Dinslaken. Die Grundschulen fühlen sich vom Ratsbeschluss pro Luftfilter überrumpelt. Sie möchten lieber zuerst die Fensterventilatoren testen.
Die Dinslakener Grundschulen fühlen sich dem Thema Luftfilter übergangen. Das wurde in der Sitzung des Schulausschusses am Donnerstagabend deutlich. Der Ratsbeschluss vor zweieinhalb Wochen, so erklärte Andrea Köppen (Leiterin der Bruchschule) für alle Grundschulen in Dinslaken sei „sehr schnell“ gekommen. Die Grundschulen hätten sich gewünscht, mehr mitgenommen zu werden.
Das sagen die Schulleiter
Die Initiative zu der Entscheidung pro Luftfilter sei „ganz stark von zwei bis drei Schulpflegschaften“ ausgegangen, so Andrea Köppen: „Wir haben aber 17 Schulen.“
Als die Schulleiter vor den Sommerferien von der Stadt nach ihrer Haltung zu den Luftfiltergeräten gefragt worden seien, hätten sich zehn dafür ausgesprochen und vier dagegen (drei waren neutral) – aber zu diesem Zeitpunkt habe es keine Alternative gegeben. „Die gibt es erst seit dem 18. August“, so Andrea Köppen. Zu diesem Zeitpunkt – eine knappe Woche vor der entscheidenden Ratssitzung – hatte die Verwaltung das Fensterventilationssystem ins Spiel gebracht. Eine Diskussion habe nicht stattgefunden, so Köppen. Es sei aber schwierig „wenn man nur eine Alternative hat, sich für oder gegen etwas zu entscheiden.“ Andrea Köppen bat daher, eine entsprechende Testphase mit jeweils einem mit dem System ausgestatteten Raum pro Schule zu ermöglichen. Am Ende sollen die Schulkonferenzen sich jeweils für ein System entscheiden.
Vor allem wegen der Geräuschkulisse, wegen des Platzmangels in den Klassenräumen und der Frage der Wartung stehen die Grundschulen den Luftfiltern skeptisch gegenüber. Und: Das von vielen Eltern beklagte Stoßlüften „würde durch die Luftfilteranlagen nicht wegfallen“, so die Sprecherin der Grundschulen.
Bereits im Winter 2020 habe die Politik die Luftfilter beantragt, die Entscheidung sei durch die Testphase verzögert worden, skizzierte Reinhard Wolf (SPD) den Werdegang der Diskussion. Wenn man eine weitere Testphase eingeschoben hätte, „wäre in diesem Winter gar nichts mehr passiert. Dann wären wir da, wo wir letzten Winter auch waren“, so Wolf. Außerdem seien die Ventilatoren kein Ersatz für die Luftfiltersysteme, sondern nur eine Komponente. „Sie ersetzen das Lüften, nicht die zusätzliche Filterung der Luft“, so Wolf. Die CDU plädierte dafür, den Ratsbeschluss so zu interpretieren, dass „man den Wünschen der einzelnen Schulen entgegen kommen kann“, so Joachim Kurda.
So geht es weiter
„Es ist natürlich unsere Aufgabe den Ratsbeschluss umzusetzen“, erklärte Schuldezernentin Christa Jahnke-Horstmann für die Stadtverwaltung, „aber wir wollen auch nicht gegen den Willen einzelner Schulen handeln.“
Also fährt die Stadtverwaltung nun zweigleisig: Sie setzt den Ratsbeschluss, zunächst 244 Luftfilteranlagen zu beschaffen um – und verfolgt aber auch das Thema Fensterventilatoren weiter. Die technischen Randbedingungen für die 244 Luftfilter wurden bereits mit den Schulen abgestimmt, so Volker Pohl vom städtischen Geschäftsbereich Bauen. Die EU-weite Ausschreibung werde aktuell abgestimmt und soll in den kommenden Tagen fertig gestellt werden.
Parallel dazu soll in der kommenden Woche – wie berichtet – eine Exkursion gemeinsam mit den Schulleitungen zur Paulus von Husen-Schule in Ledgen unternommen werden. Dort wird das Ventilatorensystem bereits in den Klassen eingesetzt.
>>Hintergrund
Bei dem Fensterventilationssystem wird eine Glasscheibe hinten im Klassenraum durch eine Isolierplatte ersetzt und auf dieser ein Abluftventilator installiert. Zusätzlich wird ein Fenster vorne gekippt. Die frische Luft strömt an dem gekippten Fenster ein, die verbrauchte Luft wird am Abluftventilator abgesaugt. Die Raumluft soll so mehrmals in der Stunde ausgetauscht werden können.
Bedenken, das System führe bei kalter Witterung zu einer Auskühlung des Klassenraums, widersprach Volker Pohl: Das System habe fünf Ventilationsstufen und auch einen Aus-Schalter.