Rees-Haldern. . Warum das Haldern Pop sowas ist wie die zeitgemäße, musikbetonte Entsprechung eines Schützenfestes. Festival steigt vom 10. bis zum 12. August.
Wenn das Schützenfest naht, wird gekränzt. Und weil die Haldern Pop Bar im Herzen des Dorfes einst als Kneipe namens Koopmann Stammquartier diverser Schützenzüge war und ist, hängen die grün-weißen Girlanden um die Eingangstüre. Der 13. und der 18. Zug sowie der 5. Jungschützenzug: Sie werden tagen und trinken, wo sonst das Team von Haldern Pop daran schraubt, seinen Stellenwert in der Festivalwelt zu behaupten und, wo es geht, auszubauen.
Sechs Bühnen, 68 Bands, drei Tage Programm, eine Mischung aus bekannten Namen, Newcomern und Künstlern, die vielleicht nie die große Nummer sein werden, aber im Tonstudio, in der Kirche oder der Bar für ein paar Stunden die Menschen verzaubern. Und alles das trägt dazu bei, dass sich ein Dorf am Niederrhein ein wenig wie der Nabel der Welt fühlen darf. Weil sich bei jedem Menschen die Welt um einen Punkt dreht, den er sein Zuhause nennt.
Leitmotive sind „Zuversicht“, „Vertrauen“ und „Zuhause“
Das ist die Mission hinter dem Festival: Die Welt in die Heimat holen, einmal im Jahr. Deswegen hat das Team um Stefan Reichmann in diesem Jahr zusätzlich ein Tagungsprogramm auf die Beine gestellt und die drei Festivaltage jeweils unter Leitmotive gestellt.
Sie heißen „Zuversicht“, „Vertrauen“ und „Zuhause“. Angesichts des Schützenkranzes an der Eingangstür wird klar: Das ist nicht mehr und nicht weniger als die moderne Interpretation des althergebrachten Schützenleitmotivs „Für Glaube, Sitte, Heimat“.
Was ist Zuversicht anderes als Glaube? Den Optimismus und die Kirche im Dorf behalten, mit der Vorstellung: Es wird weitergehen. Haldern als Dorf für alle Generationen, nicht nur für Familien mit Kindern und Rentner lebendig halten zu können. Auch wenn Stefan Reichmann, der Kopf hinter Haldern Pop, gewohnt bescheiden sagt: „Da leistet der Sportverein mehr.“
Klein, aber fein – das wird beim Haldern Pop gepflegt
Und bedeutet Vertrauen nicht: Glauben daran, dass man einander nicht bescheißt? Dass Gemeinschaftsgefühl, Gastfreundlichkeit und gemeinsames Feiern funktionieren können ohne nacktes Streben nach Gewinn und Ertrag?
Das genau sorgt dafür, dass Halderner stolz auf ihr Zuhause sein können, eine Heimat haben, von der sie sagen können: Haldern, das sind die, die ein Festival erfunden haben, bei dem Experimentierfreude, Zusammenhalt, Mut zu Neuem mehr zählen als große Zahlen und stetiges Wachstum. Dass dem „Immer mehr“ ein „Immer besser“ entgegensetzt und akzeptiert, dass die Idee „Klein, aber fein“ mittlerweile ein offenes „best kept secret“ ist, um den Namen eines der wachsenden Konkurrenten zu nennen.
Warum nicht auch mal eine Oper?
Haldern Pop will weitergehen, versteht Livemusik, Popmusik, immer auch als Versuch einer gesellschaftlichen Diagnose: „So so ciety“ heißt das spielerisch englisch auf den Plakaten und klingt wie: So, Welt, dann sing und spiel uns mal Deine Lieder, auf dass wir erfahren, was Sache ist. Wie sich das Leben und das Miteinander im globalen Dorf gerade anfühlt.
Haldern Pop hat Wurzeln: in der starken Präsenz deutscher oder deutschsprachiger Künstler, im Faible für Folk, für wahnsinnig gute Stimmen. Haldern hat offene Bühnen und offene Ohren für alles, was noch so da ist, egal ob Jazzpianisten oder HipHop.
Und Stefan Reichmann, der denkerisch schon immer um die nächste Ecke schlendert, ehe die Straße zu Ende ist, überlegt schon, ob nicht auch eine Oper auf die große Bühne passen würde. Oder ein Schlagersänger mit Big Band. Wer Haldern als globales Dorf versteht, sieht die Welt als Bühne. Ihm wird jede Sprache zur Musik und jede Musik eine neue Welt. Und das jedes Jahr aufs Neue.
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