Voerde..
Das Rezept ist ausgearbeitet; die „Ärzte“ haben es am Donnerstag unterschrieben. Jetzt kann die Therapie für die vom Bergbau gebeutelte Momm-Niederung zwischen Löhnen und Spellen geplant werden.
Denn, wie NRW-Umweltminister Johannes Remmel vor der Unterzeichnung des Finanzierungs- und Umsetzungsvertrages es formulierte: Die Wiederherstellung des Mommbachs und der historischen Kulturlandschaft um ihn herum sei „eine Art Heilung“. Insgesamt rund sechs Millionen Euro stehen dafür erst einmal zur Verfügung. Das Medikament für das gepeinigte Gewässer: die Planungsvariante „E +“.
Diese Form der Sanierung des gesamten Bachverlaufs vom Haus Voerde bis zur Mündung in den Rhein war nach etlichen, oft sehr kontrovers geführten öffentlichen Diskussionen und Workshops 2009 favorisiert. Bereits 2006, also noch zwei Jahre vor dem Ende des Walsumer Kohleabbaus unter der Momm-Niederung, hatte ein Arbeitskreis unter Moderation des NRW-Umweltministeriums die Arbeit aufgenommen.
Landrat: „Ein historischer Tag“
„Damit geht jetzt ein langwieriger Prozess zu Ende“, resümierte Minister Remmel. Landrat Dr. Ansgar Müller, sprach gar von einem „historischen Tag“. Auch auf Kreisebene habe man lange darauf hingearbeitet.
In der guten Stube des Jordans-Hofes, abseits der Mehrstraße mit unverbaubarem Blick auf die Patientin Mommbach-Niederung, setzten Umweltminister sowie Vertreter des Lippeverbandes, des Kreises und der Stadt Voerde ihre Unterschriften unter den Vertrag. Der stellt eine Investitionssumme von 5,3 Millionen Euro für den naturnahen Ausbau des Mommbachs in Aussicht. Den Großteil steuert mit der RAG als Schadens-Verursacherin bei; weitere Mittel fließen laut Remmel aus dem Landestopf für die Wasserwirtschaft.
Startkapital für Bürgerstiftung
Die weitere Planung und Ausführung liegt bei dem für die Region zuständigen Lippeverband. Dessen Chef, Dr. Jochen Stemplewski, sprach von einer „überzeugenden Lösung und einem Gewinn für Voerde und die Menschen“.
Ein zweiter Vertrag, der am Donnerstag vom Lippeverband und dem Kreis Wesel unterzeichnet wurde, setzt einen „Kapitalstock“ von 630 000 Euro für die langfristige Pflege der Gehölze frei, die die Momm-Niederung prägen: Hecken, Esche und vor allem die Kopfweide, Symbolbaum des Kreises Wesel, wie Landrat Müller betonte. Die Pflege soll möglichst von den örtlichen Landwirten durchgeführt werden. Außerdem habe der Kreistag vor einiger Zeit beschlossen, 10 000 Euro als Startkapital für eine „Bürgerstiftung Kulturland Mommbach-Niederung“ zur Verfügung zu stellen, erklärte Müller. Die Stiftung wurde bei der Gelegenheit aus der Taufe gehoben. Voerdes Bürgermeister Leonhard Spitzer übergab die Stiftungsurkunde an den designierten Vorstand, den Vertretern der Sparkasse und der Volksbank Rhein-Lippe, Jürgen Stackebrandt und Gerd Hüsken. Spitzer hofft, „dass möglichst viele private Spender die Stiftung unterstützen“ und sichert ihnen zu, „dass alle Beiträge in der Momm ankommen“. Dieses bürgerschaftliche Engagement solle nicht zeitlich begrenzt sein, sondern zu einer „Ewigkeitsstiftung“ werden, erklärte der Bürgermeister, der allen Beteiligten, auch den Voerdern, die das Mommbach-Projekt „in all den Jahren kritisch, aber konstruktiv begleitet haben“, dankte.
Für Umweltminister Remmel ist die Bürgerstiftung ein Zukunftsmodell: Darauf müsse man künftig verstärkt setzen, weil die öffentliche Hand zwar die Initialzündung geben, aber nicht mehr alles finanziell leisten könne.