Dinslaken. Flamencogitarristen stellen die Vorstellungen von klassischer Gitarre, Jazz und Rock auf den Kopf. So reagierte das Publikum auf die einmalige Show.
Die SAP Arena in Mannheim ist bereits für den 15. November 2025 gebucht. Aber bevor Jan Pascal und Alexander Kilian dort ihre Fans mit ihren ganz eigenen Interpretationen von Stadionrock im passender Kulisse begeistern werden, muss sich auch eine internationale Ausnahmeerscheinung wie Café del Mundo erst seine Sporen in Dinslaken verdienen. Am Samstag gab das Duo sein Debüt bei der Jazz Initiative Dinslaken im Ledigenheim Lohberg. Und weil das Konzert seit Juni ausverkauft war, setzte der Verein ein Zusatzkonzert am Sonntag an. Da dafür die Karten aber auch wieder schnell vergriffen waren, dürfen Café del Mundo nun im nächsten Sommer ins Burgtheater. Und auch da lohnt es sich, schnell bei den Tickets zuzugreifen (siehe Infobox).
- Die NRZ Dinslaken auf Whatsapp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Facebook: Hier kostenlos die Seite abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Instagram: Hier kostenlos die Seite abonnieren
„Guitarize the World“ lautet der Wahlspruch von Café del Mundo, das auf seinen Flamencogitarren auf hohem musikalischen Niveau eine breite Hörerschaft mit Bearbeitungen von Hits von Coldplay, U2, Michael Jackson und Johann Sebastian Bach begeistert, wie es stilübergreifend und zugleich fulminant virtuos seit Paco de Lucía keiner mehr vermochte.
Das letzte Album spielten die beiden Gitarristen in den legendären Londoner Abbey Road Studios zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra ein. In Dinslaken konnte man sie pur erleben, zum Schluss sogar ohne jegliche Verstärkung. Gypsy Jazz, quasi Django Reinhardt mal zwei. Da lag den beiden, die sich dafür lässig auf die Bühnenkante setzten, das Publikum im Saal schon lange zu Füßen.
Orient und Okzident
Café del Mundo: Der Name ist Programm, in diesem „Café der Welt“ trifft sich alles. So wie es im Flamenco, der in sich eine Begegnung von Orient und Okzident ist, schon angelegt ist. Jan Pascal und Alexander Kilian beherrschen ihn perfekt, besonders letzter besticht nicht nur mit Rasanz, sondern einem ausgesprochen schönen Ton auf der Gitarre. Sein Melodiespiel färbt er mit einer Mischung aus hartem Zwei-Finger-Wechselschlag und druckvollem Spiel mit dem Daumen: Das allein ist schon hörenswert. Und im Zugabenblock schließlich spektakulär...
Auch interessant
Flamenco. Bei Café del Mundo nichts für Puristen, sondern für alle, die heißen Rhythmen und die Virtuosität dieser Sparte der Gitarrenmusik lieben. Aber ohne diese Weltoffenheit ginge es für die beiden Gitarristen - der eine klassisch geprägt, der andere studierter Jazz-Gitarrist - auch gar nicht. „Winterhauch“ ist der Name des Programms vom Wochenende und der gleichnamigen CD. Kein eisiges Gefühl (obwohl dies wohl mal Pate für den Namen stand), sondern ein Hochplateau im Odenwald. Die beiden Franken setzen diesem ihr musikalisches Denkmal. Und dies mit dem wärmenden Feuer des Flamenco Andaluz.
Das aktuelle Projekt: eine 80er-Jahre-Playlist
Gegensätze, die sich zu etwas Neuem reiben und vereinen: Bach trifft Carlos Santana. Noch nie hat man „Scarborough Fair“ so rasant gehört wie in der Flamenco-Fassung von Café del Mundo. Violin-Virtuosen von August Wilhemj, der im 19. Jahrhundert Bachs Air bearbeitete, bis zur U.S.-Amerikanerin Lindsay Sterling („Crystallize“) finden in Alexander Kilian ihren Gegenpart auf sechs Saiten. Aktuell spielt Café del Mundo eine 80er-Jahre-Radio-Playlist in seinem eigenen Stil ein. Und den lebhaftesten Gegensatz stellen die beiden Gitarristen selbst dar - obwohl sie sich beide kongenial der Flamencogitarre verschrieben haben. Jan Pascal ist der Komponist fürs Gefühlvolle und Moderator mit Hang zum Poetischen, Alexander Kilian konterkariert dies mit Humor. Und er ist es auch, der das Publikum anfeuert: Mitklatschen, Mitsingen. Stehen und Jubeln erledigen die Fans von alleine.
Café del Mundo im Burgtheater
Die Sommerkultur 2025 im Burgtheater Dinslaken steht, das Gesamtprogramm wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Eine erste offizielle Ankündigung machte Thomas Termath am Samstag im Ledigenheim: Café del Mundo tritt am Dienstag, 19. August, mit dem Sommerprogramm „Guitarize the World“ im Burgtheater auf. Der Vorverkauf hat begonnen. Bis zum 30. November gibt es Tickets zum Frühbucherpreis ab 29 Euro in der Stadtinformation am Rittertor und über Reservix.
Café del Mundo brauchen keine Tontechnik. Aber wenn zu „Viva la vida“ die Lichter tanzen und das Publikum singt, breitet sich Stadionatmosphäre im Ledigenheim aus. Und sensationell ist es, wenn die beiden zum Schluss ihre Konzertgitarren mit Nylonsaiten elektrisch verzerren und ohne Plektrum, sondern mit der Flamenco-Technik der rechten Hand den Angus Young machen. „Highway to Hell“, der Weg von Café del Mundo führt woanders hin: Nach oben!