An Rhein und Ruhr. Weil Labore überlastet sind, sollen die PCR-Lolli-Tests an Grundschulen ganz wegfallen. Das sorgt für reichlich Kritik.
Die Infektionszahlen unter Schülern in NRW steigen. Labore, die Einzeltests auswerten, kommen kaum noch hinterher. So wissen viele Grundschüler nach den Pool-Tests in der Klasse gar nicht, wie ihr Corona-Test ausgefallen ist. Und solange keine Testergebnisse vorliegen, dürfen wartende Kinder nicht am Unterricht teilnehmen. Eine belastende Situation für Eltern und Grundschulen in der Region.
Keine Pool-Testungen mehr an Grundschulen in Düsseldorf
Die Cranachgrundschule in Essen bekam am Dienstagmorgen (25. Januar) vom Land die Information, dass es zu erheblichen Verzögerungen bei den Auswertungen kommt: „Wir haben eine Nachricht bekommen, dass die Labore nicht hinterherkommen mit den Auswertungen der Tests“, erklärt eine Mitarbeiterin der Schule. Solange kein Testergebnis vorliegt müssen die Grundschulkinder zuhause bleiben. Erst wenn die Eltern die Testergebnisse ihrer personalisierten Einzeltests nachliefern und die negativ sind, dürfen die Kinder am Unterricht teilnehmen, fügt die Mitarbeiterin der Essener Schule an.
„Solche Fälle, dass Eltern und ihre Kinder nicht wissen, ob sie in die Schule gehen dürfen, hatten wir zuletzt zu genüge“, berichtet auch Schulleiterin Tanja Hartrumpf von der Gumbert-Grundschule in Düsseldorf. Zwar erhalten Eltern „irgendwann eine SMS“, weil die Labore jedoch überbelastet sind, kann es auch mal mehr als 24 Stunden dauern, bis Eltern ein Testergebnis ihrer Sprösslinge erhalten.
Um den Laboren den Druck zu nehmen, sollen an Düsseldorfer Grundschulen keine Pool-Testungen mehr durchgeführt werden, verrät Hartrumpf. Welche Alternativen es gibt, wisse die Schulleiterin aber nicht. „Wir warten jetzt auf Anweisungen von Landesgesundheitsministerium, wie wir weiterverfahren können.“
Lehrergewerkschaft GEW: „Stümperhafte Vorkehrungen“
Die Information unserer Redaktion, dass die Lolli-Tests für Grundschüler vor dem Aus stehen, bestätigte das Schulministerium schließlich. Die Teststrategie müsse angepasst werden, hieß es von NRWs-Schulministerin Yvonne Gebauer. Man wolle stärker auf Antigen-Selbsttests setzen, weil die Labore nicht mehr hinterherkämen. Die für Lehrer zuständige Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW übt aufgrund der Unsicherheiten für Grundschüler harsche Kritik an der Landesregierung. „Dass Labore erklären müssen, dass sie mit der Auswertung der Tests nicht hinterherkommen ist eine Bankrotterklärung“, so Vorsitzende Ayla Celik. Zwar sei das Testkonzept in der Theorie gut, dass Kinder durch Rückstellproben gesondert getestet werden können und damit auch ihre Quarantäne verkürzen können. Dass die Labore aber nun an der Kapazitätsgrenze sind, zeige, dass das Konzept in der Realität nicht funktioniert.
Dass die Alternativen derzeit erst ausgelotet werden, wie der Schulbetrieb an Grundschulen in der Region aufrecht erhalten werden kann, kann Celik ebenfalls nicht verstehen: „Notfallpläne für Schulen gibt es nach zwei Jahren Pandemie scheinbar immer noch nicht. Dabei betont das Land immer wieder, wie wichtig Präsenzunterricht ist. Aber es ist schon unglaublich, wie stümperhaft Vorkehrungen getroffen oder eben nicht getroffen werden.“
Dennoch nimmt Ayla Celik die Landesregierung weiter in die Pflicht: „Eltern wissen nicht, wie es weiter geht. Es ist auch eine psychische Belastung für die Kinder und Lehrer, wenn sie nicht wissen, wie der Unterricht für sie aussieht. Deswegen muss das Land einen Rahmen schaffen, um Präsenzunterricht zu gewährleisten.“