Dinslaken. Dinslaken ist gegen die Anschaffung weiterer Luftfilter und schlägt Alternative vor. Eltern erklärten Politikern nun, warum sie für LRG sind.
Die Diskussion über die Anschaffung weiterer Luftreinigungsgeräte (LRG) für Schulen geht weiter: Die Stadt Dinslaken wird bei der dafür einberufenen Sonderratssitzung am kommenden Dienstag nun vorschlagen, als Alternative zu den Luftreinigungsgeräten – die sie bekanntlich „nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand und unter Berücksichtigung der guten Lüftungssituation und des geringen zusätzlichen Wirkungsgrades sowie letztlich der hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten“ als „nicht sinnvoll“ bewertet – so genannte Fensterlüftungssysteme zu erwerben (mehr Informationen siehe unten).
Die Vorgehensweise bei dem Fensterventilations-System ist, dass in einem hinteren Fenster eines Klassenraumes eine Glasscheibe durch eine Isolierplatte ersetzt und auf dieser ein Abluftventilator installiert wird. Zusätzlich wird ein Fenster vorne im Klassenraum gekippt. Die frische Luft strömt an dem gekippten Fenster ein, die verbrauchte Luft wird am Abluftventilator abgesaugt. Die Raumluft kann so mehrfach in der Stunde durch Frischluft ersetzt werden.
Fensterlüfter bringen Vorteile
Vorteile dieser Fensterlüfter – die beispielsweise schon an Schulen im Kreis Borken eingebaut worden sind – sind, dass nicht nur wie bei den LRG die Raumluft gereinigt und wieder in den Raum zurückgeführt wird, sondern dass ermüdendes CO2 durch Frischluft ersetzt wird, so die Stadt. Die kontinuierliche Frischluftzufuhr sorge für einen konstant geringen Kohlendioxidspiegel im Klassenraum. Die kontrollierte und dauerhafte Belüftung des Raumes verhindere außerdem, dass durch ständiges Öffnen und Schließen der Fenster der Unterrichtsablauf gestört wird. Es wirke somit einem möglichen Nutzerfehlverhalten, dass nicht alle 20 Minuten gelüftet wird, entgegen. Die Abluftventilatoren seien im Normalbetrieb kaum zu hören. Es gehe nur eine minimale Geräuschbelästigung von ihnen aus.
Ein weiterer Vorteil des Systems sei, argumentiert die Stadt mit Bezug auf eine entsprechende Veröffentlichung des Max-Planck-Instituts, dass es immer funktioniert, unabhängig vom Wetter. Bis zu einer Außentemperatur von zehn Grad könne das System ohne nennenswerten Wärmeverlust angewandt werden. „Sinken die Außentemperaturen weiter ab, kann der Abluftventilator in Stoßlüftung mit 20 Minuten-Intervallen für etwa drei Minuten betrieben werden und so die Luft mindestens einmal austauschen. Die bereits in den Schulen verwendeten CO2-Melder können dann als Hilfsmittel genutzt werden, um zu kontrollieren, ob die Luft ausreichend ausgetauscht wurde“, so die Stadt. Darüber hinaus seien die Fensterlüfter mit Kosten von jeweils 1800 Euro wesentlich günstiger: Neben den einmaligen Investitionskosten fallen keine weiteren Kosten für Wartung oder Filterwechsel an, so die Stadt. Eine Förderung gemäß der bekannten Förderrichtlinien sei allerdings auch hier nicht möglich.
Eltern fordern weitere Luftfilter
Die in den Schulpflegschaften von Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) und Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) engagierten Eltern haben darüber hinaus am Mittwochabend in der EBGS-Aula die Politiker der Ratsfraktionen über ihre Sicht der Dinge informiert und sich für den Einsatz weiterer LRG stark gemacht. „Unsere Kinder sind schützenswürdig, wenn wir uns jetzt nicht entscheiden, setzen wir sie Gefahren aus“, betonte der THG-Pflegschaftvorsitzende Guido Stammer. Auch Elternvertreter von Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), Gustav-Heinemann-Gymnasium (GHG) und Gesamtschule Hiesfeld waren dabei, um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen. Die Verwaltung hingegen war der Einladung nicht gefolgt, Bürgermeisterin Michaela Eislöffel ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen.
Die Elternvertreter betonten am Mittwoch, dass die am THG durchgeführt Studie zur Wirksamkeit der LRG von der Verwaltung „gänzlich missinterpretiert und die Empfehlungen daraufhin fehlerhaft verfasst“ worden seien. Darauf hatte bekanntlich auch das mit den Messungen beauftragte „Institut für Energie- und Umwelttechnik“ im Gespräch mit der NRZ hingewiesen.
>> Das schlägt die Stadt vor
Die Stadt schlägt nun vor, dass die Ratsmitglieder bei der Sitzung am nächsten Dienstag folgendes beschließen: Die Verwaltung wird in allen 18 Schulen in jeweils einem Raum ein Fensterventilations-System einbauen. Die Investitionskosten hierfür liegen bei rund 32.400 Euro.
Nach einer kurzen zweiwöchigen Testphase werden die Erfahrungen der Schulen in Anwendung des Systems abgefragt. In Abhängigkeit von einer positiven Beurteilung werden dann in Absprache mit der jeweiligen Schule weitere Räume mit dem System ausgestattet. Im maximalen Fall sind dies etwa 600 weitere Räume mit Investitionskosten in Höhe von 1.080.000 Euro.