Bochum. In drei Wochen wird eine A40-Brücke in Bochum erneuert. Fast vier Monate wird die Autobahn komplett dicht gemacht. Das sagen Betroffene.
„Es wird auf jeden Fall ein Problem“, sagt der Bochumer Spediteur Christian Graf. „Ich befürchte, dass es ein Verkehrschaos geben wird.“ In drei Wochen, ab 6. August, wird die A40 in Bochum-Hamme in beiden Richtungen komplett dicht gemacht. Für voraussichtlich 15 Wochen bis November, weil die marode Schlachthofbrücke erneuert wird.
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Vor allem die Berufsfahrer sind betroffen wie etwa die Spediteure. „Auch wenn es Umleitungen gibt, rechnen wir mit deutlichen Verzögerungen bei Fahrten durch und nach Bochum“, sagt Graf, dessen Unternehmen 100 Lastwagen im Einsatz hat. „Das wird hochinteressant.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die A448 den zusätzlichen Verkehr aufnehmen kann“
Gesperrt wird die A40 nicht nur unmittelbar an der Baustelle, sondern viel weiträumiger: zwischen dem Westkreuz und der Anschlussstelle BO-Harpen (Castroper Hellweg). Als wichtigste Ausweichstrecke sieht die Autobahn GmbH die Bochumer Südumfahrung vor, die A448. Graf sagte aber, dass dieser Autobahn auch schon an normalen Tagen gut gefüllt sei. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die A448 den zusätzlichen Verkehr aufnehmen kann.“
Die Vollsperrung wird in der Nacht vom 6. auf den 7. August (Dienstag/Mittwoch) eingerichtet, teilt Autobahnsprecher Anton Kurenbach auf WAZ-Anfrage mit. Der Abriss der 65 Jahre alten Brücke („erhebliche statische Defizite“) erfolgt erst ab dem 16. August.
Schon eine Menge ist unterhalb der Brücke fertig
Schon seit einigen Monaten laufen unterhalb des Bauwerks die Vorbereitungen für diesen Abriss und auch für den Neubau. „Der neue Pfeiler in der Mitte ist fertig, das westliche Widerlager betoniert, das östliche Widerlager im Bau“, so Kurenbach. In der vorigen Woche drückte eine gewaltige Betonpumpe neues Material in das Brückenfundament.
„Die A40-Sperrung wird die Verkehrsinfrastruktur in Bochum und Umgebung trotz vorbildlicher Planung erheblich unter Druck setzen“
„Die A40-Sperrung wird die Verkehrsinfrastruktur in Bochum und Umgebung trotz vorbildlicher Planung erheblich unter Druck setzen“, sagt IHK-Geschäftsführer Michael Bergmann der WAZ. Das treffe besonders das produzierende Gewerbe. „Deshalb empfehlen wir allen Unternehmen, die es können, vermehrt mobiles Arbeiten anzubieten, um die Ausweichrouten so wenig wie möglich zu belasten. Außerdem fordern wir, dass es parallel keine Tagesbaustellen oder sonstige Verkehrsbehinderungen auf diesen Routen gibt.“
IHK-Chef: Wichtig ist die Einhaltung des Zeitplans
Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass es „durch den dringend nötigen Erhalt und Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur zukünftig vermehrt Großbaustellen und damit einhergehende Verkehrsbeeinträchtigungen in unserem Kammerbezirk geben wird. Wir hoffen, dass auch in Zukunft so geplant wird, dass die Belastung unserer Region so gering wie möglich gehalten wird“. Wichtig sei jetzt natürlich, dass der Zeitplan der Sperrung auch eingehalten werde, so Bergmann.
„Die Baustelle ist unumstritten erforderlich“, sagt Michael Mauer vom Vorstand der Kreishandwerkerschaft Ruhr in Bochum, im WAZ-Gespräch. „Viele Betriebe haben sich darauf eingerichtet. Damit muss man sich jetzt arrangieren und das Handwerk tut dies auch und es kommt damit klar.“ Und weiter: „Auf der Baustelle arbeiten auch viele Handwerker. Ich wünsche, dass sie in der rekordverdächtigen Zeit gute Arbeit leisten und ein optimales Gewerk hinlegen.“
Bochumer Taxi-Vorstand: „Es kommt zu Verzögerungen der Aufträge“
Trotzdem wird die A40-Vollsperrung für den Verkehr in ganz Bochum und drumherum eine große Herausforderung. Auch für die Taxi-Unternehmen. „Es wird schwierig“, sagt Christian Weidmann von der Bochumer Taxizentrale. Die Fahrten zu den Kunden und zu ihrem Ziel würden wegen der zu erwartenden Staus im Stadtgebiet länger als gewohnt dauern. „Es kommt zu Verzögerungen der Aufträge.“ Weidmann bittet um Verständnis bei der Kundschaft und empfiehlt, Aufträge nach Möglichkeit früher als sonst mitzuteilen.
Eher gelassen blickt Feuerwehrchef Simon Heußen auf die Sperrung. „Da wir mit unseren Einsatzmitteln über die gesamte Stadt verteilt sind und wir die A40 gut innerstädtisch umfahren können, stellt uns die Sperrung nicht vor allzu große Probleme.“ Das habe sich auch bei den vergangenen Teil-Sperrungen zum Beispiel nach dem Brand im Reifenlager gezeigt.
Auch die Bahnlinie wird zeitweise gesperrt
Von der Vollsperrung der A40 betroffen sind auch die Glückauf-Bahn (RB46) und der Güterverkehr unter der Brücke.
Die mit der Deutschen Bahn abgestimmten Sperrzeiten sind vom 16. bis 30. August sowie vom 27. September bis zum 18. Oktober angesetzt, erklärt die Autobahn Westfalen.
Neu gebaut wird in der Zeit der A40-Vollsperrung zunächst nur der nördliche Brückenteil. Wenn der fertig ist, fließt der Verkehr dort auf je zwei engen Baustellenspuren pro Fahrtrichtung. Dieser Zustand wird voraussichtlich bis Herbst 2025 dauern; erst dann ist auch das südliche Brückenteil fertig, so dass dem Verkehr wieder die volle Breite einer Autobahn zur Verfügung steht.
„Dennoch“, so räumt er ein, „kann es durch erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Ausweichrouten natürlich auch für unsere Einsatzkräfte manchmal eng werden. Daher um so mehr meine Bitte, den Einsatzfahrzeugen mit Blaulicht und Martinshorn so gut es geht Platz zu schaffen und freie Fahrt zu gewähren.“
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Unaufgeregt äußert sich auch die Polizei. Ihr Sprecher Marco Bischoff: „Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass die Ableitungen, welche sicherlich auch im Stadtbereich Bochum zu einer erhöhten Verkehrsdichte führen werden, Einfluss auf unser Einsatzgeschehen haben werden.“ Mit der Stadt und den zuständigen Bauämtern bereite man sich intern auf die Sperrung vor und prüfe mögliche Verkehrsprobleme.