Voerde. Maßnahme des Lippeverbandes sieht vor, dass das Gewässer eine ständige Wasserführung erhält. Planfeststellungsbeschluss liegt im Bürgerbüro aus.
Vor sechs Jahren hat der Lippeverband für den Mommbachausbau von Gewässerkilometer 1,8 bis 8,1 bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises Wesel die Planfeststellung beantragt – Ende März nun erließ sie den Beschluss, gab also grünes Licht für das Projekt. Zum Hintergrund: „Der Lippeverband ist im Stadtgebiet Voerde in der Mommniederung aufgrund des Lippeverbandsgesetzes für die Regelung des Grundwasserstandes und der Vorflut sowie für die Unterhaltung des Mommbachs zuständig“, erläutert Eva Richard, Pressesprecherin des Kreises Wesel. Darunter fallen auch die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit den inzwischen beendeten bergbaulichen Tätigkeiten der RAG (Bergwerk Walsum), die Senkungen der Geländeoberfläche und damit verringerte Grundwasserflurabstände und veränderte Vorflutverhältnisse.
Bergbaubedingte Hoch- und Tiefpunkte im Gewässer werden entfernt
Der Lippeverband habe sich 2011 aufgrund vertraglicher Vereinbarungen zwischen dem Land NRW, dem Kreis und der Stadt verpflichtet, den Mommbach basierend auf einer seinerzeit abgestimmten Planungsvariante „naturnah auszubauen“ und dafür einen Antrag auf Planfeststellung vorzulegen, führt Richard weiter aus. Der Ausbau des Gewässers soll auf einer Länge von 6,3 Kilometern erfolgen.
Das Vorhaben umfasse die Beseitigung von bergbaubedingten Hoch- und Tiefpunkten im Gewässer und sorge für ein kontinuierliches Gefälle, erläutert Ilias Abawi, Sprecher des in Essen ansässigen Lippeverbandes. Zudem soll der Mommbach durch Polderwassereinleitungen künftig eine „dauerhafte Wasserführung“ erhalten. Des weiteren ist Abawi zufolge an der Straße Hükelenbrink in Spellen eine Geländeanhebung vorgesehen. Dadurch werde ein „größerer Auenbereich“ entwickelt.
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In Folge dessen, dass der Mommbach in Zukunft ständig Wasser führen wird, sei es darüber hinaus möglich, die Anzahl der Polderbrunnen von heute 22 auf dann 15 Anlagen zu reduzieren, sagt Abawi. Um bei den „nachteiligen Auswirkungen“ des Steinkohlenbergbaus (Zeche Walsum) gegenzusteuern, seien in der Mommniederung in den Jahren 2005 und 2006 insgesamt 22 Polderbrunnen errichtet worden.
Diese Anlagen sorgten seither dafür, „dass der Druck im Grundwasserleiter so geregelt wird, dass keine unkontrollierten Wasseraustritte an der Tagesoberfläche auftreten können“, sagt Abawi. Mit den geplanten Maßnahmen reduziere sich die maximal zu fördernde Polderwassermenge von jetzt 18,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf dann 13,1 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Die erforderlichen Anpassungen der Polderbrunnen seien ebenfalls Bestandteil des vom Kreis Wesel genehmigten Plans „zur Regulierung des Grundwasserstandes und der Vorflut in Voerde-Mehrum“.
Kurz nach Fertigstellung der 22 Brunnenanlagen sei mit dem NRW-Umweltministerium, dem Kreis, der Stadt und der RAG vereinbart worden, dass nachfolgend der Mommbach ausgebaut werden soll. Dazu habe der Lippeverband 2007 eine Machbarkeitsstudie erstellt. In zwei öffentlichen Planungsworkshops sei das Projekt mit den Trägern öffentlicher Belange, Grundstückseigentümern, Landwirtschaft, Bürgerinnen und Bürgern, der Politik sowie den Genehmigungsbehörden diskutiert worden, erinnert Abawi. Im Mai 2015 stellte der Lippeverband für den geplanten Gewässerausbau beim Kreis Wesel den Antrag auf Planfeststellung. Die lange Verfahrensdauer von sechs Jahren bis zur Genehmigung sei den „aufwendigen“ Abstimmungsprozessen mit allen am Verfahren Beteiligten geschuldet, erklärt Pressesprecherin Eva Richard.
Kreis Wesel: Beschluss enthält viele Nebenbestimmungen
Aufgrund der Lage des Vorhabens im Naturschutzgebiet „Mommniederung“ und im EU-Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ sei der Beschluss zur Herstellung der Genehmigungsfähigkeit mit „zahlreichen Nebenbestimmungen in naturschutz- und wasserrechtlicher Hinsicht“ versehen. Diese seien seinerzeit auch Gegenstand der Beratungen des Naturschutzbeirats (vorher Landschaftsbeirates) gewesen. So habe der Lippeverband beispielsweise noch eine erweiterte Prüfung zu der Frage vornehmen müssen, ob durch das beantragte Projekt als Einzelvorhaben oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen das EU-Vogelschutzgebiet „Unterer Niederrhein“ erheblich beeinträchtigt werden könnte.
>>Info: Unterlagen liegen im Voerder Rathaus aus
Mit den Arbeiten zum Umbau des Mommbachs soll, Stand jetzt, laut Lippeverband-Sprecher Ilias Abawi Ende 2023 begonnen werden. Der Abschluss werde für 2026 erwartet.
Eine Ausfertigung des Planfeststellungsbeschlusses liegt noch bis zum 3. September im Rathaus (Bürgerbüro, Raum 38) während der Dienststunden der Stadt Voerde zur Einsicht aus.