Essen. „Tristan“, „Rheingold“, „Walküre“? Bayreuth ist nah: Zahlreiche Bühnen der Region bieten aktuell große Wagner-Opern. Mit Stars der Zunft
Essens „Tristan“ mit Bayreuths „Isolde“ Catherine Foster
Wäre Barrie Koskys Inszenierung an sich nicht schon in den stolzen 18 Jahren ihrer Existenz am Aalto-Theater ein Publikumsmagnet, dann erklärte die Besetzung der Titelpartien in Wagners „Tristan und Isolde“ die gewaltige Nachfrage an Karten 2024. Mit Catherine Foster steht eine Säule internationalen Wagner-Gesangs auf der Bühne, noch 2023 war sie in Bayreuth eine gefeierte Isolde, auch als Brünnhilde wurde sie dort umjubelt. Ältere erinnern sich: Die große Sängerin hatte schon vor den Wagner-Festspielen ihre Visitenkarte für Wotans Lieblingskind abgegeben: 2009 in Essens „Walküre“. Und der Amerikaner Bryan Register (Tristan) gilt als extrem belastbarer Heldentenor im schweren Wagner-Fach. Am Pult der Essener Philharmoniker: Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti. Der Italiener sagte uns schon bei seinem Antrittsinterview, dass man Wagner nicht allein deutschen Dirigenten überlassen muss.
Karten sind entsprechend begehrt, die vier Aufführungen am 21. und 28. April sowie 5. und 12. Mai sind schon jetzt gut gebucht. Karten kosten von 11-49€. Info über Tel. 0201-8122200 oder www.theater-essen.de
Dortmund: Konwitschny lässt in Dortmund „Das Rheingold“ funkeln
In unserer Übersicht mit großen Wagner-Opern der Region ist „Das Rheingold“ die einzige Neuinszenierung. Premiere ist am 9. Mai. Dann wird Peter Konwitschny zeigen, wie er den Anfang des unheilbringenden „Ring des Nibelungen“ liest. Warum das dennoch nicht der Anfang des Dortmunder Rings ist? Ein Kuriosum der Theatergeschichte: Der alte Herr (79) unter den Wutbürgern des Regietheaters hatte sich entschieden, die längste Oper der Welt auch chronologisch gegen den Strich zu bürsten: „Die Walküre“ und „Siegfried“ sind also schon im Spielplan, ein Foto des neuen „Rheingold“ können wir hier darum noch nicht zeigen.
Intendant Heribert Germeshausen hat in Dortmund mehr als einmal ein goldenes Händchen für gute Wagner-Besetzungen gezeigt. Nun holt er als Göttervater Tommi Hakala. Der Finne hat sich als Wotan vielfach erprobt, von der Finnischen National- bis zu Stuttgarts Staatsoper. Auch die übrige Sängerriege kann sich hören lassen, allen voran der Alberich von Joachim Goltz. Der Bassbariton glänzte international bereits in vielen Wagner-Partien.
Konwitschnys Inszenierung werden wir nach der Premiere besprechen. Zu schönsten Hoffnungen berechtigt die Tatsache, dass Generalmusikdirektor Gabriel Feltz Dortmunds Philharmoniker durch die Wogen des Rheins bis ins finstere Nibelheim leitet. Was das Orchester unter seinem Dirigat im „Siegfried“ bot, war eine Offenbarung an symbolsattem Energiefluss und dramatischem Atem.
Termine: 9., 19., 24. Mai; 1. und 8. Juni, Karten (16-52€) unter 0231-5027222 und theaterdo.de
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Wagner-Glanz der Metropolitan Opera in der „Walküre“
Eine „Walküre“ ohne Bühnenbild samt feuerumfackelten Felsen, ohne Kostüm und Welten-Esche? Die Anziehungskraft dieses einzigartigen Abends dürfte aus anderem Holz geschnitzt sein. Erstens kehrt mit Stardirigent Yannick Nezet-Seguin der einstige Residenzkünstler und umjubelte Publikumsliebling des Dortmunder Konzerthauses zurück. Zweitens ist er inzwischen musikalisches Oberhaupt der Metropolitan Opera New York und hat von dort aus die erklärte Lieblingsoper der meisten Freunde des Nibelungenrings gecastet. So sind am 1. Mai in Dortmund Weltstars wie Elze van den Heever (Staatsoper Wien) als „Sieglinde“ und Stanislas de Barbeyrac (Mailand, Rom, Paris) als „Siegmund“ zu hören.
Allein das „MET“-Orchester anzukarren, fand man nicht die Mittel. Aber ein Elite-Orchester Europas wird auf dem Podium zum Walkürenritt bitten: Rotterdams erlesene Philharmoniker, deren Chef Nezet-Seguin zehn höchst erfolgreiche Jahre war. Karten (26-129€) unter 0231 - 22 696 200 oder auf www.konzerthaus-dortmund.de
Rheinoper: Mit dem „Fliegenden Holländer“ ins Kino
Zugeben, die Neuinszenierung von „Der Fliegende Holländer“ an der Deutschen Oper am Rhein fiel in mancher Kritik durch, aber Wagners frühes Meisterwerk über einen zur Ruhelosigkeit verfluchten Seefahrer läuft in der Region derzeit ohne Konkurrenz. Nachdem jahrelang eine fast parodistisch altbackene Deutung an den Theatern von Düsseldorf und Duisburg gespielt wurde, geht es seit 2022 im „Holländer“ ans Eingemachte. Popcornkino trifft Hochseedrama - und das Mädchen Senta verfällt ihrer Liebe an ungewohnten Ort: Sperrsitz, 1. Reihe, Lichtspielhaus. Bis zum Sommer ist in Düsseldorf Vasily Barkhatovs Regiearbeit zu sehen. Das Label „Bayreuth“ steuert Axel Kober bei; der Generalmusikdirektor des Hauses ist auf dem Grünen Hügel seit Jahren ein gern gesehener Gast. Termine: 16., 21., 23. und 29. Juni sowie 3. und 6. Juli. Karten (28-109€) unter www.operamrhein.de