Duisburg. Die Getränkegruppe Hövelmann mit Sitz in Walsum fördert mit der Initiative „Humusaufbau am Niederrhein“ ökologische Landwirtschaft.

Mit dem Spaten in der Hand geht’s raus aufs Feld, um dort in den Boden zu stechen und sich die Erde mal ganz genau anzusehen. Welche Farbe, welche Struktur ist erkennbar? Wie viele Tiere wuseln darin herum? „Landwirte müssen den Boden mit allen Sinnen erfassen“, sagt Christoph Felgentreu von der Interessengemeinschaft Gesunder Boden. Das ist der erste Schritt hin zur ökologischen, nachhaltigen Landwirtschaft. Und die möchte die Getränkegruppe Hövelmann mit einer eigenen Initiative fördern.

Getränke und Landwirtschaft? Gibt’s denn da Überschneidungen? Sehr viele sogar, sagt Lena Gerst. Sie ist seit 2018 Nachhaltigkeitsbeauftragte der Rheinfels Quellen, der Gruppe Hövelmann zugehörig. „Die Bodengesundheit ist gleichbedeutend mit der Wassergesundheit“, betont sie. Im Fokus des Unternehmens steht das Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum, sein wichtigstes Quellgebiet. Und damit die Wasserqualität auch in Zukunft gesichert ist, organisiert das Unternehmen regelmäßig Info-Veranstaltungen.

Humusaufbau am Niederrhein

Mal erkunden Kinder bei einer Rallye die Rheinauen und lernen Spannendes über das Naturschutzgebiet, mal kommen Landwirtinnen und Landwirte aus der Region zusammen und erfahren Neues über gesunde Böden. „Humusaufbau am Niederrhein“ nennt sich die Initiative, die im vergangenen Jahr gestartet ist. „Nachhaltigkeit ist ein allgemeiner Trend, den viele Landwirte unterstützen möchten“, sagt Gerst. „Aber gleichzeitig ist die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft für viele risiko- oder angstbehaftet.“

Was kreucht und fleucht da? Hoffentlich viel, denn das ist ein Zeichen für gesunde Böden. Im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum sieht’s schon ganz gut aus.
Was kreucht und fleucht da? Hoffentlich viel, denn das ist ein Zeichen für gesunde Böden. Im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum sieht’s schon ganz gut aus. © Hövelmann | Carsten Paul

Muss es aber nicht sein, das möchte auch Felgentreu deutlich machen. Denn auf lange Sicht gesehen bringt eine solche Umstellung viele Vorteile mit sich. „Ich bin mir sicher, dass wir gerade die Stunde Null schreiben“, sagt er. Aktuell steigen unter anderem die Preise für Stickstoff, ein Düngemittel, das zwar für höhere Erträge sorgt, aber gleichzeitig die Pflanze auch anfälliger für Krankheiten macht. Statt darauf wiederum mit chemischem Pflanzenschutz zu reagieren, kann lieber ganz auf Stickstoff verzichtet werden.

Ohne schädliches Pflanzenschutzmittel

„Wir lösen uns von der chemischen Industrie, der Düngemittelindustrie, und versuchen uns selbst den Boden anzusehen“, erklärt Felgentreu. Leben im Boden beispielsweise Knöllchenbakterien, können diese auf natürliche Weise Stickstoff binden und den Pflanzen als Nährstoff zur Verfügung stellen. Ganz ohne teures Düngemittel und schädliches Pflanzenschutzmittel. Komplexe Stoffwechselprozesse wie diese laufen in der obersten, bis zu 30 Zentimeter dicken Schicht des Bodens ab – im sogenannten Humus.

Das Problem dabei kann Felgentreu jedoch schnell skizzieren: „Die Menschen haben mindestens 4000 Jahre die Böden für den Ackerbau genutzt und dabei mehr genommen, als zurückgegeben.“ Der Humusgehalt ist dementsprechend geschrumpft, sollte aber möglichst wieder aufgebaut werden. Und dabei sind nun die Landwirtinnen und Landwirte gefragt: Erst den Boden analysieren, dann eine Strategie entwickeln.

Bakterien wie im menschlichen Darm

Minimale Bodenbearbeitung oder das Düngen mit Kompost sind beispielsweise humusfördernde Praktiken. Aber auch der Wechsel von Sommer- und Winterkultur sowie der Anbau von Zwischenfrüchten bringen „Power in den Boden“, sagt Felgentreu. Denn: „Jede Pflanzenart fördert ein anderes Milieu.“ Oder, anders gesagt: „Je vielfältiger aufgestellt, desto widerstandsfähiger ist der Boden.“ Interessanter Fakt am Rande: In manchen Bodenschichten befinden sich die gleichen Bakterien wie im menschlichen Darm.

Damit die Pflanzen so gut wachsen können wie hier im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum, braucht es einen gesunden Boden.
Damit die Pflanzen so gut wachsen können wie hier im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum, braucht es einen gesunden Boden. © Hövelmann

Daher erscheint es nicht verwunderlich, wenn Felgentreu noch einmal die Bedeutung von ökologischer Landwirtschaft auch für die Konsumentinnen und Konsumenten hervorhebt: „Die Nahrung ist dafür verantwortlich, welche Schadstoffe im Körper landen.“ Aber auch die Erzeugerinnen und Erzeuger profitieren davon.

Vorteile der ökologischen Landwirtschaft

Felgentreu selbst habe mal einen Landwirt gefragt, wieso er auf Bio umgestellt hat. Seine Antwort darauf sei ihm bis heute im Kopf geblieben: „Hast du schon mal auf einer Pflanzenschutzspritze gesessen? Nein? Sei froh. Ich lag abends mit Kopfschmerzen im Bett und habe mich mit Blick auf meine drei Kinder gefragt: Was machst du da?“ Mittlerweile sei der Landwirt glücklich und, nicht zu vergessen, sehr erfolgreich mit seiner ökologischen Landwirtschaft.

Doch zurück aufs Feld. Im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum hat Felgentreu selbst eine Bodenanalyse vorgenommen. Mit Spaten, aber auch mit sogenannten Versickerungsringen. Mithilfe der Ringe kann er herausfinden, wie lange es dauert, bis hundert Liter Wasser hier im Boden versickern. Höchstens eine Stunde sollte das dauern, gerade einmal fünf Minuten braucht es dafür im Naturschutzgebiet. Ein super Ergebnis.

Nächste Info-Veranstaltung im Frühjahr 2022

Dass eine Bodenanalyse überall am Niederrhein etwas Ähnliches zutage bringt, die Erde eine dunkle Humusfärbung aufweist, Regenwürmer & Co. darin kreuchen und fleuchen – das ist das erklärte Ziel der Initiative „Humusaufbau am Niederrhein“. Die Umstellung kostet zunächst Kraft und Geld, das weiß auch Felgentreu. Aus diesem Grund begleitet er, neben anderen Expertinnen und Experten, die Initiative. Im kommenden Frühjahr gibt’s die nächste Info-Veranstaltung, dann geht’s um konkrete Tipps für Landwirtinnen und Landwirte.

>>> Mineralwasser in Bioqualität

Mit dem Urquell Bio-Mineralwasser und der Rheinperle Bio-Limonade hat die Getränkegruppe Hövelmann den Einstieg ins Bio-Segment gemacht. Jedes Jahr muss das Unternehmen erneut beweisen, dass es den anspruchsvollen Kriterien gerecht wird.

Dazu gehören bestimmte Qualitätsstandards, aber beispielsweise auch, dass das Unternehmen Wasserschutz durch ökologischen Landbau fördert.