Düsseldorf.. Die drei vietnamesischen Erntehelfer, die im März bei einer Razzia gegen den Rockerclub “Clan 81“ auf einer versteckten Hanfplantage festgenommen wurden, müssen nichts ins Gefängnis. Vor Gericht schilderten sie, wie sie angeworben und ausgenommen wurden.
Sie lebten zu Hause in so ärmlichen Verhältnissen, dass sie viel Geld für die Reise ins Ausland zahlten. Ihr Leben als illegale Einwanderer in Deutschland führte die drei Vietnamesen in den Bunker an der Heyestraße. Hier waren sie eingesperrt, um eine riesige Hasch-Plantage zu pflegen. Am Donnerstag fällte das Düsseldorfer Landgericht die Urteile gegen die Erntehelfer. Sie kamen mit Bewährungsstrafen davon.
Ins Gefängnis muss dagegen der junge Mann (29), der den Eingesperrten im Auftrag der Hintermänner Essen brachte und auch bei der Ernte geholfen hat. Er ist gebürtiger Vietnamese, wuchs aber als Flüchtling in bürgerlichen Verhältnissen in den Niederlanden auf.
Über Russland, Polen, Berlin und Holland nach Düsseldorf
Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft wegen Beihilfe zum Drogenhandel. Die anderen drei erhielten je 21 Monate auf Bewährung. Auflage für sie: sich unverzüglich bei der Ausländerbehörde zu melden. Die wird dann wohl die Abschiebung organisieren. Die drei beteuerten, dass sie auch zurück nach Vietnam und zu ihren Familien wollen.
Die milden Strafen für die drei Erntehelfer vergab das Gericht, weil sie der Polizei alles sagten, was sie wussten, so bei der Aufklärung halfen. Auch im Prozess schilderten sie, wie sie angeworben wurden. Die Frau (44) und ein Mann (43) hatten nach ihrer Reise über Russland und Polen erst in Berlin illegal Zigaretten verkauft, als ihnen der vermeintlich bessere Job auf der Plantage angeboten wurde. Sie wurden erst in die Niederlande, von dort nach Düsseldorf gebracht.
Kein Tageslicht und verschlossene Türen
Der dritte Erntehelfer (29), zufällig ein Neffe des 43-Jährigen, war von Schleusern bis nach Polen gebracht, dort in ein Taxi gesetzt worden. Als er an der angegebenen Adresse in Berlin keine Hilfe bekam, wandte er sich an den nächsten Imbiss und traf dort die Hintermänner der Plantage. Sie brachten ihn direkt nach Düsseldorf.
Die beiden älteren lebten bereits fünf Monate in dem Bunker, als er eintraf. Auch er musste auf einer Matratze schlafen, sah nie Tageslicht, die Türen waren verschlossen. Essen erhielten sie von außen, vom vierten Angeklagten und vom Besitzer des Bunkers, der an den kriminellen Mietern gut verdient haben soll.
Die größte je in NRW gefundene Plantage
Die Polizei hat sie rein zufällig entdeckt, als sie bei einer Großrazzia in der Rocker-Szene auch das Lokal „Red Pearl“ im Erdgeschoss des Bunkers durchsuchte. Anschließend inspizierte sie den restlichen Bunker, stieß auf den beiden oberen Etagen auf die professionelle Anlage. Nach einem Experten-Gutachten wurden hier alle vier Monate 220 Kilo Marihuana geerntet. Sie ist damit die größte je in NRW gefundene Plantage.