Düsseldorf..

Beim New Faces Award in Düsseldorf hieß es für manche Semipromis: ganz tapfer sein. Vor allem, wenn sie ihren Namen buchstabieren mussten. Andere machten freiwillig Mätzchen.

Der Abend in den Düsseldorfer Rheinterrassen fängt nicht gut an für die schöne, blonde Sarah Knappik. Irgendein Ignorant mit einem Fotoapparat vor dem Gesicht ruft ständig „Cora”. Kennt der Mann am roten Teppich nicht die Achtplatzierte der dritten Top-Model-Staffel von Heidi Klum? Sowas. Birgit Gräfin von Bentzel trifft es noch härter. Die RTL-Sportmoderatorin muss sogar ihren Namen in den Block eines Journalisten diktieren. Kein Pickel könnte einen Promi schlimmer entstellen als diese Frage.

Aber so ist es das in einer Welt, in der es kaum noch einer unter der Berufsbezeichnung „Superstar” tut: Selbst jene, die gezwungen sind, sich täglich mit der Kamera an ihre Fersen zu heften, verlieren schon mal den Überblick. Auch beim Modewettbewerb „New Faces Award” samt Party der Illustrierten „Bunte” am späten Montagabend.

Wer breiter ist als ein Din-A-4-Blatt, für den wird es eng

In der 20 Meter langen Boxengasse drängen sich die Fotografen. Wer breiter ist, als ein Din-A-4-Blatt, auf den der Name seines Arbeitgebers gedruckt ist, für den wird es eng. Leichter Schweißgeruch wird sich gleich mit der Wucht schwerer Parfums vermischen. Denn nun folgt der Auftrieb derer, von der längst nicht mehr nur die Bunte behauptet, sei seien wichtig. Früher mussten man seine Herde nach Oklahoma treiben, jetzt führt der Weg nur zum Partysaal. Man muss natürlich sämtliche Vorabendserien und Casting-Shows kennen, um nicht zu rätseln, wer da gerade dauerlächelt.

Und sie machen artig, was man ihnen fürs Foto befiehlt. „Bisschen enger kuscheln”, schreit ein Fotograf ein Pärchen an, „geht da noch was?”, eine Kollegin kreischt sich ihre Objekte geradezu herbei. „Heb’ mal das Beinchen!” ruft sie einer Blondine zu, die kaum mehr wiegt als die Summe ihrer Kleidungsstücke. Und die hebt das Beinchen. Ob sie noch andere Kunststückchen kann, lässt sich nicht mehr herausfinden. Der Nächste bitte.

Ob die Nichtfotografierten suizidgefährdet sind?

„Tommy, bleib doch mal stehen”, fordert einer. Überflüssig, denn Tommy würde vermutlich am liebsten bis morgen Mittag stehenbleiben. „Ich brauch’ Action”, dröhnt ein bulliger Glatzkopf am Auslöser. Na bitte, selbst Fernsehtante Birgit Schrowange, in dieser Piepmatz-Kolonie mit 52, pardon, fast schon etwas großmütterlich, dreht sich zur Seite. Wie keck.

Alle stehen hübsch an für ihren Spaziergang über den roten Teppich, ein Überholmanöver birgt das Risiko, übersehen zu werden. Ein Albtraum, der die Vorstellungskraft sprengt. Wer nicht prominent genug ist fürs Bild, der wird charmant gebeten, weiter zu gehen. „Durchlaufen!” „Aus dem Bild weg!” Ob die Nichtfotografierten suizidgefährdet sind, wird schon bald Thema einer Doktorarbeit sein. Messechef Werner Dornscheidt hat Glück. Wenigstens der Lokalfotograf ruft seinen Namen.

„Ich hab bei mir erste Falten entdeckt”

Die hagere RTL-Promiexpertin hat sich derweil mit dem Mikrofon ein Model geangelt, über dessen Identität bei den Kollegen schon wieder debattiert wird. „Ich hab bei mir erste Falten entdeckt”, flötet das grazile Fräulein und meint nicht die in ihrem hellen Kleidchen. „Aber man muss zu seinem Alter stehen”, sagt sie den Fernsehzuschauern so tapfer, als plante sie bereits den Einkauf von Rheumasalbe. Sie ist 23. Und weil man mit dem Zweiten besser sieht, darf sie’s der Kollegin vom ZDF daneben noch einmal erzählen. Wenn Gebührengelder so eingesetzt werden, zahlt man sie ja gern.

Die Nachrichtenbörse läuft auf Hochtouren, Monica Ivancan, besser bekannt als Oliver Pochers Ex-Freundin, verrät, dass sie gerne nette Männer treffen möchte. Auf diesem Wege sicher billiger, als eine Anzeige zu schalten. Und Verona Pooth (nicht in Kik), die zu allem Überfluss den Abend als Moderatorin durchplappern soll, meldet, dass sie nicht schwanger sei. Die ARD plant keinen aktuellen Brennpunkt dazu.

Man hört Kai Ebel lieber beim Antworten zu als beim Fragen

In Ermangelung anderer Gesprächspartner wird sogar RTL-Rennreporter Kai Ebel gefragt, wohin er in Urlaub fährt. Das interessiert natürlich höchstens seine Frau, aber man hört Kai Ebel lieber beim Antworten zu als beim Fragen.

Eine Stunde ist rum, der Kameratross rauscht in den Saal. Dort erinnert Verona Pooth in ihrem Modereferat gerade daran, dass der typische Deutsche früher weiße Socken in Sandalen trug. In dieser Kostümshow wäre das am Montagabend mal eine willkommene Abwechslung gewesen.

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