Essen. Die Moderatorin Maybrit Illner glaubt an die Zukunft der Talkshow und stellt in der fünfteiligen Wahlsendung "ILLNER intensiv" für das ZDF Bundesparteien auf den Prüfstand.
Wenn Politiker ins Schwafeln kommen oder altbekannte Worthülsen absondern, wird sie sichtlich unruhig, und meist dauert es dann auch nicht lange, bis Maybrit Illner energisch dazwischenfährt: Die 44-jährige Moderatorin der nach ihr benannten Polit-Talkshow im ZDF ist für hartnäckiges Nachfragen und gezielt provozierende Einwürfe bekannt, in dieser Hinsicht kann es im deutschen Fernsehen wohl nur Frank Plasberg mit ihr aufnehmen. In Zeiten, in denen die Bundestagswahl ihre Schatten vorauswirft, ist die schlagfertige, nicht selten schnippische Berlinerin mit den dunklen Haaren und dem spitzbübischen Grinsen natürlich besonders gefordert: In ihrer fünfteiligen ZDF-Wahlsendung „ILLNER intensiv“ stellt sie ab 21. Juli, 21.45 Uhr, immer dienstags CDU/CSU, SPD und die anderen im Bundestag vertretenen Parteien auf den Prüfstand und diskutiert in jeder Ausgabe mit drei Repräsentanten der jeweiligen Partei über aktuelle Themen und Fragen, die sich aus dem betreffenden Wahlprogramm ergeben. „Wir prüfen die Parteien auf Herz und Nieren“, verspricht Maybrit Illner, die ihre fünfteilige Polit-Show als Entscheidungshilfe für unentschlossene Wähler und als Alternative zu den üblichen Wahlkampfsendungen verstanden wissen will. Zum Auftakt geht es um die Grünen. Unter anderem ist Spitzenkandidat Jürgen Trittin eingeladen.
Zukunft des Formats
Seit zehn Jahren moderiert Maybrit Illner die aus dem Ostteil Berlins stammende Fernsehjournalistin, die ihre ersten Berufserfahrungen noch im DDR-Fernsehen machte und von 1986 bis 1989 SED-Mitglied war, den Donnerstags-Polittalk „Maybrit Illner“, der früher „Berlin Mitte“ hieß. Die schon mit zahlreichen Preisen bedachte ZDF-Talkerin hat zwar nur rund 2,5 Millionen Zuschauer und damit deutlich weniger als ihre härtesten Konkurrenten Anne Will (3,8 Millionen) und „Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg (3 Millionen) von der ARD, dafür liegt sie bei den wichtigen Marktanteilen nur knapp hinter der smarten Will und sogar vor Plasberg. Außerdem konnte Maybrit Illner in den vergangenen Monaten bei den Zuschauerzahlen deutlich zulegen – nur sie und Sandra Maischberger („Menschen bei Maischberger“) verzeichneten ein Plus, während andere Abend-Talkshows Zuschauer einbüßten. Besonders stolz ist die Vorzeigelady des ZDF zwar darauf, dass sie mehr junge Zuschauer gewinnen konnte, doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Maybrit Illner“ beim jungen Publikum unter dem Strich genauso schlecht ankommt wie andere Polit-Talkshows auch: Von September 2008 bis Mai 2009 wollten durchschnittlich nur rund 430.000 Zuschauer unter 50 Jahren den Talk aus Berlin sehen. Trotzdem glaubt Maybrit Illner an die Zukunft des Formats und verweist darauf, dass die politische Talkshow doch schon seit 15 Jahren totgesagt werde und immer noch existiere.
Aushängeschild des ZDF
Für das ZDF ist die Frau aus dem Osten in den vergangenen Jahren zu einem Aushängeschild geworden, auf ihre Unverwechselbarkeit ist man in Mainz stolz. Politikern und Wirtschaftsbossen will die 44-Jährige, der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender „außerordentlich hohe Kompetenz- und Sympathiewerte“ bescheinigt, jedenfalls weiterhin auf den Zahn fühlen, wenn auch mit einer Ausnahme: René Obermann darf als Talkgast nicht mehr zu „Maybrit Illner“ ins ZDF, weil der Telekom-Boss seit zwei Jahren mit der Journalistin liiert ist. Von ihrem Ehemann Michael Illner, einem erfolgreichen Drehbuchautor, hatte sich die kinderlose Journalistin 2007 nach 19 Jahren Ehe getrennt.