Dinslaken. Jäger Axel Tiede steht frühmorgens auf, um Rehkitze aus Wiesen in Dinslaken zu retten. Darum brennt er so für dieses ehrenamtliche Engagement.
Frühmorgens ist Jäger Axel Tiede momentan auf der Pirsch – aber nicht, um zu jagen, sondern, um Rehkitze zu retten. Der Monat Mai ist die Setzzeit, das heißt, die Ricken setzen die Kitze nach ihrer Geburt im hohen Gras von Wiesen ab und ziehen sich selbst ins Dickicht zurück. Da die Jungtiere noch keinen Eigengeruch haben, können sie auch nicht so leicht gefunden werden – das kann ihnen zum Verhängnis werden, wenn Landwirte ihre Wiesen und Felder mähen.
Damit die Kitze nicht sprichwörtlich unter die Räder kommen, engagiert sich Axel Tiede, Vorsitzender des Vereins Kitzrettung Dinslaken/Soonwald e.V., gemeinsam mit seinen sieben Vereinskollegen für die Jungtiere. Und zwar erfolgreich. Im letzten Jahr konnte der noch junge Verein in seiner ersten aktiven Saison 60 Rehkitze retten, in diesem Jahr waren es bereits 38.
Suche mit Wärmebildkamera funktioniert am besten morgens
Die Landwirte seien verpflichtet, sich mit den Jagdpächtern in ihrer Umgebung in Verbindung zu setzen, erklärt Axel Tiede, dadurch entstehe auch der Kontakt zu seinem Verein. Bevor eine Wiese gemäht wird, suchen zwei Mitglieder des Vereins das hohe Gras ab und prüfen, ob sich darin Jungtiere verbergen. Mit einer Drohne wird die Wiese abgesucht, denn die Tiere sind so gut getarnt, dass sie für das menschliche Auge kaum zu erkennen sind. Dank einer Wärmebildfunktion können die Kitze ausfindig gemacht werden, denn die warme Körpertemperatur unterscheidet sich von der kühleren Umgebungstemperatur. Daher finden die Einsätze auch frühmorgens, meist zwischen 5 und 6 Uhr, statt.
Wurde ein Rehkitz geortet, geht einer der beiden ehrenamtlichen Helfer in die Wiese und wird über Funk zum Ablageort geleitet. Das Kitz wird dann in einen Wäschekorb oder eine Kiste gesetzt und weggebracht. Die Helfer tragen Handschuhe und betten das Kitz mit Gras um, damit es keinen menschlichen Geruch annimmt. In dem abgedunkelten Korb wartet es dann so lange, bis die Wiese gemäht worden ist. Dann wird es in der Nähe des Fundortes wieder am Rand der Wiese abgesetzt – und ruft nach der Mutter, die ihr Kind abholt. „Dann gibt es erst einmal einen Schluck an der Milchbar“, erzählt Axel Tiede. Manchmal kann er die Szene noch beobachten, bevor Mutter und Kind wieder verschwinden.
Verbundenheit mit der Natur im Ehrenamt
Zehnmal war Axel Tiede dieses Jahr schon im Einsatz, unter anderem in Oberlohberg. Für ihn ist es ein schönes Gefühl, ein Rehkitz zu retten: „Da geht einem das Herz auf.“ Manchmal sind die Tiere noch so jung, dass die Nabelschnur noch dran ist. Es sind die Verbundenheit mit der Natur und den Tieren und der „Respekt vor der Kreatur“, die Axel Tiede zu seinem ehrenamtlichen Engagement motivieren.
Auch die Landwirte seien darüber sehr froh, weiß der Jäger, die Rückmeldung sei „absolut positiv“. Um die Rehkitze retten zu können, schaffte der Verein zwei Drohnen an, die zum Teil aus Landesmitteln gefördert wurden, der Großteil wurde jedoch mit Eigenkapital finanziert. Außerdem haben die Vereinsmitglieder einen Flugschein absolviert. Mühen, die sich für Axel Tiede lohnen: „An erster Stelle steht das Kitz.“
Wer den Verein Kitzrettung Dinslaken/Soonwald e.V. unterstützen möchte, kann sich per E-Mail bei Axel Tiede melden: axel.tiede@gmail.com.