Düsseldorf. Heftige Kritik am Sicherheitsdienstleister DSW. Freitag Nachmittag erneut lange Wartezeiten. Chaotische Zustände für Passagiere. Flüge verspätet.

In die Diskussion um die teils chaotischen Zustände vor den Fluggastkontrollen am Düsseldorfer Flughafen und beim Sicherheitsdienstleister DSW hat sich die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) eingeschaltet. Nach einem Treffen mit dem Betriebsrat des Deutschen Schutz- und Wachdienstes (DSW) am Düsseldorfer Flughafen hat sie sich mit den Beschäftigten solidarisch erklärt.

Alle Flüge seit 14 Uhr verspätet

Wie wichtig das ist, bestätigte sich für die Abgeordnete am Freitag, 6. Mai: Erneut bildeten sich wegen Überlastung der Mitarbeiter und Personal-Fehlplanungen lange Warteschlangen abfliegender Passagiere vor den Sicherheitskontrollen. Abfliegende Passagiere stauten sich vor den Sicherheitsschleusen in einer Schlange bis in die Check-in-Halle. Ab 14 Uhr sind alle startenden Flüge verspätet. Airlines machen das bewusst, um möglichst viele in der Schlange stehenden Passagiere noch mitnehmen zu können.

Flughafen gibt Wartezeiten nicht korrekt an

Eine Reise-Gruppe auf dem Weg nach England stand 50 Minuten in der Schlange – und hatte die Sicherheitsschleuse immer noch nicht erreicht. „Wir haben Angst, unseren Flug zu verpassen“, sagte ein Reisender unserer Redaktion. Was besonders ärgerlich ist: Der Flughafen gibt in der App und an den Anzeigentafel die Wartezeit an: „15-20 Minuten“. „Eine Lüge“, sagte uns ein DSW-Mitarbeiter.

Laut Gewerkschaft Verdi fehlten am Freitag und auch schon am Donnerstag 80 Mitarbeiter in den Schichten. Bereits am Freitag, 29. April, fehlten mit 100 Leuten die Hälfte des von der Bundespolizei bei DSW angeforderten Personals. Vom Nachmittag bis zum Abend gab es teils chaotische Zustände.

Offener Brief an DSW-Mitarbeiter

Die Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) erhebt schwere Vorwürfe gegen den Sicherheitsdienstleister DSW.
Die Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) erhebt schwere Vorwürfe gegen den Sicherheitsdienstleister DSW. © Unbekannt | Privat

In einem offenen Brief an die DSW-Mitarbeitenden schildert die Düsseldorfer SPD-Abgeordnete, der Arbeitgeber bewerte Betriebsratsarbeit „nach Gutsherrenart als notwendig oder nicht notwendig“, verweigere Rechte und Lohn für angeblich nicht notwendige Arbeit und verhalte sich damit „wie im Feudalismus“. Beschäftigte müssten so andauernd ihr Recht vor Gericht einklagen. Angesichts der zahlreichen Verstöße gegen Gesetze und Vorschriften fragt die promovierte Juristin: „Ist das noch Deutschland oder wo sind wir hier überhaupt?“ Man habe beim Vorgänger-Unternehmen Kötter, das im Juni 2020 von DSW abgelöst wurde, „schon angenommen, schlimmer wird‘s nimmer. Doch alle Missstände steigerte der DSW noch einmal!“

Leidtragende seien auch die Passagiere durch lange Schlangen und unnötige Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen. Und auch die Fluggesellschaften, die in Düsseldorf oft ihre Flüge bewusst verspäten, damit an der Sicherheitsschleuse wartende Passagiere möglichst noch ihre Flieger erreichen. Der Flughafen, in dessen Aufsichtsrat Zanda Martens Mitglied ist, erleide dadurch immensen Imageverlust.

Hoffen auf politische Lösung

Immer wieder müssen genervte Fluggäste in Düsseldorf lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Wegen der Wartezeiten sind auch immer wieder Abflüge verspätet.
Immer wieder müssen genervte Fluggäste in Düsseldorf lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Wegen der Wartezeiten sind auch immer wieder Abflüge verspätet. © Unbekannt | verdi

Die Bundestagsabgeordnete hofft auf eine politische Lösung: „Ich bin überzeugt davon, und DSW bestätigt uns ständig darin, dass solche Aufgaben nicht in die Hände privater, vom Bundesinnenministerium beauftragter Dienstleister gehören und deshalb wieder zurück in die öffentliche Hand müssen!“ Die Umstände hierfür seien gut: „Ich bin im Bundestag, Thomas Kutschaty wird hoffentlich bald der neue Ministerpräsident und an der Spitze des Bundesinnenministeriums darf endlich eine Sozialdemokratin Nancy Faeser gestalten.“ Bessere Voraussetzungen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann es kaum geben, so Martens im Brief an die Beschäftigten von DSW.

Unterdessen kam es auch Donnerstag morgens und nachmittags sowie am Freitag, 6. Mai, ab nachmittags zu überdurchschnittlich langen Wartezeiten. Abfliegende Passagiere stauten sich vor den Sicherheitsschleusen in einer Schlange bis in die Check-in-Halle. Laut Gewerkschaft Verdi fehlten am Donnerstag 80 Mitarbeiter in den Schichten. Am Freitag, 29. April, fehlten mit 100 Leuten die Hälfte des von der Bundespolizei bei DSW angeforderten Personals. Vom Nachmittag bis zum Abend gab es teils chaotische Zustände.

Verärgerung über die Situation bei der Gewerkschaft Verdi

Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim sagt, dass auch die Bundespolizei gefordert ist und endlich durchgreifen muss.
Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim sagt, dass auch die Bundespolizei gefordert ist und endlich durchgreifen muss. © Unbekannt | Lars Heidrich

Gewerkschaftssekretär Özay Tarim von Verdi ärgert sich über die Situation, die seit dem Einstieg der DSW bei den Fluggastkontrollen im Juni 2020 andauert: „Die schaffen es nicht, zu Stoßzeiten ausreichend Leute einzusetzen, um möglichst viele Schleusen zu besetzen.“ Der für Luftsicherheitsassistenten (Fluggastkontrolleure) an NRW-Flughäfen zuständige Özay Tarim ist auch verärgert, dass die DSW-Mitarbeiter zu den Stoßzeiten am Düsseldorfer Flughafen praktisch im Akkord arbeiten. Nicht von ungefähr gebe es bei DSW, die in Düsseldorf etwa 1000 Mitarbeiter beschäftigt, eine überdurchschnittliche Krankheitsquote von 20 Prozent.

Auch Bundespolizei ist gefordert

Tarim fordert die Politik auf, endlich zu handeln und die Fluggastkontrollen in staatliche Hände zu legen, statt sie gewinnorientierten Firmen zu überlassen. Auch die Bundespolizei, für die DSW die Flugsicherheitskontrollen durchführt, sei gefordert. Tarim versteht nicht, warum sich die Bundespolizei diese Situation in Düsseldorf anschaut, ohne dass sich etwas für Mitarbeiter und Fluggäste bessert. Tarim am Freitag: „Die Bundespolizei als Auftraggeber schaut auch heute wieder zu. Das ist unverantwortlich!“