Köln. 42.000 Fans feierten den Superstar am Samstag im ausverkauften Kölner Stadion. Eine gelungene Mischung aus Bühnen-Spektakel und Familienfest.

Natürlich. Wenn die große Dame des Rock-Pop nach Köln kommt, erstrahlt der Himmel in schönstem azurblau. Dann zeigt sich der Sommer von seiner besten Seite. Ist heute auch mal Pink-Fan. Wie die 42.000 am Samstag im ausverkauften Kölner Stadion.

Es ist der heißeste Sommerabend in diesem Jahr, da wird ein Konzert der US-Amerikanerin schnell mal zum Familienausflug. Auf der Wiese vor dem Stadion haben es sich viele gemütlich gemacht, ihre Decken ausgebreitet und genießen das mitgebrachte Kölsch samt kleiner Snacks. Jeder ist heute ein bisschen Pink, will ein paar Töne mitbekommen, die aus dem Stadion herüberschwappen.

Und wer schon einmal ein Konzert von Alecia Beth Moore erlebt hat, weiß, was ihn erwartet. Ein besonderer Drive, ein Spektakel auf der Bühne und dazu Pinks artistische Flugeinlagen. Ja, was andere gerade erst noch versuchen, gehört bei der 43-Jährigen längst zum guten Ton. Und so kommt die Chefin um 20.30 Uhr auf dem Trapez sitzend aus einem geöffneten, roten Mund vom Bühnendach hereingeschwebt, um nach den ersten Tönen von „Get the party started“ direkt wieder an Bungeeseilen in die Höhe katapultiert zu werden.

So sieht er aus, der „Summer Carnival“ im Hause Pink

Ab sofort ist es ihre Bühne, die aus einer Mischung von Disco und Zirkus daherkommt. Eingerahmt von Palmen, Discokugel und einer umgekippten Eiswaffel. Dazwischen bringen pinke Luftballons, Hüpfbälle und fahrbare Roller in Flamingo-Form richtig Leben in die Bude. So sieht er also aus, der „Summer Carnival“ im Hause Pink. An diesem Wochenende passt der Tournee-Titel ohnehin perfekt in die Stadt, denn es ist Christopher Street Day.

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren war Pink zuletzt in Köln – und auch heute eröffnet ihr erster großer Hit „Get the Party started“ das Konzert. Wer hätte damals Anfang der 2000er wirklich gedacht, dass die gerade mal 20-Jährige mit diesem Song samt rotzfrechem Video eine Weltkarriere lostreten würde? Doch nun heißt es längst: Lasst die Pink-Spiele beginnen.

Und gleich der erste von vier Konzertteilen hat es in sich: „Raise your glass“, „Who knew“, „Just like a pill“, „Try“ und „What about us“ – damit fängt Pink selbst den Fan in der hintersten Ecke des Stadions ein. Mit „Turbulence“ folgt dann der erste Song vom neuen und neunten Studioalbum „Trustfall“.

Pink hat über 60 Millionen Alben und 75 Millionen Singles verkauft

Na ja, es ist in der Tat eine Vertrauensfrage an die Fans, denn nach den hitbepackten Alben davor gab es einen - nennen wir es mal - schöpferischen Zwischenstopp. Der ganz große Gassenhauer fehlt diesmal, aber wer wird es Pink verübeln, mal durchzuatmen.

Power-Pink. Die Sängerin mit ihren Tänzerinnen und Tänzern.
Power-Pink. Die Sängerin mit ihren Tänzerinnen und Tänzern. © dpa | Christophe Gateau

Schließlich hat die Frau aus Pennsylvania über 60 Millionen Alben und 75 Millionen Singles verkauft, viele Nummer 1-Hits geschrieben, drei Grammys bei 21 Nominierungen gewonnen, zig Music Awards eingeheimst. 2019 war sie die erste internationale Künstlerin, die mit dem Brits Outstanding Contribution To Music Award ausgezeichnet wurde. Eine weitere besondere Würdigung ist ihr Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Mit all dem dürfte die zweifache Mutter ausreichend geadelt sein, die Formel Rock und Pop gepaart mit kraftvollem Gesang funktioniert sowieso wie geschmiert.

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Und diesmal fliegen auch nur Kissen, Stofftiere und eine Regenbogenflagge auf die Bühne, später noch eine Dirndl-Schürze und ein handgenähter Rock mit Pink-Konterfei, der handsigniert gleich wieder zurückgeht.

Ein Bob Dylan-Cover sorgt für den ersten Gänsehautmoment

Immer wieder sucht Pink vorne auf dem Laufsteg den direkten Kontakt zu den Fans, spricht über Make-up, Schokolade oder die Dinge, die eben auf die Bühne fliegen. Plötzlich sitzt Pink auch selbst am Klavier und sorgt mit dem Bob Dylan-Cover „Make you feel my love“ für den ersten Gänsehautmoment. Ihre Abendgarderobe wechselt ständig, vom knappen Glitzerkleid, über den langen Rock bis hin zur ausgefransten Designer-Jeans.

Auf den Song „Cover me in sunshine“ warten die Fans aber vergeblich. In Berlin noch mit Tochter Willow auf der Bühne performed, in München immerhin noch gesungen, fehlt er in Köln ganz. Dafür gibt’s bei „I am here“ und „Irrelevant“ wieder die Power-Pink. Und bei „Trustfall“ wird’s erneut artistisch, als sich vier Trampolinartisten immer wieder spektakulär auf einen Turm katapultieren.

Mit „Never gonna not dance again“ verabschieden sich Pink, ihre Tänzerinnen, Backgroundsängerinnen und die Band vom Publikum. Bevor das große Finale ansteht, das weiterhin im Business seinesgleichen sucht. Denn keiner fliegt so schön durch die Arenen wie Pink. Kopfüber und sich um die eigene Achse drehend. Dazu singend, als wär’s die leichteste Übung. „So what“ geht nach zwei Stunden als Appell in die Welt hinaus.: „Na und? Ich bin ein Rockstar!“ Und zwar ohne Netz und doppelten Boden.