Bochum. Der SV Blau-Weiß Bochum ist so stark wie seit Jahren nicht: Die Wasserballerinnen träumen sogar vom DM-Titel. Vier Top-Spielerinnen kommen vom Konkurrenten - die Hintergründe.
Die Wasserballerinnen des SV Blau-Weiß Bochum kehren in den Bundesligabetrieb zurück - und haben ganz große Pläne! Nach der mit Europapokal und DSV-Pokal prall gefüllten Ligapause steht ein Heimspiel gegen die Wassersportfreunde von 1898 Hannover an (Samstag, 1. Februar, 16 Uhr, Unibad). Neben der sportlichen Herausforderung sorgt ein personeller Umbruch für frischen Wind - und wie! Vier Neuzugänge verstärken das Team – alle kommen vom Konkurrenten aus Uerdingen und sind Nationalspielerinnen. Man stelle sich das mal im Bundesliga-Fußball vor ...
Aylin Fry und Darja Heinbichner: Schlüsselspielerinnen des Nationalteams
Aylin Fry (25), Yara Maria Bonett (21), Darja Heinbichner (20) und Maya Hüsselmann (16) wechselten im Januar, dem Transfermonat im Wasserball, vom Vorjahresvierten Bayer Uerdingen 08 zum Vorjahresdritten SV Blau-Weiß Bochum. Torhüterin Heinbichner und Fry zählen zu den Führungsspielerinnen der deutschen A-Nationalmannschaft, auch Bonett gehört zum Stamm der Auswahl. Hüsselmann ist beim deutschen Nachwuchskader aktiv, gilt als ein Riesentalent.
„Das sind schon vier unglaublich gute Spielerinnen“, freut sich Bochums Wasserball-Chef Frank Lerner über den Coup. Und vor allem darüber, dass der Schritt zu Blau-Weiß der große Wunsch der Spielerinnen selbst gewesen sei. „Wir haben die Wechsel nicht forciert. Im Prinzip kamen die vier zu uns, weil sie schon lange in engem sozialen Kontakt zu unserem Team standen“, erklärt Lerner. Zum Beispiel mit Bochums Jana Stüwe. Die jungen Frauen kennen sich vom Nationalteam. Auch in ihrer Freizeit waren Blau-Weiße oft mit den vier Krefelderinnen unterwegs.
Und: Bochum setzte sie bereits in den Europapokalspielen ein. Uerdingen war nicht qualifiziert, Verstärkung im internationalen Wettbewerb darf man sich im Frauen-Wasserball auf Antrag beim Deutschen Schwimmverband auch von anderen Klubs holen. „Das ist durchaus üblich. Durch die Leistung und die Erlebnisse beim Turnier sind die Spielerinnen noch enger zusammengewachsen“, erklärt Lerner.
Bayer zieht sich in Uerdingen zurück: Neuer Name für den ewigen NRW-Konkurrenten von Bochum
Finanzielle Anreize seien nicht ausschlaggebend gewesen: „Wir können nicht mit Geld locken“, so Lerner. „Das Wichtigste waren der Trainer und das Team.“ Coach Evangelos Charachles ist überaus akribisch und ehrgeizig, hat mit Blau-Weiß viel vor.
Eine Rolle spielt aber sicherlich auch die Lage in Uerdingen. Seit diesem Jahr heißt der große Schwimmverein samt seiner Wasserballerinnen nun „Uerdinger Schwimmverein 08“ - der langjährige Hauptsponsor Bayer hat sich zurückgezogen, verschwindet auch aus dem Namen. Zudem hat im Oktober der langjährige Erfolgstrainer George Triantafyllou das Team verlassen. Ein Riesenumbruch.
Blau-Weiß wird den Uerdingerinnen eine Art Ausbildungsentschädigung, die vom Verband festgelegt ist, zahlen für die Verpflichtung der vier Spielerinnen - einen dreistelligen, maximal niedrigen vierstelligen Betrag jeweils.
Im Tor ist Bochum der stärkste Klub Deutschlands
Mit den vier Zugängen umfasst der weiterhin sehr junge Kader nun 20 Spielerinnen. „Wir haben einen guten Konkurrenzkampf“, sagt Lerner. Neid fürchtet er nicht, im Gegenteil: „Die Talente profitieren ja auch im Training, die Mädels verstehen sich super“, sagt Lerner. Natürlich: Einige ganz Junge dürften nun weniger Einsatzzeit bekommen, „müssen sich vielleicht etwas länger gedulden“, weiß der erfahrene Wasserball-Chef. „Das Team hat eine tolle Perspektive.“
Im Tor hat die langjährige Bochumerin Felicitas Guse nun Deutschlands Beste vor oder auch neben sich - Trainer Characles will beiden Spielzeit geben. Guse hat damit nicht mehr den alleinigen Druck, dass alle Last auf ihren Schultern liegt. Im Tor, sagt Lerner, „sind wir so stark wie kein anderes deutsches Team“. Auch nicht Dauermeister Wasserfreunde Spandau 08 aus Berlin, wo Blau-Weiß gerade im Pokal wieder verloren hat. Zum Wiedersehen kommt es im Ligaduell am 8. Februar im Unibad.
Fry ist eine perfekte Konterspielerin - Bonett kehrt zu Blau-Weiß Bochum zurück
Alina Fry hat zwischenzeitlich sogar Erfahrungen als Profi in Frankreich gesammelt. Sie ist eine perfekte Konterspielerin, auch in der Verteidigung stark - eine führende A-Nationalspielerin mit bester Technik. Technisch hoch veranlagt sind auch die in Bochum ausgebildete Rückkehrerin Yara Bonett, die als Centerspielerin vorne wie hinten eine Verstärkung ist, und Toptalent Maya Hüsselmann, die flexibel einsetzbar ist.
Nach nur zwei gespielten Partien in der Vorrunde - einem Sieg gegen Waspo Hannover und einer Niederlage in Spandau - wartet mit Hannover erst das dritte von zehn Saisonspielen auf die Bochumerinnen. „Das Team ist bereit zu spielen, es gab für sie keine Winterpause. Sie sind alle fokussiert auf das Training“, sagt Trainer Evangelos Charachles.
Final Four ist das erste Ziel für Bochum - „Und dann ist alles möglich“
Für Blau-Weiß Bochum ist die Integration der neuen Spielerinnen nun die zentrale Aufgabe für die kommenden Wochen. „Das Pokalspiel war natürlich ein Dämpfer für uns. Aber ich habe volles Vertrauen in Evangelos, dass er alle ins Team einbindet“, sagt Lerner. „Unser Ziel bleibt es, in die Final Four einzuziehen“, sagt der Bochumer Wasserball-Chef und schiebt nach: „Und ab dann ist alles möglich.“ Heißt: Bis zum Sommer hat sich das extrem verstärkte Team eingespielt - und hat dann auch eine realistische Chance auf den DM-Titel.
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