Dinslaken. Bei der Anwohner-Informationsveranstaltung zur geplanten Bebauung an der Flurstraße kochten die Emotionen hoch. Bürger wollen Initiative gründen.

Ein Zettel im Briefkasten überraschte jüngst die Anwohner der Flurstraße. Er setzte sie darüber in Kenntnis, dass in ihrer Nachbarschaft – auf dem Acker zwischen Emscher und Flurstraße – Wohnbebauung geplant ist (die NRZ berichtete). Eine Informationsveranstaltung versprach „nähere Informationen aus erster Hand.“ Allerdings gab es an dem Abend in der Albert-Schweitzer-Einrichtung mehr Fragen als Antworten. Etwa 120 Bürger waren nach Schätzung der Stadtverwaltung gekommen – am Ende der sehr emotionalen Versammlung standen Überlegungen, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Es geht, so war bei der Versammlung zu erfahren, um 1,4 Hektar des Ackers zwischen Claushof, Emscher und Flurstraße. Dort sollen, auch das war an dem Abend zu erfahren, 30 Wohneinheiten entstehen. Ein Teil der Fläche soll zudem der Emschergenossenschaft zur Renaturierung des Wasserlaufs zur Verfügung gestellt werden.

Fragen blieben offen

Die Anwohner hatten eine Reihe Fragen. Ob es sich bei der geplanten Wohnbebauung um Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhäuser handeln soll, etwa. Und wie die Zuwegung geplant ist. Denn schon jetzt herrscht an der Flurstraße morgens großes Gedränge: Die Anwohner fahren zur Arbeit, die Beschäftigten der Albert-Schweitzer-Einrichtung kommen mit dem Bus, die Einbahnstraßenregelung im Bereich der Flurstraße sorgt dafür, dass sich morgens der Verkehr auf der Konrad-Adenauer-Straße zwischen Heerstraße und B8 staut.

Zur Renaturierung der Emscher in dem Bereich konnten Planungsdezernent Dominik Bulinski und der Geschäftsführer der Dinslakener Flächenentwicklungsgesellschaft (DinFleg) Dominik Erbelding, die die Stadt Dinslaken bei der Versammlung vertreten haben, bereits eine recht detaillierte Planung präsentieren.

Aber wie der Verkehr abfließen, wie die Wohnbebauung aussehen soll, dazu gab es keine genauen Antworten, kritisierte ein Anwohner. Die Planungen stünden noch ganz am Anfang, die Bebauung werde sich dem Umfeld anpassen, habe es geheißen. Nur dies: Die Wohnbebauung werde sich an der Umgebung orientiere, über das Kooperative Baulandmodell der Stadt soll 30 Prozent bezahlbarer Wohnraum gesichert sein, die Flurstraße soll verbessert werden.

Es geht um mehr als die 1,4 Hektar an der Flurstraße

Weil es bei der geplanten Wohnbebauung nur um einen Teilplan eines größeren Vorhabens geht, gab es schon im Vorfeld der Versammlung Widerstand: Das städtische Konzept Wohnen 2030 sieht zwischen Bezirkssportanlage und Emscher insgesamt 44 Hektar mögliche Wohnbebauung vor. Der BUND fürchtet angesichts dessen um Streuobstwiesen und Brutplätze zahlreicher Vögel, die Kreisbauernschaft um landwirtschaftliche Flächen. Der Familienbetrieb des Ortsbauernvorsitzenden Johannes Vahnenbruck etwa hat die Fläche an der Emscher seit Jahrzehnten gepachtet. Im kommenden Sommer soll dort Mais wachsen, Futter für die Hühner des Hofs. Auch weitere Flächen auf den 44 Hektar Wohn-Potenzialfläche hat Vahnenbruck gepachtet. Er erinnert – auch angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs – daran, dass die Nahrungsmittelproduktion vor Ort gesichert sein muss. Ausweichflächen gebe es aber in Dinslaken nicht.

Anwohnerin Susanne Nasfi und andere äußerten zudem grundsätzliche Zweifel am gesamten Konzept „Wohnen 2030“, das einen Bedarf von knapp 2000 Wohneinheiten bis 2030 in Dinslaken sieht, und forderten ein aktuelles Monitoring.

So geht es weiter

Eine Unterschriftensammlung hat Susanne Nasfi bereits gestartet, nun überlegt sie gemeinsam mit anderen eine Bürgerinitiative zu gründen.

Das Thema wurde bislang nur im nicht-öffentlichen Teil der kommunalen Gremien behandelt. Nach NRZ-Informationen soll die Politik das Planverfahren aber noch im Dezember, in einer Sondersitzung des Planungsausschusses, auf den Weg bringen. Im Rahmen des Planverfahrens werden dann Gutachten etwa zu Artenschutz, Verkehr, Emmissionen eingeholt und mögliche Konzeptentwürfe unter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet. Wenn der Entwurf steht, wird er – ebenso wie die Gutachten – öffentlich zur Beteiligung ausgelegt. Am Ende entscheidet die Politik über die Umsetzung.

Weitere Infos soll es kurzfristig auf din-fleg.de geben.