Dinslaken. Der DKV startete in seine 66. Session und stellte das neue Stadtprinzenpaar vor. Warum vor allem die Vorstellung der Prinzessin so besonders war.

Hoppeditz liegt auf der Bühne des Ledigenheims und schnarcht. Auf die Weckrufe der Blau-Weißen Funken reagiert er, wie andere morgens auf den Wecker: „Lasst mich, es ist viel zu früh“. Stimmt. Der DKV Blau-Weiß Dinslaken startete drei Tage vor dem 11. November, dem offiziellen Beginn der fünften Jahreszeit, in den Karneval. Aber die ohnehin dieses Mal sehr lange Session zu verlängern, dafür gab es zwei triftige Gründe. Hinweise auf den ersten fanden sich überall im Saal: Die Zahl 66 war allgegenwärtig, der DKV feiert ein jeckes Jubiläum.

Der zweite Grund allerdings war eine faustdicke Überraschung: Dem Hoppeditz stand, kaum dass er sich doch verfrüht aus dem Schlaf hat wecken lassen und seine Reime dem Publikum vortrug, eine gewaltige Verwandlung bevor: Hoppeditz Jakob Buschmann kehrte im Laufe des Abends auf die Bühne zurück: Prächtig gekleidet, strahlend und bereit zur Inthronisation als Jakob I. Als er in den Saal einzog mit einem seligen Lächeln im Gesicht, in das „einmal Prinz zu sein“ für alle sichtbar geschrieben war, erklärte sich dann auch, warum nach dem Tanz der Blau-Weißen Fünkchen von den beiden Trainerinnen nur Emely Heßelmann von Sitzungspräsident Sven Burre-Jacobi auf die Bühne geholt wurde: Kira Köchl trug wohl schon ihr prachtvolles dunkelblaues, glitzerndes Schleppenkleid: Sie ist die neue Stadtprinzessin Kira I: Und das wusste zuvor nicht mal ihre Mutter Kirsten, die im Vorstand des DKV aktiv ist.

Auf die Weckrufe der Blau-Weißen Funken reagiert der Hoppeditz, wie andere morgens auf den Wecker: „Lasst mich, es ist viel zu früh“.
Auf die Weckrufe der Blau-Weißen Funken reagiert der Hoppeditz, wie andere morgens auf den Wecker: „Lasst mich, es ist viel zu früh“. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Ein Ständchen für die Oma der Stadtprinzessin

Die Überraschung war also perfekt. Und die Wahl zugleich schlüssig. Kira I. ist seit 2010 eine Blau-Weiße, Gardetänzerin, Trainerin und die erste in der 66-jährigen Vereinsgeschichte, die eine Kinderprinzessin war und aus der eine (Stadt-)Prinzessin wurde. Sie erhielt ihre Insignien von ihrer Vorgängerin, der Stadtlieblichkeit Sarah I. von der KG Rot-Gold. Jakob I. ist erst seit 2017 dabei, hat aber eine rasante Karriere hingelegt: Tänzer, Hoppeditz, Sitzungspräsident und nun Stadtprinz. Die Insignien inklusive eines Federschmucks von mindestens 1,50 Metern Länge verlieh ihm die Vereinsvorsitzende Claudia Bodstein, zu den ersten Gratulantinnen gehörte Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, die vom Rundgang über die Martinikirmes direkt ins Ledigenheim gekommen war - nach dem traditionellen Umtrunk neben dem Riesenrad in bester Laune, wie sie selbst auf der Bühne erklärte. Und dann rückte auf einmal noch eine ganz andere Person in den Mittelpunkt: Nicht das Stadtprinzenpaar, nicht die Eltern der beiden und ihre jeweiligen Partner bzw. Partnerin, sondern die Oma von Kira I.: Die feierte im Saal ihren 74. Geburtstag und fand sich auf einmal sichtlich freudig-gerührt auf der Bühne neben ihrer gekrönten Enkelin wieder - nachdem der ganze Saal ein „Happy Birthday“ angestimmt hatte.

Ein strahlendes Stadtprinzenpaar: Prinz Jakob I. und Prinzessin Kira I. wurden zum Sessionsstart des DKV Blau-Weiß Dinslaken inthronisiert.
Ein strahlendes Stadtprinzenpaar: Prinz Jakob I. und Prinzessin Kira I. wurden zum Sessionsstart des DKV Blau-Weiß Dinslaken inthronisiert. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Gerührt wären wohl auch die Vereinsgründer von vor 66 Jahren, wenn sie erleben würden, wie gut ihr Verein in der Session 2024/25 aufgestellt ist, meinte Ehrenpräsident Ludwig Wansing schon zu Beginn des Abends. Sven Burre-Jacobi bestätigte dies - und alle im Saal konnten sich auch selbst davon überzeugen: Die Jugendarbeit des Vereins hat das Niveau aus der Vor-Coronazeit erreicht. Die Jüngsten, die Blau-Weißen Fünkchen, sind mit 17 Mitgliedern nicht nur zahlenmäßig wieder stark, sie zeigten auch eine ihrer stärksten Darbietungen: Reichlich potential für die Zukunft. Die Schwester von Kinderprinz Finn I. tanzt in der Garde (er selbst ist Mitglied der Jugendfeuerwehr), Kinderprinzessin Sophie ist ebenfalls Funke, war in der letzten Session bereits Pagin. Klar, dass die kleinen und großen blau-weißen Tollitäten auch selbst in dieser Session auf der Bühne singen und tanzen: Und das mit einer mitreißenden Freude, die auf die Menschen im Saal übersprang.

Ämter und Ehrungen

Jakob I (Buschmann) und Kira I. (Köchl) sind das Dinslakener Stadtprinzenpaar der Session 2024/25. Neben ihren Insignien erhielten sie, ebenso wie Tanzgarden-Trainerin Carina Jülkenbeck, den Verdienstorden des LRN in Bronze durch dessen Vorsitzenden Marc Sarres. Dem Stadtprinzenpaar zur Seite stehen die Pagin Jill Heßelmann und Adjudant Erik Berger. Den Hausorden des DKV verlieh die Vereinsvorsitzende Claudia Bodstein an das Ehepaar Regina und Frank Barwenczik.

Fünkchen, Funken und Sterne tanzten in Hochform, für Stimmung im Saal sorgte zudem das Fanfarenkorps des C.C.L. Wesel und das Kölsche-Lieder-Duo „Die zwei lustigen Drei vom Niederrhein“. Aber der DKV unterstützt auch eine ganz besondere Kampagne: „Ruhe im Saal“. Damit wird Respekt für die Büttenredner gefordert, etwas, das in den vergangenen Jahren immer mehr verschwand. Von der aufmerksamen „Ruhe im Saal“ profitierte dann die „Kuhstall-Liesel“ Thilly Meesters aus Neuss mit ihren Gags über den ewig im Weg herumsitzenden Ehemann Herbert und anderen Problemchen. Bindehautgewebe zum Beispiel.

Eine weitere Aktion, der sich der DKV anschloss, setzt dagegen auf Party: Sein Vereinswappen ist mit dem der anderen Dinslakener Vereine HCC, KG Rot-Gold, „We sind wer dor“ und die „Pinguine“ auf einem Pin vereinigt, der zur Unterstützung der Altweiber-Party am 27. Februar auf dem Altmarkt für fünf Euro verkauft wird.