Mülheim/R. Mit nur 56 Jahren starb Simone Thoma. Drei Jahrzehnte gehörte sie zum Ensemble des Theaters an der Ruhr und prägte seine Inszenierungs-Geschichte
Simone Thoma war eine prägende Künstlerin für das Theater an der Ruhr. Sie arbeitete nicht nur für dieses deutschlandweit einmalige Bühnenmodell, sie war ein integraler Bestandteil seines Wirkens, seiner Erfolge. Die im badischen Laufenburg aufgewachsene Schauspielerin hatte ihr Fach erst an einer privaten Schauspielschule in Freiburg und dann an der Hochschule für darstellende Künste in Hamburg gelernt – was sie mitbrachte, war eine Leidenschaft, die in so gut wie jeder Rolle umschlug in ungemeine Intensität.
In der kollektiven Arbeit des Ensembles am Raffelbergpark, dem die zarte, aber kraftvolle Simone Thoma seit 1993 als festes Mitglied angehörte, sorgten ihre darstellerische Intelligenz, ihre differenzierten Rollenauffassungen und mehr und mehr auch ihre Erfahrung für Dutzende von Inszenierungen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten noch unvergessen bleiben. Als Rosetta in „Leonce und Lena“ etwa, als Judas oder als Mary Tyrone in O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, in der sie wie so oft hochzerbrechlich wirkte, aber zugleich beseelt vom Machtwillen, leidgeprüft und doch kalt bis ans Herz, mit der Fähigkeit, jederzeit an das Mädchen von einst zu erinnern.
Simone Thoma übernahm immer häufiger die Regie
Ihren Charakteren Individualität zu geben, ihren Figuren im Spiel eine Bedeutung abzugewinnen: Simone Thoma beherrschte all das als Schauspielerin. In jüngster Zeit hatte sie sich zunehmend auf das Regie-Fach konzentriert, auch das mit der ästhetischen Sorgfalt, die man von ihr kannte, etwa mit Ibsens „Gespenstern“, die sie ins Monströse wuchern ließ, oder mit Thomas Köcks „Antigone. Ein Requiem“.
Bereits in der vergangenen Woche ist Simone Thoma mit nur 56 Jahren einer kurzen, schweren Krankheit erlegen. Das Theater, nicht nur an der Ruhr, ist ärmer ohne sie.