Berlin. Sie gilt als hartnäckig, ihre schnippischen Nachfragen werden von Politikern und Entscheidern aus der Wirtschaft gleichermaßen gefürchtet - Vor zehn Jahren startete im ZDF der Polittalk von Maybrit Illner, der ursprünglich den Sendetitel „Berlin Mitte” trug.

Ihre unerschrockene Hartnäckigkeit wird normalerweise gerühmt, doch beim TV-Duell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier machte Maybrit Illner nach Meinung vieler Beobachter keine allzu gute Figur: Der 44-jährigen Moderatorin und ihren drei männlichen Mitstreitern Frank Plasberg, Peter Kloeppel und Peter Limbourg wurde unter anderem vorgeworfen, einen Tick zu ruppig und respektlos mit der CDU-Kanzlerin und ihrem Herausforderer von der SPD umgesprungen zu sein. Und doch ließen sie die Kontrahenten gleichzeitig viel zu sehr auf Kuschelkurs gehen.

Hartnäckig und schnippisch

Maybrit Illner konnte den Auftritt vor mehr als 14 Millionen Zuschauern trotzdem als persönlichen und als Quoten-Erfolg verbuchen. Denn die Sendung war nach 2002 und 2005 bereits das dritte große Kandidatenduell, das sie mitmoderieren durfte - das unterstreicht die Ausnahmestellung, die der Berlinerin im ZDF zukommt. Und in Mainz gab es keine Alternative zu ihr - anders als in der ARD, wo man sich auch Anne Will statt Frank Plasberg als Moderatorin des Duells hätte vorstellen können.

Erarbeitet hat sie sich ihre Position mit ihrer wöchentlichen Polit-Talkshow „Maybrit Illner”, die vor zehn Jahren, am 14. Oktober 1999, startete: Die im Hauptstadtstudio des ZDF unweit des Brandenburger Tors produzierte Sendung hieß damals noch „Berlin Mitte”, erst vor zweieinhalb Jahren wurde sie den Gepflogenheiten der TV-Branche folgend in „Maybrit Illner” umbenannt. Woche für Woche diskutiert Illner mit mehreren Spitzenpolitikern aktuelle politische Themen, vor ihren hartnäckigen, manchmal schnippischen Nachfragen und ihren kleinen, manchmal ein bisschen gemeinen Provokationen haben auch medienerfahrene Profis Respekt, besonders wichtige Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel darf sich Illner auch schon mal in Einzelgesprächen zur Brust nehmen.

Daneben äußern sich in „Maybrit Illner” auch Entscheider und Experten aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Medien und anderen gesellschaftlich relevanten Gruppen - so befragte die Journalistin mit der Vorliebe für Hosenanzüge im vergangenen Jahr schon kurz nach Ausbruch der Finanzkrise deutsche Top-Banker in ihrer Sendung.

Prominente aus allen Bereichen

Zu Wort kommen aber immer wieder auch Prominente aus anderen Bereichen: So durfte etwa Komiker und Bestsellerautor Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg”) davon erzählen, wie er auf dem Jakobsweg zu Gott fand, FC Bayern-Manager und Wurstfabrikant Uli Hoeneß brach temperamentvoll eine Lanze für den Mittelstand, der in Kalifornien lebende Entertainer Thomas Gottschalk äußerte sich nach der US-Wahl über den neuen amerikanischen Präsidenten Barack Obama und Werbe-Ikone Verona Pooth durfte bei Maybrit Illner über fehlerhaftes Deutsch schwadronieren.

Rund 2,5 Millionen Menschen schalten in der Regel ein, wenn die mit Telekom-Chef René Obermann liierte Journalistin ihre Gäste befragt - das ist nicht so viel wie Konkurrentin Anne Will von der ARD verbucht, kann aber durchaus als zufriedenstellend gelten, vor allem weil der Polittalk bei den wichtigen Marktanteilen gut dasteht. Die Jubiläumssendung zum zehnjährigen Bestehen von „Maybrit Illner” läuft am Donnerstag um 22.15 Uhr im ZDF.

Zum Thema „Wer nicht spurt, fliegt raus! Wen schützt der Kündigungsschutz?” sind unter anderem Günter Wallraff und der ehemalige BDI-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel eingeladen. Von 1.05 Uhr bis 4.05 Uhr zeigt das Zweite dann eine lange Maybrit-Illner-Nacht mit den Highlights aus zehn Jahren.