Dinslaken/Voerde/Hünxe. Spendensammlungen und Rettung vor Ort: So setzen sich Menschen und Organisationen in Dinslaken, Voerde und Hünxe für die Hochwasseropfer ein.
Vom Hochwasser wurden Dinslaken, Voerde und Hünxe verschont. Dennoch stand das Wochenende auch hier ganz im Zeichen der Fluthilfe. Zahlreiche Rettungskräfte aus Dinslaken, Voerde und Hünxe waren in den betroffenen Gebieten im Einsatz – und auch vor Ort zeigte sich eine enorme Hilfsbereitschaft.
DLRG Dinslaken im Dauereinsatz: eine belastende Arbeit
Die DLRG Dinslaken ist in Erftstadt im Dauereinsatz. Die Retter sind Bestandteil des dritten Wasserrettungszugs NRW. „Wir haben Leute aus ihren Häusern evakuiert und teilweise lebenswichtige Medikamente zu den Leuten gebracht, die noch in ihren Häusern fest saßen“, berichtet Fabian Friese, stellvertretender Ausbildungsleiter der DRLG. Der Bootstrupp – der jeweils aus fünf Ehrenamtlern besteht – wechselt alle zweieinhalb Tage. „Die Arbeit vor Ort ist körperlich und seelisch belastend, man trifft permanent auf Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben“, so Fabian Friese, hinzu komme der Schlafmangel.
Berührende Erlebnisse der Feuerwehr Spellen
Das THW Dinslaken hat in Euskirchen ausgeholfen – die Havariepumpe zog dort 15.000 Liter pro Minute aus der zum Bersten gefüllten Steinbachtalsperre. Auch derBundesverband Rettungshundemit Sitz in Hünxe war an verschiedenen Stellen im Einsatz.
Die Bereitschaft 1 der rechtsrheinischen Feuerwehrleute – dazu gehören auch die Feuerwehren Dinslaken, Voerde und Hünxe – rückte Samstag nach Wuppertal und Sonntag nach Erftstadt aus. Die Feuerwehr Spellenberichtet in berührenden Worten von ihrem Einsatz in Erkrath: „Wir haben Tränen, Verzweiflung und Mutlosigkeit gesehen. Kinder, die ihr Kinderzimmer samt Spielzeug in brusthohem Brackwasser verloren haben. Senioren, die im Lebensabend so viele Erinnerungen und Liebgewordenes wegschmeißen mussten. Eltern, die mut-, kraft- und beinahe hoffnungslos mit starrer Miene und letzten Kräften Wasser in Eimern, Schalen und Schüsseln aus dem eigenen Heim trugen.“
„Es gibt immer Jemanden, der zum Helfen kommt“
Die Fahrzeuge der Feuerwehr fahren nun mit Trauerflor – Ausdruck der Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Flutopfer. Auch Dankbarkeit haben die Wehrleute erlebt – und gegenseitige Hilfe. „Wir haben gesehen, dass ohne jegliche Berechnung das Wohl des Nächsten wichtiger war als das, was in den Fluten verloren ging. Was auch geschieht – es gibt immer Jemanden, der zum Helfen kommt. Und nicht jeder von ihnen fährt in roten Lkw“, so die Feuerwehr Spellen.
Zahlreiche Spenden in Dinslaken, Voerde und Hünxe
Ein bewegendes Beispiel für bürgerschaftliche Hilfe waren die zahlreichen organisierten und privaten Spendenaktionen in Dinslaken, Voerde und Hünxe. Der DRK Kreisverband Dinslaken-Voerde-Hünxe hatte Samstag und Sonntag zu Spenden aufgerufen – und war überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. Vor dem DRK-Haus an der Trabrennbahn herrschte Verkehrschaos, so viele Menschen brachten Kleidung, Hygieneartikel, Bettwäsche, Spielzeug und Nahrung. Petra Payenberg etwa hatte eine Tüte Kleidung dabei, die während der Corona-Pandemie „geschrumpft“ ist. „Wir können uns ja neue Sachen kaufen,“ sagt sie. Das DRK wurde von der Feuerwehr und 40 freiwilligen Helfern unterstützt – denn die DRK-Kräfte selber waren in Düsseldorf im Einsatz, so Geschäftsführer Markus Ivens. Trotzdem war es am Samstag nicht mehr möglich, der Spenden Herr zu werden. Es gab einen Annahmestopp. Mehrere 40-Tonner und Transporter fuhren Richtung Aachen und Würselen.
Spenden aus Götterswickerhamm in der Warteschleife
In Voerde und Hünxe gab es ebenfalls spontane private Hilfsaktionen für die Opfer der Flutkatastrophe in NRW und im Norden von Rheinland-Pfalz: In einer aus der Arbeitsgemeinschaft „Unser Dorf hat Zukunft“Götterswickerhamm entstandenen und heute davon unabhängig laufenden Whats-App-Gruppe mit etwa 50 Mitgliedern erklärte sich Antje Rockhoff bereit, Kleidung zu sammeln, um diese zur Sammelstelle des DRK in Dinslaken zu bringen. Dazu kam es zunächst wegen des dortigen Aufnahmestopps nicht mehr. Antje Rockhoff sei mit der Organisation so verblieben, dass sie die bei ihr abgegebene Kleidung zu Hause lagert, weil es womöglich in zwei Wochen eine weitere Sammelaktion geben könnte, berichtete Anneliese Rühl, Vorsitzende der AG „Unser Dorf hat Zukunft“, am Sonntag auf Anfrage der NRZ. Jean Tinnefeld war die zweite, die über die WhatsApp-Gruppe Unterstützung organisierte – Trinkwasserspenden aus Götterswickerhamm. Die Sechser-Packungen mit 1,5-Liter-Flaschen brachte sie nach Hünxe zu Dana von Gersum, die mit Tanja von Gersum eine Sammelaktion an der Gesamtschule Hünxe auf die Beine gestellt hatte.
Überwältigende Resonanz auch in Hünxe
Auch dort war die Resonanz so groß, dass am Samstagnachmittag keine Spenden mehr angenommen werden konnten. Die Organisatorinnen waren überwältigt: Es sei einfach „Wahnsinn“, fand Tanja von Gersum, die sich bei Helfern und Spendern bedankte. „Die Fahrzeuge sind bis oben voll.“ Sie fuhren am Sonntag in Richtung Ahrweiler. Dort war zwar Aufnahmestopp, weil die Fahrzeuge angemeldet waren, konnten sie aber starten. Auch die Flüchtlingshilfe Hünxe packte mit an und brachte vom DRK in Dinslaken gesammelte Spenden nach Eschweiler.
Die Betroffenheit über die furchtbaren Ereignisse sei in Götterswickerhamm groß, berichtet Anneliese Rühl. Die Menschen dort leben selbst an – und mit einem Strom. Zwar ist der Rhein – für diese Jahreszeit ungewöhnlich – schon deutlich über die Ufer getreten, hat aber zum Glück kein Bild der Zerstörung hinterlassen. Anneliese Rühl verweist auf das Überflutungsgebiet auf der anderen Seite, wo der Fluss sich ausdehnen könne.
Edeka-Inhaber aus Voerde initiierte Sammel-Aktion
Auch Andre Stepper, Inhaber zweier Edeka-Märkte auf Voerder Stadtgebiet (Spellen und Friedrichsfeld), zeigte sich ob der Bilder aus den Katastrophengebieten „tief schockiert“. Er initiierte eine Spendenaktion, sprach Kollegen aus Voerde und Umgebung an, ob sie mitmachen wollen. Die Resonanz war groß: Stepper konnte die Inhaber der Edeka-Märkte in Voerde (Wendorf) und Möllen (Dröschel), in Drevenack (Kirsch) und Bruckhausen (Uttrodt) sowie die drei Edeka-Märkte Komp in Wesel, Edeka Lurvink (zwei Mal in Xanten und einmal in Wesel), Edeka Büscher in Oberhausen sowie den Marktkauf in Voerde für die Aktion gewinnen, auf die ihn Kunden gebracht hatten: Diese hätten nach großen Mengen Wasser sowie Hygieneartikeln gefragt beziehungsweise diese gekauft. Daraufhin überlegte sich der Inhaber der Edeka-Märkte in Friedrichsfeld und Spellen, wie sich am Samstag etwas auf die Beine stellen ließe. Die Idee: Draußen, im Eingangs- oder im Kassenbereich werden für die Kunden Kisten oder Einkaufswagen zur Abgabe von Sachspenden bereitgestellt. Die Kaufleute wiederum stocken diese anschließend deutlich auf.
Die Spendenbereitschaft in allen Märkten sei der Wahnsinn gewesen, berichtet Stepper, der die Aktion am Samstag wegen der größeren Lagerkapazitäten in Friedrichsfeld laufen ließ. Für Montag sei weitere Ware bestellt worden. „Da kommt noch Einiges zusammen“, ist sich Stepper sicher. Die Kunden hätten Spielzeug und Kleidung vorbeigebracht. Auch sei „Geld zugesteckt“ worden – bei ihm mehr als 1500 Euro – mit der Bitte „Kauft für uns ein“. Die Herausforderung sei nun, die Spenden in die Katastrophengebiete zu bekommen. Die in Friedrichsfeld ansässige Spedition Schneider habe ihre Bereitschaft erklärt zu helfen. Darüber hinaus könnten auch sie selbst mit Transportern in die betroffenen Bereiche fahren, sagt Stepper. In Rücksprache mit dem DRK soll nun geklärt werden, ob dies möglich ist oder nicht.
Spontane Aktion der Jugendfeuerwehr Hünxe
Kurzfristig organisierten die Betreuer der Jugendfeuerwehr Hünxeeine Lebensmittelspendenaktion innerhalb der Feuerwehr Hünxe. Über die Flüchtlingshilfe Hünxe konnte ein Kontakt zum DRK nach Eschweiler hergestellt werden. Benötigt würden vor allem frische Lebensmittel und Getränke, die nicht zubereitet oder warm gemacht werden müssen. Neben Mitgliedern der Feuerwehr Hünxe beteiligten sich besonders die Familien der Jugendfeuerwehr-Aktiven. Auch einige Hünxerinnen und Hünxer spendeten großzügig. Von der Bäckerei Ernsting aus Voerde gab es eine große Spende frischer Backwaren.
Mit einem voll beladenen Transporter der Flüchtlingshilfe Hünxe und einem Pkw ging es am Sonntagvormittag los zum Treffpunkt mit dem DRK in Eschweiler. Als letzte Spende wurden zwei Kuscheltiere, gestiftet von einem vierjährigen Sohn eines aktiven Feuerwehrmitglieds, sicher im Transporter verstaut.
Zahlreiche kleinere Sammlungen
Neben den großen Aktionen gibt es zahlreiche kleinere und größere spontane Spenden- und Geldsammlungen – beim Fantastival, bei Maaß, König am Altmarkt, Comedy-Rodeo, Pajedo Coktailbar Voerde unter anderem.