diesem Newsticker über die neuesten Entwicklungen berichtet.

Es war viel los, am Samstag, 21. Oktober, in Düsseldorf: Pro-Palästina-Demonstranten zogen gegen 14 Uhr vom Konrad-Adenauer-Platz am Hauptbahnhof durch die Innenstadt bis zum Landtag. Gleichzeitig startete eine AfD-Demo auf dem Frankenplatz in Derendorf – sowie die Gegendemonstration des Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“.

Und auch später am Tag entspannte sich die Lage noch nicht vollständig, denn um 20.30 Uhr war Anpfiff des ersten „Fortuna-Freispiels“ gegen den 1. FC Kaiserslautern. Unter dem Motto „Fortuna für alle“ hatte der Zweitligist die Eintrittskarten für umsonst angeboten. Das Stadion war voll besetzt – mit mehr als 50.000 erwarteten Fußball-Fans.

Die Entwicklungen des Tages im Newsticker:

17:30 Uhr: Die Pro-Palästina-Demonstration hat sich langsam aufgelöst. Abschließend schätzte die Polizei die Teilnehmerzahl auf rund 6900. „Wir sind zufrieden mit dem Einsatz. Alle sagen uns, die Polizei hat einen guten Job gemacht“, so André Hartwich, Pressesprecher der Düsseldorfer Polizei. Die Demonstranten seien größtenteils friedlich gewesen: „Ein gutes Aushängeschild für NRW.“

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Einige Strafanzeigen habe die Polizei an diesem Tag jedoch fertigen müssen – unter anderem wegen Volksverhetzung, dem Aufruf zu Straftaten sowie des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und wegen Beamtenbeleidigung.

Hundertschaften der Polizei bereiten sich auf „Fortuna-Freispiel“ vor

Doch nach den Demonstrationen war der Einsatz für die Polizei nicht vorbei. Nach Beendigung der Demonstration bereiteten sich die Hundertschaften der Polizei auf den Anpfiff des „Fortuna-Freispiels“ gegen den 1.FC Kaiserslautern um 20.30 Uhr vor. Danach ging es für die Einsatzkräfte in die Altstadt. „Aber auch darauf sind wir gut vorbereitet“, stellte Polizeipressesprecher André Hartwich im Vorfeld klar.

17:10 Uhr: Die Demonstranten haben eine Schweigeminute durchgeführt, um an die Opfer auf Palästina-Seite zu gedenken. „Wir sind hier für Frieden. Wir sind hier für das Volk in Palästina“ sagt der Redner, der zur Gruppe spricht. Nach der Schweigeminute gab es Applaus für die Polizei.

NRW-weit finden am Samstag Pro-Palästina-Demonstrationen statt. Die größte Demo findet in Düsseldorf statt. Die Polizei will auch mit Übersetzern antisemitische Parolen verhindern.
NRW-weit finden am Samstag Pro-Palästina-Demonstrationen statt. Die größte Demo findet in Düsseldorf statt. Die Polizei will auch mit Übersetzern antisemitische Parolen verhindern. © Anna Schlichting | Anna Schlichting

„Wir haben versprochen, dass diese Versammlung nicht mehr sein wird, als ein gemütlicher Spaziergang. Bitte geht nach Hause zu euren Familien, zu euren Nachbarn und Freunden und erzählt ihnen davon, was gerade passiert und klärt die Lügen auf, die über die Palästinenser erzählt werden“ sagte der Redner.

Pro-Palästina-Demo-Zug erreicht den Düsseldorfer Landtag

16:40 Uhr: Der Pro-Palästina-Demo-Zug ist am Landtag angekommen, an dem die finale Kundgebung stattfand.

Yasser und Ahmad waren heute extra aus Dortmund nach Düsseldorf gekommen. Ahmad hatte sich ein Palästina-Tuch um den Kopf gebunden und schmückte sich mit einer Palästina-Flagge. Der 22-jährige Schüler sagte: „Wir müssen zeigen, was in Gaza passiert. Die Taten der Hamas waren eine Reaktion auf die Unterdrückung, die die Palästinenser seit Jahrzehnten erleben“. Ihm sei es deshalb wichtig, beide Seiten zu zeigen. „In Palästina sind schon so viele Kinder gestorben, keiner sagt ihre Namen“, erklärten Yasser, der selbst Palästinenser ist, und Ahmad.

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„Dass Pro-Palästina-Demos unter dem Generalverdacht des Antisemitismus stehen, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Heinz A. aus Bonn. „Es ist natürlich einfach, aus einer Demo einzelne Teilnehmer herauszufischen, die Unsinn erzählen, und es dann den Verantwortlichen vorzuhalten.“ In diesem Sinne scheine es schwieriger geworden zu sein, zu demonstrieren – seit Corona, als Demos „okkupiert“ wurden von Rechtsextremen. A. sehe sich nicht als Aktivist, sondern als politisch interessierten Bürger, der sich immer für den Palästinakonflikt interessiert habe. Er ist kein regelmäßiger Demonstrant, war aber nun in einer Woche schon zum zweiten Mal auf der Straße. „Ich sehe den Beginn eines Genozids, wenn die Abriegelung so weitergeht.“ – Und der Angriff der Hamas? – „Ich lehne Gewalt gegen Zivilisten kategorisch ab. Aber ich bin hier nicht in der Lage, die Palästinenser zu beurteilen. 75 Jahre Besatzung sind der historische Kontext.“

AfD-Demo in Düsseldorf beendet: Lautstarker Gegenprotest

16 Uhr: Die AfD-Demo ist jetzt beendet. Es habe lautstarken Protest der Gegendemonstranten, aber ansonsten keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagt Polizei-Pressesprecher Kim Freigang. Zu der AfD-Versammlung kamen rund 100 Personen. Die AfD wollte mit der Versammlung gegen eine Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge protestieren, die im Stadtteil Golzheim entstehen soll.

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Mehrere Hundert Menschen hatten gegen die AfD-Kundgebung in Düsseldorf protestiert. An den Protesten auf dem Frankenplatz nördlich der Innenstadt waren rund 400 Menschen beteiligt, wie eine Sprecherin der Polizei mitteilte.

Die Bündnisse „Düsseldorfer Appell“ und „Düsseldorf stellt sich quer“ hatten zu den Protesten gegen die AfD-Kundgebung aufgerufen. Die Gegenkundgebung stand unter dem Motto „Entgegentreten“. Die Veranstalter der Demonstrationen warfen der AfD vor, bei den Protesten gegen die vom Land geplante Flüchtlingseinrichtung rassistische Ressentiments und Ängste vor schutzbedürftigen Menschen zu schüren.

Menschenmenge auf der Düsseldorfer „Kö“ beobachtet das Geschehen

15:43 Uhr: „Massenmörder Israel, Kindermörder Israel“, riefen die Demonstranten im Einklang. Vor den Geschäften auf der „Kö“ hatte sich eine Menschenmenge angesammelt, die das Geschehen beobachtete. Ein Mann rief den Demonstranten entgegen: „Stoppt das Massaker in Israel!“

„Ich bin für die Gerechtigkeit hier, ich komme aus Marokko“, sagte Adil (43) aus Wuppertal. Er führt ein Unternehmen. „Ich sehe, dass unschuldige Menschen, Kinder, kein Wasser, keine Grundversorgung mehr haben. Ich bin für Frieden hier, für Palästina und für die Juden auch.“ – Wie er den Angriff der Hamas beurteilt? „Was würden Sie tun, wenn Sie einen Garten haben und es nimmt ihnen jemand ständig Stücke weg?“ – Und die israelischen Kinder, die bei dem Angriff ermordet wurden? „Dafür gibt es keine Beweise. Ich glaube nicht, dass die Hamas so etwas machen würde.“ – Aber zum Beispiel das Massaker auf dem Festival, das ist doch gut belegt? „Ich glaube nicht, dass es so passiert ist. Und wenn doch, hat Israel jetzt einmal erlebt, was in Gaza der Dauerzustand ist.“

15:30 Uhr: Der Demo-Zug setzte sich wieder im Bewegung und bog auf die Königsallee ab.

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„Ich bin Vater von vier Kindern“, sagte ein Sozialpädagoge aus Moers, ein „Free Palestine“-Schild vor der Brust. „Gestern habe ihm ein Bekannter palästinensischer Herkunft berichtet, dass seine drei Neffen in Gaza durch einen Raketenangriff umgekommen seien. „Er hat mir ein Video der toten Kinder gezeigt.“ Da habe er beschlossen, zu demonstrieren. Dann sprudelte es aus ihm heraus. „Was die Hamas macht, ist nicht richtig“, sagte er. „Aber wenn man überall diese Siedlungen baut.“ Gaza sei für ihn „der größte Freiluftknast, danach kommt gleich Guantanamo.“ Und der israelische Staat habe schließlich seine Bürger auf die Abschusslinie gestellt, indem er den Siedlungsbau forciert habe. „Ich bin Kurde, ich weiß wie es ist, scheiße behandelt zu werden.“ Er berichtet von Schikanen bei Straßenkontrollen in der Türkei. „Ich würde hier auch für Deutschland stehen. Gerade für Deutschland“, sagt er – und im nächsten Atemzug, dass die Außenpolitik Deutschlands fremdbestimmt sei, dass die Meinung gesteuert sei. Von wem? Aus den USA. Er überlegte kurz und sagte: „Ein Foto, eine Überschrift, und morgen bin ich ein Islamist mit meinem Bart. Obwohl ich in meinem Leben nie damit zu tun hatte. Obwohl ich jüdische Freunde habe. Ein Kollege zum Beispiel, aber mit dem rede ich nicht über diesen Konflikt. Da ist er nicht der Richtige und ich bin es auch nicht.“

Start einer weiteren Pro-Palästina-Kundgebung in Düsseldorf

15:22 Uhr: Die nächste Kundgebung startete. „Wir wissen genau, dass das nicht die Mehrheit der Deutschen ist, die hinter den Verbrechen der Israelis steht. Wir sind mehr“, rief ein ein Redner. „Es sind deutsche Politiker die den Genozid unterstützen.“ Er übte auch Kritik an den Medien, die seiner Ansicht nach einseitig berichteten: „Sie stellen uns dar, als seien wir diejenigen, die Hass transportieren. Wir sind nicht voller Hass, wir sind voller Wut – unsere Wut ist gerechtfertigt.“

15:14 Uhr: Die Pro-Palästina-Demonstranten bogen auf die Graf-Adolf-Straße ab. Nach wie vor gab es keine Eskalationen.

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14:41 Uhr: Der Demo-Zug setzte sich jetzt in Bewegung. Ein Sprecher der Demo appellierte noch einmal an die Teilnehmer, sich zivilisiert zu verhalten und alle Vorgaben zu beachten (nur erlaubte Parolen, nur Palästina-Flaggen).

„Wir müssen vorsichtig sein, was wir sagen. Alles ist sofort antisemitisch“, sagte eine Teilnehmerin. Ihre Freundin hielt ein Schild, auf Englisch stand darauf: „Wir können den Frieden nicht herbeibomben.“ - Richtet es sich an beide Seiten? „Natürlich“, sagt die Medizintechnikerin aus Duisburg. „Nirgendwo sollen Kinder sterben.“ Sie trägt Kopftuch, hat palästinensische Verwandte und sagte: „Ich bin Deutsche. Ich bin mit Juden und Christen befreundet.“ – „Es geht hier um Verhältnismäßigkeit“, sagte ihre Freundin. Aus ihrer Sicht sei der Angriff der Hamas eine Terrorattacke gewesen. Die Abriegelung und Bombardierung Gazas habe die größeren Auswirkungen.

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14:35 Uhr: Mittlerweile hatten sich rund 1500 Teilnehmer zusammengefunden. Noch immer standen sie in der Friedrich-Ebert-Straße. Einzelne Mitorganisatoren und Demonstranten sprachen durch ein Mikrofon zur Gruppe und forderten die Freiheit Palästinas. Schätzungsweise waren insgesamt knapp 1000 Polizisten im Einsatz.

14:29 Uhr: Einer der Redner, der zu der Menschenmenge sprach, betonte, friedlich für die Menschenrechte kämpfen zu wollen und bedankte sich bei Hilfskräften. Er versprach den Teilnehmenden eine friedliche Demo und appellierte: „Macht der Polizei keinen Ärger!“

NRW-weit fanden am Samstag, 21. Oktober, Pro-Palästina-Demonstrationen statt. Die größte Demo war in Düsseldorf.
NRW-weit fanden am Samstag, 21. Oktober, Pro-Palästina-Demonstrationen statt. Die größte Demo war in Düsseldorf. © Kai Kitschenberg/ FFS | Kai Kitschenberg/ FFS

14:17 Uhr: Auf dem Frankenplatz hatten sich ein paar AfD-Anhänger und Gegendemonstranten eingefunden, aber dort gab es laut Polizei bisher keine Auffälligkeiten.

Demonstranten fordern: „Freiheit für Palästina“

14:06 Uhr: Der Demo-Zug hatte sich pünktlich in Bewegung gesetzt – jedoch nur ein kleines Stück. Die Demonstranten forderten im Einklang „Freiheit für Palästina“. Viele schwenkten die Flagge Palästinas, viele trugen einen Palästina-Schal an ihrem Körper. "Deutschland finanziert, Israel bombardiert", riefen alle im Chor.

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13:51 Uhr: Mehrere Hundert Demonstranten hatten sich vor dem Sitz des DGB zusammengefunden. „Für Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde und Frieden in Palästina“ stand auf einem Plakat am Kopf des Demozugs. Die Lage war entspannt, die Polizei war mit verstärken Kräften im Einsatz.

10:20 Uhr: Angesichts der angekündigten pro-palästinensischen Demonstration in Düsseldorf sorgten sich Vertreter der Jüdischen Gemeinden an Rhein und Ruhr um das jüdische Leben in Nordrhein-Westfalen. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Oded Horowitz, plädierte sogar für ein Verbot. „Ich verstehe nicht, warum die Polizei Demos, die sich zu Gewalt gegen Juden entwickeln, trotzdem erlaubt, obwohl sie den öffentlichen Frieden stören“, sagte er gegenüber der NRZ. (mit dpa)