Essen. Etwa jeder dritte Erwachsene und fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen sind vom Jodmangel betroffen. Erkrankungen der Schilddrüse sind die Folge.
Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft haben viele Menschen in Deutschland ein erhöhtes Risiko, dass sie nicht genug Jod mit der Ernährung aufnehmen. Zwar ist das Land heute kein Jodmangelgebiet mehr, doch sind etwa jeder dritte Erwachsene und fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen von einem Jodmangelrisiko betroffen. Das kann problematisch werden, da der menschliche Körper auf eine regelmäßige Jodzufuhr angewiesen ist.
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Das Spurenelement Jod Bei Jod handelt es sich um ein Spurenelement, das natürlicherweise in der Umwelt vorkommt. Für den Menschen ist es lebensnotwendig, da es wesentlich für die Bildung der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin ist. Ohne diese Hormone funktionieren viele Prozesse im Körper nicht richtig, darunter das Gehirnwachstum und die Knochenbildung. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) benötigt ein durchschnittlicher Erwachsener etwa 200 Mikrogramm Jod pro Tag. Kinder und Jugendliche haben einen niedrigeren Bedarf, während schwangere und stillende Frauen mehr Jod brauchen.
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Jodmangel Da die Funktion der Schilddrüse von einer regelmäßigen Jodzufuhr abhängig ist, sind die Symptome eines Jodmangels an diesem Organ zuerst feststellbar. Allerdings muss der Mangel dafür bereits chronisch sein. Dann nimmt die Schilddrüse in ihrer Größe zu, sie wuchert förmlich (Hyperplasie). Auch können sich die Zellen des Organs vergrößern, was als Hypertrophie bezeichnet wird. In schweren Fällen kann die Schilddrüse so groß werden, dass sie deutlich sichtbar vergrößert ist. In der Medizin spricht man dann von einem Kropf oder auch Struma.
Sind Neugeborene und Kinder betroffen, kann es zu einer Intelligenzminderung oder einer geistigen Behinderung führen. Das ist auch möglich, wenn das Ungeborene während der Schwangerschaft unzureichend mit Jod versorgt ist.
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Empfehlungen für die regelmäßige Jodaufnahme Da Jod nicht vom menschlichen Körper selbst gebildet werden kann, muss es vollständig mit der Nahrung aufgenommen werden. Am besten ist dafür jodiertes Speisesalz geeignet, das in fast jedem Supermarkt günstig zu kaufen ist. Jodsalz enthält genug Jod, sodass es einfach mit dem gewöhnlichen Salz ersetzt werden kann. Pro Tag sollte man maximal sechs Gramm oder einen Teelöffel davon aufnehmen, da zu viel Salz schädlich ist. Vorsicht ist beim häufigen Verzehr von Fertiggerichten angebracht: Zwar sind diese oft stark gesalzen , doch die Hersteller fügen ihren Produkten nur in seltenen Fällen Jod hinzu. Fertigprodukte können daher oft nicht als jodhaltig betrachtet werden und stellen daher keine zuverlässige Jodquelle dar. Ob ein Produkt trotzdem Jod enthält, kann auf der Verpackung ausgewiesen sein. Selbstkochen und mit Jodsalz salzen ist die beste Option, seinen Jodbedarf zu decken.
Bei einem bestehenden Jodmangel können Ärzte auch Jod-Präparate verschreiben. Es ist wichtig, nicht auf eigene Faust Jodtabletten zu kaufen, da die enthaltenen Mengen des Spurenelements zur Behandlung nicht ausreichend oder zu hoch sein könnten.
Jod an der See tanken Jod kommt in der Natur vor, doch in Böden und im Trinkwasser ist der Jodgehalt oft nur sehr gering. Das hat in früheren Zeiten zum Beispiel in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz dazu geführt, dass viele Menschen unter einer Kropf-Bildung und anderen drastischen Jodmangel-Symptomen gelitten haben, da sie nicht genug von dem Spurenelement über die Nahrung aufnehmen konnten. Jod kommt allerdings reichlich in den Ozeanen der Welt vor, wo es sogar Einfluss auf das Klima nimmt und zur Bildung von Wolken beiträgt. Jod steigt mit dem verdunstenden Wasser auf und ist somit auch in der Seeluft zu finden. Auch Salz, Magnesium und andere Stoffe sind in der Luft angereichert. Wer am Meer ist, kann das Salz in der Luft oft sogar riechen.
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Wer etwas Zeit am Meer verbringt, kann sich dies zunutze machen. Bekanntlich gilt die Seeluft als gesundheitsfördernd. Das hat auch mit dem Jodgehalt in der Luft zu tun. Zwar kann das Einatmen der Seeluft einem Jodmangel weder vorbeugen noch ihn lindern, doch der Jodgehalt ist wohltuend für die Atemwege.
Wenn man den Effekt nutzen möchte, sollte man auf das richtige Wetter achten und nah am Wasser entlang spazieren. Bei starken Wasserbewegungen durch Wind oder Sturm ist häufig besonders viel Jod in der Luft. Die besten Chancen herrschen dafür an der Nord- und Ostsee zwischen November und März.
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Die höchste Jodkonzentration findet sich direkt am Meeresufer und in Gebieten bis zu 300 Meter von der Küste entfernt.
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