Voerde. Wie sich die Kosten für den Neubau auf dem Waldfriedhof exakt niederschlagen, ist noch offen. Ausgaben sollen über Jahrzehnte umgelegt werden.
2,8 Mio. Euro hat die Stadt im Doppelhaushalt 2022/2023 für den Bau einer neuen Aussegnungshalle nebst Errichtung eines offenen Unterstandes als Übergangslösung auf dem Waldfriedhof an der B8 einkalkuliert. Der genaue Finanzbedarf wird noch ermittelt. Steht dieser fest, müssen die exakten investiven Mittel im städtischen Etat abgebildet werden, den der Stadtrat mehrheitlich verabschiedet hat. Klar ist auch: „Sämtliche Ausgaben werden über den Gebührenhaushalt im Friedhofsbereich gedeckt“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung, für die der Rat einstimmig grünes Licht gab.
Mit welchen Kostensteigerungen die Bürgerinnen und Bürger zu rechnen haben, ist offen: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch keine Aussage getroffen werden, in welcher Größenordnung die Gebühren beeinflusst werden“, erklärt die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann auf Anfrage der NRZ. Angedacht sei, dass in der künftigen Friedhofsgebührenkalkulation die Ausgaben entsprechend der Nutzungsdauer der neuen Aussegnungshalle berücksichtigt werden. Heißt: Die Kosten des Neubaus würden „über eine voraussichtliche Nutzungsdauer – zum Beispiel 65 Jahre – gleichmäßig“ abgeschrieben und „folglich über diesen Zeitraum Anteile in die Gebührenkalkulation“ einfließen, erläutert Johann.
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Aufgrund gravierender Mängel an Dach und Decke und einer starken Beeinträchtigung der Statik des Gebäudes hatte die Stadt die Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof im Februar geschlossen – und der Politik schließlich angesichts des festgestellten „erheblichen Sanierungsstaus“ einen Neubau anstelle einer Sanierung empfohlen. Diesen Weg, der auch die Errichtung eines offenen Unterstandes als Zwischenlösung und auch dauerhafte Unterstellmöglichkeit für Besucherinnen und Besucher des Waldfriedhofs beinhaltet, geht der Stadtrat mit.
Für den Neubau der Aussegnungshalle werden etwa 2,7 Mio. Euro kalkuliert. Dabei handele es sich um eine erste überschlägige Schätzung „nach DIN 276 (Kosten im Bauwesen)“, die anhand eines „vom Architekten erstellten Konzeptentwurfs“ aufgestellt worden sei, erläutert die Beigeordnete Nicole Johann. Für den offenen Unterstand hätten sich nach einer ersten Annahme grob geschätzte Investitionskosten von 100.000 Euro ergeben. Der tatsächliche Aufwand sei sicher abhängig von Bauweise und Ausstattung, die noch nicht festgelegt seien. „Eine zielführende Auswahl wird nun im weiteren erfolgen“, kündigt die Beigeordnete an. Der Standort, die Auswahl und auch die Vergabe würden in den nächsten Wochen vorbereitet. Bis zur Fertigstellung des offenen Unterstands hätten Bürger, deren verstorbene Angehörige auf dem Waldfriedhof beigesetzt werden, die Möglichkeit, die Aussegnungshalle auf dem Kommunalfriedhof an der Rönskenstraße zu nutzen, erklärt Johann.
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Mit Blick auf den geplanten Neubau der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof kündigt die Beigeordnete an, dass das Vergabeverfahren für eine externe Planung aufgenommen werde, sobald über die Mittel des Haushaltsplans 2022 verfügt werden könne. Dies ist dann der Fall, wenn der Stadt die Genehmigung des Kreises Wesel als zuständiger Finanzaufsicht für den Doppelhaushalt vorliegt. Johann rechnet mit einer Verfügbarkeit der investiven Mittel voraussichtlich im Mai/Juni 2022. „Sobald die erste Planungsstufe mit der Baugenehmigung abgeschlossen werden kann, wird es im kommenden Jahr in die Ausführungsphase gehen“, erklärt die Beigeordnete weiter. Eine Fertigstellung der neuen Aussegnungshalle sei voraussichtlich 2024/25 zu erwarten.
Die Frage, was die beiden auf dem Waldfriedhof geplanten Baumaßnahmen für den Gebührenhaushalt bedeuten, stellte Christian Garden, Fraktionschef der Wählergemeinschaft (WGV), vor der Abstimmung im Stadtrat. Dazu könne die Verwaltung noch keine Aussagen machen, erwiderte die Beigeordnete Nicole Johann. Sie verwies auf den Arbeitskreis „Gebühren/Abfall“, der sich mit der Thematik beschäftigen werde.
WGV: Stadt soll Auswirkungen detailliert aufzeigen
Garden konstatierte, dass die Projektplanung vorliege, und formulierte im Namen seiner Fraktion den Wunsch nach einer Darstellung der Auswirkungen auf die Gebühren „für die einzelnen Formen der Bestattung“. Bürgermeister Dirk Haarmann konstatierte, dass die Verwaltung mit der Entwurfsplanung eine erste Aussage dazu werde machen können.
CDU-Ratsmitglied Georg Schneider stellte fest, dass bei einem Neubau die Chance bestehe, die Kosten dafür „auf ganz lange Sicht“ umlegen zu können. Es sei richtig, dass man das strecken kann, erklärte Garden. Der WGV-Fraktionschef warnte jedoch, dass es schlecht wäre, wenn es zu einem „Gebührengefälle“ zwischen kommunalen und kirchlichen Friedhöfen im Stadtgebiet käme.