Rom/Bochum. Landschaftsarchitekt Sebastian Sowa war Gast der Villa Massimo. Sein Büro Sowatorini betreut Projekte in Bremen, Duisburg und Wuppertal.
„Sowatorini Landschaft“ aus Bochum und Berlin, und dann auch noch preisgekrönt – was mag das sein? Die Namenszusammensetzung ist schnell erklärt: Es sind Projekte der Landschaftsarchitekten Sebastian Sowa (Bochum) und Gianluca Torini (Berlin), sie entstehen in Büros in beiden Städten, unterstützt von zwei Teams. Man arbeitet in Fernverbindung über Skype und trifft sich ab und zu dort, wo die Entwürfe verwirklicht werden.
Doch jetzt liegt ein gemeinsames Jahr mit ihren Familien in der deutschen Akademie Villa Massimo hinter ihnen. Zusammen erhielten sie den Rompreis 2023, die bedeutendste Auslands-Auszeichnung für deutsche und in Deutschland wirkende Künstler und Künstlerinnen. Prämiert wurden Sowatorini vom Kultur-Staatsministerium in Berlin für ihr Gesamtwerk, ihre „Landschaft als weites Feld in Rauminstallationen, Kinderbüchern, Entwurfslehre und Vortragsreihen, in privaten Gärten und im öffentlichen Raum“, so teilt es die Villa Massimo mit – „mit Naivität als Anspruch“, ist hinzugefügt.
Sebastian Sowa studierte an der Ruhr-Universität, aber auch an der Folkwang auf Zollverein
„Wir machen echt viel, von großen bis zu ganz kleinen Sachen, auch solche, die nur Arbeit, kein Geld bringen, aber Spaß machen“, sagt Sebastian Sowa (42). Der Vater von zwei Grundschülerinnen hat einen vielseitigen Berufs- und Ausbildungsweg hinter sich: Goethe-Gymnasium und Ruhr-Uni in Bochum, Hilfsgärtner, dann Landschaftsgärtner bei der Stadt Bochum, Studium in Berlin und München, Landschaftskunststudium an der Folkwang-Universität auf Zeche Zollverein in Essen. Seit 2015 ist er wieder fest in Bochum zu Hause.
Das bekannteste Projekt von Sowa und seinem Partner Gianluca Torini (39) – die beiden lernten sich beim Studium in Berlin kennen – ist das temporäre „Brettspiel“ 2020 auf dem Husemannplatz in Bochum, der langfristig umgestaltet wird. 90 Bretter legten sich wie ein Netz aus schmalen Stegen über den Platz, liefen horizontal, tauchten untereinander durch, waren geneigt oder hatten Lücken, die man überwinden musste. Eine skulpturale Spiellandschaft zum Entdecken, Balancieren, Sport treiben oder Verweilen für Groß und Klein. Bis zu 80 Kinder vergnügten sich gleichzeitig dort. Das Architekten-Duo erhielt für das „Brettspiel“ nicht nur den deutschen Landschaftsarchitekturpreis, sondern auch zahlreiche internationale Prämien bis hin nach China.
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Das „Brettspiel“ auf dem Bochumer Husemannplatz machte Sowatorini international bekannt
Wie überhaupt für die meisten der nationalen und internationalen Projekte, die danach entstanden: „Wir sind sehr zugespitzt, mutig und kompromisslos unterwegs in unseren Entwürfen und suchen auch immer wieder die Schnittstelle zur Kunst. Das ist unser Spannungsfeld“, sagt Sowa, der demnächst auch als Hochschulprofessor aktiv sein wird. Das Gute müsse nicht immer das Teurere sein, ist ein weiteres Motto. Das „Brettspiel“ etwa wurde nur halb so teuer, wie die Stadt veranschlagt hatte.
Von Rom aus hat das Duo vor allem weitergearbeitet an bestehenden Projekten, etwa am Innenhof für das Deutsche Hygienemuseum in Dresden mit 1000 zu pflanzenden Sträuchern und am Domshof hinter dem berühmten Bremer Rathaus. 8000 Quadratmeter Platz sind dort neu bis 2026/27 zu gestalten: „Das ist unser bisher größtes Projekt.“ Aber auch im Kleinen in nächster Nähe geht es weiter. Zur erlebbaren Spiellandschaft, ohne Rutschen und Klettergerüste, wird der Schulhof der Abtei-Grundschule in Duisburg-Hamborn. Und in Wuppertal, ganz im Sinne von Klimawandel und Nachhaltigkeit, entsteht vor einer ehemaligen Textilfabrik der „bergische Regenwald“ mit der „Plagepflanze“ japanischer Knöterich, der sich dort nicht beseitigen lässt.
Die Rom-Zeit der beiden Architekten endete mit einem Farbhappening. Monatelang hatten sie Blätter, Blüten, auch Erde im Park der Villa Massimo gesammelt und daraus Farben hergestellt. Beim abschließenden Kunstfest pinselten die Besucher damit herum, auf einem langen Tisch im Atelier vor den an den Wänden hängenden Projekten. Ganz im Sinne des Sowatorini-Konzepts, dass alle mitmachen sollen.