Dinslaken. Der Markt in Dinslaken steht nicht auf der Übernahmeliste von Kaufland. Die Mitarbeiter pochen auf Infos der Geschäftsführung.
Moers, Neuss, Krefeld – für immer mehr Real-Standorte gibt es Gewissheit. Das Bundeskartellamt hat im Dezember den Verkauf von 92 Märkten an Kaufland genehmigt. Dinslaken gehört nach der Liste, die das Bundeskartellamt veröffentlicht hat, nicht dazu. Und der Markt steht auch nicht auf der Liste der Standorte, deren Übernahme Kaufland beantragt hatte, aber für die es keine Genehmigung gab. Die etwa 100 Mitarbeiter hängen in der Luft. Hat niemand Interesse an dem laut Marktleitung gut laufenden Real?
Betriebsrat wartet auf Informationen der Geschäftsführung
Das jedenfalls wurde den Mitarbeitern im Sommer eröffnet, berichtet Dominik Litynski, Vorsitzender des Betriebsrats Dinslaken. Bei der Übernahme der Real-Märkte durch SCP wurde den Mitarbeitern in Dinslaken schriftlich mitgeteilt, dass kein Investor Interesse an dem Markt habe. „Seitdem gab es nur Gerüchte“, so Litynski.
Dabei habe die Real-Geschäftsführung dem Betriebsrat Transparenz zugesichert. Spätestens nach der Zustimmung des Kartellamts zum Übernahmeantrag durch Kaufland sollten die Mitarbeiter informiert werden. Aber „wir warten vergeblich auf ein Informationsschreiben“, bedauert Litynski. Auch der Marktleiter habe „keine neuen Informationen“. Auch der Gesamt-Betriebsrat hat die Informationspolitik der Geschäftsführung kritisiert. Die Real-Pressestelle teilt auf NRZ-Nachfrage lediglich mit: „Für unseren Markt in Dinslaken gibt es aktuell noch keine Entscheidung. Der Betrieb läuft daher unverändert weiter.“
Globus und Edeka halten sich bedeckt
Neben der Übernahme der 92 Reals durch Kaufland hat das Kartellamt im Dezember auch die Übernahme von 24 Märkten an Globus genehmigt. Welche Märkte das sind, wurde nicht veröffentlicht. Und Globus selbst hält sich bedeckt. Informationen zu den bewilligten Standorten könne sie nicht geben, so Globus-Sprecherin Isabel del Alcazar. Derzeit würden Gespräche mit den Vermietern der Immobilien geführt. „Um diese nicht zu stören, möchten sich die Verantwortlichen aktuell nicht tiefergehend äußern.“
Aktuell hat Globus seinen Schwerpunkt im Bereich Hessen, Baden-Württemberg. Von der Logistik näher läge ein Interesse von Edeka. Die Edeka-Gruppe hat die Übernahme von 72 Märkten beantragt. Und „so lange keine Entscheidung des Bundeskartellamtes vorliegt, welche Standorte von Edeka übernommen werden dürfen, können wir keine weiteren Details bekannt geben“, so Sprecherin Kerstin Holla.
"Unerträgliche Situation" - und zusätzlich Druck durch Corona
Die Mitarbeiter in Dinslaken hängen nun seit mehr als zwei Jahren in der Luft – Metro hat den Verkauf im September 2018 angekündigt. „Die Mitarbeiter sind sehr beunruhigt“, erklärt Betriebsratsvorsitzender Dominik Litynski. Die Situation sei „unerträglich“. Dazu komme steigender Druck im Einzelhandel. Die Mitarbeiter arbeiten seit Monaten „an der Corona-Front“, so Litynski, die Zulage von 150 und 100 Euro in Form von Warengutscheinen dafür sei angesichts angeblich fünfstelliger Prämien für Marktleitungen nicht gut angekommen.
Warenengpässe im Weihnachtsgeschäft
Weil Real im erneuten Lockdown eines der wenigen Geschäfte ist, das nicht nur Lebensmittel verkauft, war vor allem vor Weihnachten die Nachfrage so groß, dass es in den Märkten „vereinzelt zu Warenengpässen“ gekommen sei, so Real-Sprecher Frank Grüneisen. Obwohl Parkplatz und Parkhaus des Real in Dinslaken fast immer gut gefüllt sind, spricht Grüneisen dennoch von sinkenden Kundenzahlen: Der Bonwert sei in den vergangenen Monaten gestiegen, die Kundenfrequenz gesunken. „Es kommen also weniger Kunden als vorher, die dann jedoch direkt ihren Wocheneinkauf tätigen.“
Dominik Litysnki hat einen anderen Eindruck: „Der Kundenansturm ist mittlerweile nicht mehr zu bewältigen. Somit haben wir einen doppelten Stressfaktor. Die Nerven liegen blank.“
>> Wirtschaftsförderung ist weiterhin optimistisch
Der Dinslakener Wirtschaftsförderer Georg Spieske ist "nach wie vor optimistisch", was die Zukunft des Real Dinslaken angeht, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Die Wirtschaftsförderung stehe "in engem und konstruktivem Austausch mit den Beteiligten". Dort "liegt aktuell der Ball im Feld". Auch Bürgermeisterin Michaela Eislöffel hofft, "dass auch im Sinne der MitarbeiterInnen der Standort gesichert werden kann".