An Rhein und Ruhr. Verkehrsbetriebe klagen über stark steigende Preise für Diesel und Strom. Welche Konsequenzen das für Fahrgäste von Bus und Bahn haben könnte.
Ungläubig schweifen in diesen Tagen viele Blicke auf die Preisanzeigen der Tankstellen. Denn der Krieg in der Ukraine und damit einhergehende Befürchtungen um Importstopps von russischem Rohöl haben die Spritpreise in Rekordgeschwindigkeit in die Höhe getrieben: Deutlich über zwei Euro kostet der Liter Diesel, Super oder E10 mittlerweile. Wer sein Fahrzeug stehenlassen kann, freut sich aktuell über jeden eingesparten Kilometer. Doch das kann nicht jeder. Dazu gehören auch die hiesigen Verkehrsbetriebe, deren Busse weiterhin uneingeschränkt durch die Liniennetze an Rhein und Ruhr rollen.
„Vor allem der hohe Dieselpreis ist eine schwere Belastung für unser Unternehmen“, bestätigt Niag-Vorstand Christian Kleinenhammann auf NRZ-Nachfrage. Schließlich werden die Busse des niederrheinischen Nahverkehrsanbieters mit rund 450.000 Litern dieses Kraftstoffs betankt – und das jeden Monat. Dass ausgerechnet der Diesel die Kraftstoffsorte ist, die mit Abstand die größte Preissteigerung verzeichnet hat, macht es nicht angenehmer.
Dieselpreis fast um ein Drittel gestiegen: DVG erwartet „wirtschaftliche Auswirkungen“
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Laut ADAC ist der Literpreis seit dem 22. Februar, also innerhalb von gut drei Wochen, über 27 Prozent teurer geworden. Auch die Kosten für Energie steigen immer weiter. Das spüre die Niag bereits beim Betrieb von Eisenbahnen, Hybridbussen und bei Arbeiten in der Werkstatt: „Die teuren Kraftstoffe und die erheblich gestiegenen Strompreise machen uns zu schaffen.“
Ähnlich geht es den Kolleginnen und Kollegen in Duisburg. „Der Durchschnittspreis für Diesel hat sich für uns seit Dezember um 30 Prozent erhöht“, berichtet Thomas Kehler, Pressesprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). „Wir erwarten wirtschaftliche Auswirkungen – in welcher Höhe ist noch nicht abzusehen.“
VRR: Bustickets werden kurzfristig trotz der Krise nicht teurer
Aus diesem Grund stellen sich auch Nutzerinnen und Nutzer von Bus und Bahn bereits die Frage, wie lange die Preise noch derart hoch bleiben können, bis die Verkehrsbetriebe reagieren müssen. In dem Fall bedeutet das konkret: Die gestiegenen Kosten an die Fahrgäste weitergeben und Ticketpreise zu erhöhen. Das zu bestimmen, ist Aufgabe des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, kurz VRR. „Natürlich werden wir inhaltliche Gespräche mit den Verkehrsbetrieben führen und zu einer Entscheidung kommen“, schildert VRR-Sprecher Dino Niemann. „Aber das Thema Tarifanpassung ist in diesem Quartal kein Thema.“
Um die Preise für Busfahrten an Rhein und Ruhr außerplanmäßig zu erhöhen, müsste der Verwaltungsrat zustimmen. Normalerweise seien die Fahrpreise allerdings immer für ein vollständiges Kalenderjahr festgelegt, Abweichungen davon habe es beim VRR zumindest in der jüngeren Vergangenheit keine gegeben. Kurzfristige Folgen auf den Geldbeutel von Fahrgästen scheinen daher eher unwahrscheinlich. Möglich ist es allerdings, dass sich die aktuelle Krise in den Tarifen für 2023 niederschlagen könnte.
Vorbild Neuseeland: Wie sinnvoll ist eine Halbierung der ÖPNV-Preise in Deutschland?
Ein Blick Richtung Südhalbkugel zeigt, dass teurere Tickets nicht die einzig mögliche Reaktion auf die aktuelle Situation sein können. So hat etwa die Regierung von Neuseeland Geld zur Verfügung gestellt, um die Nahverkehrspreise zu halbieren. Dass darin ein Modell besteht, das auch in Deutschland wünschenswert wäre, sieht der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) aber nicht.
Die Tickets kurzfristig billiger anzubieten, entlaste laut Pressesprecher Lars Wagner vor allem diejenigen, die bereits ein ÖPNV-Abo haben. Dagegen belaste es die Steuerzahler und die durch Pandemie und steigende Preise bereits angeschlagenen Verkehrsunternehmen. Zudem sei der Bus „schon immer günstiger gewesen als das eigene Auto“. Damit dieses häufiger stehen gelassen wird, müsse man statt am Preis laut Wagner eher an der Kapazität ansetzen: „Es nutzt nichts, wenn das Ticket nur einen Euro kostet, der Bus aber nur einmal in der Stunde fährt.“ Ein Problem, dass gerade vielen Menschen am Niederrhein bestens bekannt sein sollte...