Hünxe/Wesel. An der A3 in Hünxe wurde ein Hund ausgesetzt, den niemand zu kennen schien. Nun hat sich die Besitzerin beim Tierheim Wesel gemeldet - aus Oberhausen.
Erinnern Sie sich noch an Freddy? Den kleinen Mischlingshund mit den traurigen Augen, der Anfang September an der Autobahnraststätte an der A3 bei Hünxe ausgesetzt wurde? Das Tierheim Wesel hatte den Hund aufgenommen, mit Foto und Video auf Facebook nach dem Besitzer gesucht. Beides wurde tausendfach geteilt - aber niemand meldete sich. Niemand vermisste den putzigen Kerl, niemand erkannte ihn wieder - sehr ungewöhnlich. Freddy - diesen Namen haben die Mitarbeiter des Tierheims dem einsamen Vierbeiner gegeben, denn es gab keine Hinweise auf seine Identität, kein Halsband, keinen Chip. Die NRZ berichtete damals über den wohl einsamsten Hund im Kreis Wesel. Nun gibt es eine neue Entwicklung: Die Besitzerin ist jetzt bekannt.
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„Wurde ich eventuell absichtlich vergessen oder gehöre ich zu einem Lkw-Fahrer, der ohne mich losgefahren ist?“ - das fragte das Tierheim damals. Es könne sein, dass der Hund von weiter her komme, hieß es weiter - eben weil niemand ihn zu erkennen schien. Auch die Besitzerin des Hundes hat den Bericht in der NRZ gelesen - und sich daraufhin beim Tierheim gemeldet. Sie kommt aus Oberhausen. Freddy, eigentlich Chico wird im November acht Jahre alt. Die Besitzerin hat den Mitarbeitenden des Tierheims erklärt, dass sie schon längere Zeit mit dem Hund Probleme habe. Denn Chico kann absolut nicht alleine bleiben und bellt dann die ganze Zeit über. Es habe deswegen bereits Probleme mit dem Vermieter und Nachbarn in Oberhausen gegeben. Eine Nachbarin habe ihr angeblich erklärt, einen Platz für Chico gefunden zu haben. Wie der Hund dann aber an die Raststätte Hünxe gekommen sei, das habe die Besitzerin nicht sagen können. Aber sie hat dem Tierheim den Rüden nun offiziell überschrieben.
Immer mehr Tiere ausgesetzt
Laut Tierheim Wesel werden in letzter Zeit immer mehr Tiere ausgesetzt. Innerhalb weniger Tage sind allein 21 Katzen im Tierheim angekommen. Die letzte wurde am Dienstag in einer Box in Schermbeck an der Kilianstraße abgestellt - mit einem Zettel versehen: „Hauskater, kastriert, Türkische Angora Mischling, Bitte ins Tierheim“.
Tiere auszusetzen sei eine Straftat, darauf macht das Tierheim Wesel aufmerksam. Das Tierheim gerate zwar mittlerweile an seine Grenzen. Dennoch finde immer eine Lösung - etwa über die Privatvermittlung, so Daniela Möllmann. Das Tierheim hat derzeit etwa zwei Dutzend Hunde aller Größen und knapp 50 Katzen aller Altersklassen in der Vermittlung. Zu jedem Tier gibt es eine Geschichte und Bilder auf der Homepage des Tierheims. Kontakt und Terminvereinbarung etwa für Interessenten unter Tel. 0281 / 56699.
Kein Hund für „Couchpotatoes“
Das Tierheim hofft nun, ein Zuhause für Chico zu finden. Er vertrage sich mit anderen Hunden, habe auch mit einem anderen Rüden zusammengelebt, und könne auch in Familien mit Kindern ab zwölf Jahren vermittelt werden, so das Tierheim. Chico sei „kein Opa-Hund“, sagt Mitarbeiterin Daniela Möllmann. Der Mischling sei sehr agil und renne gerne. „Chico gehört nicht zum alten Eisen und muss gefördert werden und eignet sich daher weniger für Couchpotatoes“, heißt es auf der Homepage des Tierheims. Der Hund sei „sehr gelehrig“. An der Leinenführigkeit und Geduld müsse noch gearbeitet werden, Chico hat es eben eilig, die Welt zu erkunden und zieht schonmal kräftig. Das habe sich aber während seiner Zeit im Tierheim schon deutlich gebessert.
Sein größtes Problem sei, dass er „überhaupt nicht alleine bleiben“ könne und dann die ganze Zeit über belle. Es sei zwar nicht völlig unmöglich, dass man mit Hilfe eines Hundetrainers daran arbeite, so Daniela Möllmann. Am besten aber komme der quirlige Rüde zu aktiven Menschen, die viel in der Natur unterwegs seien und „die ihn entweder mit zur Arbeit nehmen können oder z. B. im Homeoffice arbeiten oder wo immer jemand Zuhause ist.“
Gibt es ein Happy End für Chico?
Als sie die Geschichte von Chico gelesen haben, haben spontan viele Menschen Interesse an dem Hund gehabt, berichtet Daniela Möllmann. Dass Chico nicht alleine bleiben könne, habe aber viele abgeschreckt. Dennoch gibt es Hoffnung: Am Wochenende hat Chico ein Date, einen Kennenlerntermin mit möglichen neuen Besitzern. Wenn es passt, werden Gassi-Termine vereinbart, Chico darf einen Tag das mögliche neue Zuhause kennenlernen. Wenn dann weiterhin alles passe, stehe einer Vermittlung nichts mehr im Wege - und einem Happy End für den traurigen Chico.