Voerde. Stephan Döhrn und Elke Driesch haben ihren Garten in Voerde verwildern lassen, um ein 6000 Quadratmeter großes „Paradies für Tiere“ zu bieten.
Zwischen dem hohen Gras findet sich eine Box mit angebauten Abwasserrohren, die als Futterhaus dienen. In einer anderen Ecke des Gartens steht ein selbstgebautes zwei mal zwei Meter großes Gehege, außerdem gibt es diverse Wasserstellen. Stephan Döhrn und Elke Driesch haben ihren 6000 Quadratmeter großen Garten in Voerde weitgehend verwildern lassen und kümmern sich um die Tierwelt, insbesondere um Igel. Anfang des Jahres haben sie sich der Igelhilfe Bocholt angeschlossen und helfen den stacheligen Vierbeinern auch im privaten Bereich.
„Wir haben hier Hummeln, Bienen, Kaninchen und bestimmt fünf, sechs Igel, von denen wir wissen. Das ist ein Eldorado für Tiere“, sagt Döhrn über den Garten, der in unmittelbarer Nähe zum Rhein liegt. Vor Kurzem sind dem Paar noch zwei Katzen zugelaufen, außerdem würden sich auch viele Vögel am Garten erfreuen, zum Beispiel die vielen Wasserstellen zum Trinken und Baden nutzen und bei warmem Wetter auch durch den Rasensprenger fliegen.
Döhrn und Driesch haben sich immer mehr mit der Igelhilfe beschäftigt
Doch das Hauptaugenmerk gilt den Igeln, deren Bestand in den vergangenen Jahren durch immer weiter schwindenden Lebensraum und viele Gefahren stark zurückgegangen ist. Vor zwei bis drei Jahren haben Döhrn und Driesch angefangen, Igel zu beobachten und sich dafür zu interessieren, „dadurch, dass wir hier so viele Igel haben, hat das sehr schnell eine Eigendynamik bekommen, dass wir uns da immer mehr reingedacht und engagiert haben“, sagt Driesch.
Die Igelhilfe Bocholt habe in den vergangenen Jahren eine Art Praxis für Igel aufgebaut, die das medizinische Equipment und ein Labor hat. „Wir staunen, wie diese Ehrenamtler sich da reingearbeitet haben, um eine richtige medizinische Betreuung für die Igel durchzuführen“, betont Driesch. Döhrn fügt an: „Die Akzeptanz, den Tieren zu helfen, wird immer größer. Das ist begrüßenswert und schön.“
Bei grundlegenden Dingen anfangen
Dabei könne man schon bei „Basics“ anfangen, findet Driesch, „dass die Menschen offenen Auges durch die Welt laufen und zum Beispiel wissen, dass Igel normalerweise am Tag nicht herumlaufen. Da sollte man hingucken, weil der Igel dann wahrscheinlich Hilfe braucht.“ Außerdem könnte man auch schauen, welches Futter man den Igeln hinstellen kann. Dabei muss man vorsichtig sein, da Igel ein sehr empfindliches Verdauungssystem haben, und zum Beispiel, entgegen der weit verbreiteten Annahme, auch keine Schnecken vertragen können.
Ein weiterer großer Irrtum sei, dass viele Leute meinen, wenn ein Igel im Winter unterwegs sei, gehe es dem Tier gut. „Der braucht unter Garantie Hilfe, muss eingesammelt und untersucht werden. Wenn Igel gesund sind, sind sie im Winterschlaf“, gibt Döhrn zu bedenken. Als Fazit könne man sagen, jeder Igel, der in der Winterzeit tagsüber unterwegs ist, sollte eingesammelt werden, ungeachtet seines Gewichts. Allerdings dürfen die Igel, wenn sie im Winter gefunden werden, nicht sofort Futter bekommen, sondern müssen erst einmal erwärmt werden.
Zwei Igel erfolgreich über den Winter gebracht
Im Igelgehege hatten Döhrn und Driesch auch zwei „Überwinterungsgäste“, denen sie Igelburgen gebaut haben. „Die sind dann kontrolliert ausgewildert worden“. Wie lange ein Igel braucht, um wieder fit zu werden, kommt auf den Zustand an. „Manche sind nach zwei bis drei Wochen wieder fit, andere brauchen Monate.“
Wenn die Igel zum Beispiel durch Mähroboter oder Kantenschneider verletzt worden sind, kann es einige Monate dauern. „Es gibt auch vereinzelt Fälle, in denen die Tiere Pflegefälle bleiben und man die Igel dann Tag und Nacht füttert, wie in einem Pflegeheim“, sagt Driesch. Neben Mähwerkzeug und mangelnder oder falscher Ernährung sind Pools oder tiefe Gartenteiche auch eine Gefahr für Igel. Zwar können sie gut klettern und schwimmen und würden aus flachen Teichen hinauskommen, „aber beim Pool fallen die runter und kommen nicht mehr heraus“, warnt Driesch. Drähte und Zäune, in denen sich die Igel verhaken können, sind ebenfalls gefährlich.
Darüber hinaus sind auch Mäuse-und Rattenfallen sowie Rattengift eine Gefahrenquelle. Oft sieht man auch überfahrene Igel. „Das kann man nicht immer verhindern, aber wenn man aufmerksam fährt und die Straßenränder im Blick hat, zum Beispiel auch für Hasen, kann man einiges vermeiden“, meint Driesch.
Facebook-Gruppe und Ortsgruppen für Igelfreunde
In der Facebook-Gruppe „Igelfreunde und die, die es werden wollen“ sind über 28.000 Mitglieder organisiert, die sich auf verschiedene Arten und Weisen um Igel kümmern. Unter anderem kann man sich bei Notfällen an die Gruppe wenden und bekommt innerhalb kurzer Zeit Hilfe. Darüber hinaus gibt es diverse Igelhilfe-Ortsgruppen, die Igelhilfe Bocholt hat beispielsweise rund 60 Mitglieder.