Voerde. Die evangelische Kirchengemeinde plant, das Gotteshaus in Möllen im Dezember 2022 zu schließen. Argumentiert wird mit enormem Sanierungsbedarf.
Paukenschlag bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm am Sonntagvormittag: Das Gotteshaus in Möllen soll Ende 2022 geschlossen werden. Voraussichtlich im Dezember kommenden Jahres werde die Kirche entwidmet, sagte Pfarrer Harald Eickmeier auf Anfrage der NRZ. Viele der Gemeindeglieder dürfte die schlechte Botschaft während der Versammlung in der Kirche in Götterswickerhamm überraschend getroffen haben, war das brisante Thema doch nicht explizit auf der Tagesordnung genannt. Vielmehr standen darauf unter anderem die Punkte „Kooperation mit der Nachbargemeinde Spellen-Friedrichsfeld“ und „Weitere Zukunftsperspektiven für die Gemeindearbeit“. Ein privater Eintrag auf Facebook wies darauf hin, dass der Verkauf der Kirche bei der Versammlung Thema werden solle.
Pfarrer Eickmeier begründet die beabsichtigte Schließung des Möllener Gotteshauses unter anderem mit dem Sanierungsstau an dem Gebäude, den er mit „mindestens 300.000, eher 500.000 Euro“ beziffert. Das Kupferdach, die Fassade und die Fensterflächen des vor 60 Jahren errichteten Baus seien marode. Hinzu kommt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, was es bei einer Sanierung zu beachten gilt. Auch führt Eickmeier die Unterhaltungs- und Personalkosten in Höhe von knapp 90.000 Euro an.
Pfarrer: Reguläre Sonntagsgottesdienste finden in Möllen seit 2014 nicht mehr statt
Ein weiterer Aspekt ist, dass der Küster der Kirche in Möllen zu dem Zeitpunkt in Ruhestand geht. Die Stelle müsste neu besetzt werden, wäre das Gotteshaus dann noch in Gebrauch. Andererseits werde der Kirchraum schon seit 2014 nicht mehr für die regelmäßigen Sonntagsgottesdienste genutzt. Neben Heiligabend – dann würden in Möllen zwei gefeiert – fänden in dem Voerder Stadtteil Gottesdienste nur noch zu besonderen Anlässen statt – etwa für Grundschul- oder Kindergartenkinder oder für Familien, sagt Pfarrer Eickmeier.
Die nächstgelegene Kirche für die evangelischen Christen in Möllen ist nach der Schließung ihres Gotteshauses die in Götterswickerhamm. Die Gruppen, die sich in den Räumen unter der Kirche in Möllen treffen, sollen eine neue Heimat im Barbarahaus der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul finden. Eickmeier sieht ein solches „ökumenisches Gemeindehaus“ als positive Entwicklung im Stadtteil Möllen, weil beide Gemeinden dort weiter präsent bleiben könnten.
Was mit dem Kirchengebäude in Möllen nach der Schließung geschehen soll, ist offen. Es habe eine Menge Überlegungen gegeben, sagt Pfarrer Eickmeier. Etwa die, das Gebäude als Kolumbarium zu nutzen oder für die Altentagespflege. Doch insbesondere wegen des baulichen Zustands und aufgrund der Raumaufteilung sprangen die Interessenten laut Pfarrer Eickmeier ab. Gemeinsam mit der Landeskirche soll es Planungsgespräche über eine anderweitige Nutzung der Möllener Kirche geben. Ihm tue es weh, dass das evangelische Gotteshaus neben der künftigen Moschee schließe. Die Hoffnung sei eine engere Zusammenarbeit mit dem Moscheeverein gewesen.