Ruhrgebiet. Gravelbikes verbinden Action mit Outdoor-Feeling. Auch das Ruhrgebiet bietet viele Optionen. Wir haben zwei Touren im Überblick.

Alte Bahntrassen, Halden mit Höhenmetern und viel Schotter: Das Ruhrgebiet ist ein echtes Dorado für Gravelbiker. Aber man muss die Strecken schon suchen beziehungsweise finden: Wir haben für Radfahrer, die gern sportlich, aber auch abseits des Verkehrs unterwegs sind, zwei Touren-Tipps aufgeschrieben.

Graveln im Herzen des Ruhrgebiets

Unsere Tour Nummer eins startet im Herzen des Ruhrgebietes, wo wir an fast jeder Ecke auf alte Bahntrassen stoßen. Viele davon sind zu Radwegen mit Premium-Qualität umgestaltet worden – auf denen es sich richtig gut rollen lässt. Der Großteil der Bahntrassen ist durchweg asphaltiert, Schotter gibt es nur auf kleinen Teilen der Strecke. Das vorab als Warnung für Biker, die vor allem auf Gravel-Passagen aus sind (die kommen aber bei Tour Nummer zwei weiter unten auf ihre Kosten). Aber grün ist es hier, schön grün, wenn wir den Asphaltdschungel und den Verkehr erstmal hinter uns gelassen haben. » Lesen Sie dazu: Schotter und Kies: Warum Gravel-Bikes ein Megatrend sind

Aufs Rad schwingen wir uns am Gelsenkirchener Hauptbahnhof, wo wir im Umfeld einen Parkplatz gefunden haben oder die Bahn uns ausgeworfen hat. Direkt an der großen Kreuzung Bochumer Straße/Junkerstraße geht‘s nach rechts in den Wissenschaftspark und dann auf einem Splittweg am Technologiezentrum vorbei.

Nach einem kurzen Links-Rechts-Schwenk über die Virchowstraße fahren wir direkt im Grünen weiter, der Weg durch den Park führt schnurstracks zur Brücke der ehemaligen Kray-Wanner-Bahn, auf die wir rechts in Richtung Zollvereinweg rollen. Und es rollt gut, denn die ehemaligen Bahnwege sind zum Großteil asphaltiert – sie eignen sich also auch für andere Räder.

Wer auf dem Weg zum Unesco-Weltkulturerbe Zeche Zollverein noch etwas Schotter und Extra-Höhenmeter mitnehmen will, macht einen kurzen Abstecher auf die Halde Rheinelbe. Nicht die einzige künstliche Erhebung, die an der Strecke liegt, mit der Halde Zollverein und der Schurenbachhalde gibt es weitere Gelegenheiten, positive Höhenmeter zu sammeln und die Vorteile des Gravelbikes auszunutzen. » Lesen Sie dazu: Sommerferien in NRW: Fünf Halden als besondere Ausflugsziele

Perfekt für Biker, die auf Höhenmeter stehen: die Halde Rheinelbe mit der Himmelstreppe.
Perfekt für Biker, die auf Höhenmeter stehen: die Halde Rheinelbe mit der Himmelstreppe. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Der Nordsternweg führt uns weiter gen Norden und in den Gelsenkirchener Nordsternpark, anschließend radeln wir bis zum Rhein-Herne-Kanal und queren diesen. Um auf die nächste Trasse zu gelangen, müssen wir uns jedoch wenige Kilometer entlang der Straßen durch den Gelsenkirchener Stadtteil Horst schlagen.

Diese führen uns zunächst zum Golfplatz auf der ehemaligen Galopprennbahn, zum Friedhof Horst-Süd und schließlich entlang der Grenze der Scholvener BP-Raffinerie. Nach einer kurzen Asphalt-Passage über Kärntener Ring und Horster Straße geht es am nördlichsten Punkte der Route wieder zurück auf eine alte Bahn-Trasse, die früher zur Schachtanlage Hugo führte. Auf der Hugobahn radeln wir wieder in Richtung Süden beziehungsweise Rhein-Herne-Kanal. Entlang der Wasserstraße geht es vorbei an der schicken Stölting-Marina (mit kurzem Kaffee-Stopp?) und zur Zoom Erlebniswelt, die wir komplett umfahren.

Uriger Radler-Treffpunkt mitten im Ruhrgebiet: Holgers Erzbahnbude an der Erzbahntrasse in Gelsenkirchen (Archivbild).
Uriger Radler-Treffpunkt mitten im Ruhrgebiet: Holgers Erzbahnbude an der Erzbahntrasse in Gelsenkirchen (Archivbild). © www.blossey.eu | Hans Blossey

Der Weg führt uns im weiteren Verlauf zum Hafen Grimberg, in der Vergangenheit von Kohle und Stahl der Verladehafen für Eisenerz, das zu den Hochöfen des Stahlwerks Schalker Verein transportiert wurde. Daher auch der Name Erzbahn-Trasse. An der Halde Röhlinghausen (100 Meter über N.N.) geht es schließlich wieder rechts ab auf die Kray-Wanner-Bahn, auf der wir bis zum Von-Wedelstaedt-Park wieder in Richtung Gelsenkirchen-City und zum Ausgangspunkt unserer Route fahren.

  • Gesamtlänge: ca. 37 Kilometer, nur wenige kleine Steigungen
  • Wegbeschaffenheit: weitgehend asphaltiert, zu einem Viertel Schotter
  • Anreise per Zug bis zum Hauptbahnhof Gelsenkirchen
  • Anreise per Auto: Parkplatz Emanuelstraße, 45879 Gelsenkirchen und Parkhaus Hauptbahnhof Süd, Peterstraße, 45879 Gelsenkirchen

Einkehrmöglichkeiten: Entlang der Route gibt es mehrere Lokalitäten, die eine gemütliche Pause mit kleinen Snacks anbieten:

Gravel-Tour Nummer zwei: Ab in den Wald rund um Mülheim an der Ruhr

Gravel Tour Ruhrgebiet
Die Wege im Naturschutzgebiet Grindsmark sind auch noch im Herbst ideal für Gravelbiker. © Marc Wolko | Marc Wolko

Rennradler kennen diesen Zipfel im westlichen Ruhrgebiet, der einlädt ein paar Höhenmeter zu sammeln: Mülheim-Mintard und den Esel, um nur zwei beliebte Punkte zu nennen, die einem beim Umstieg aufs Gravelbike sehr bekannt vorkommen: Hier warst du doch schon einmal. Aber trotzdem ist die Strecke anders und bietet viel Neues, da sie abseits der Straße durch die Natur führt. Der Name „Wald-Idylle“, den Autor und Radfahrer Thomas Terbeck seiner Tour im Buch „Lieblingstouren Ruhrgebiet“ gegeben hat, wird seinem Titel vollends gerecht.

Rund 43 Kilometer lang ist der Rundkurs, der vom Mülheimer Stadtzentrum nach Ratingen führt und für Gravelbiker ein paar Höhenmeter, viele Waldwege und meist auch etwas Matschepampe parat hat.

Vom RS1 führt die Route zunächst in den Müga-Park, in dem auch das Schloss Broich liegt. Über die ehemalige Bahntrasse der „Unteren Ruhrtalbahn“ rollen wir zunächst durch ruhige Nebenstraße des beschaulichen Mülheimer Stadtteils Saarn und dann endlich in die Natur. Hier hat das Grün klangvolle Namen: Oembergmoor, Wambachtal, Saarner Mark oder Rottbachtal heißen die Grünzüge, die sich nahtlos aneinanderreihen. Waldpassagen, Wiesen und Weiden wechseln einander ab.

Am Reiterhof Sachtenhorst vorbei geht es auf dem Nachbarsweg zunächst auf asphaltierter Straße, bevor am Steinderforst endlich die lang ersehnten Gravel-Passagen beginnen, über die wir die nächsten Kilometer rollen. Nach dem Überqueren der Autobahn 3 am Rastplatz Stockweg führt uns die Tour nun durch das zwischen Duisburg-Rahm und Ratingen-Lintorf gelegene Gebiet der Grindsmark und Heltorfer Mark. Wir fahren etwa 2,7 Kilometer entlang des Langelter Wegs. Die sonst so oft anzutreffende typische Ruhrpott-Industrielandschaft ist dort nicht zu finden. Die frische Luft in den Waldpassagen tut bei jedem Atemzug, bei jeder Kurbelumdrehung, wirklich gut. Je nach Tageszeit hat man die Wege fast für sich allein.

Graveln in NRW: Von Naturschutzgebieten bis zum Ausblick aufs Schloss

Auf ruhigen Nebenstraßen umkreisen wir den Ratinger Stadtteil Lintorf. Nach dem Überqueren der A52 am Hülsenbergweg finden wir uns in den leicht hügeligen Kiefernwäldern des Ratinger Stadtwalds wieder. Spätestens auf diesen leicht schotterigen Wegen hat man das Gefühl, man befinde sich im Urlaub. Nur mal ein vereinzeltes Flugzeug über dem Kieferndach lässt erahnen, dass es bis zum Düsseldorfer Flughafen gar nicht so weit ist. Noch einige Kilometer radeln wir durch die prächtige Waldlandschaft in Richtung Ratingen-Hösel.

Ein historisches Kleinod direkt an der Strecke ist das Wasserschloss Linnep. Eine Abfahrt die Bahnhofstraße hinunter bis zur Ecke Essener Straße; dort hinein abbiegen und den ersten Weg direkt wieder links nehmen: Nach dem Wald erkennt man das Schloss auf der rechten Seite.

Ein Highlight der Tour: Der Ruhrtalhang im Landschaftsschutzgebiet am Auberg.
Ein Highlight der Tour: Der Ruhrtalhang im Landschaftsschutzgebiet am Auberg. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Weiter radeln wir in nördlicher Richtung, dabei passieren wir zunächst den Mintarder Berg und erreichen nach dem Überqueren einer Brücke über die A52 (Mintarder Berg) das Landschaftsschutzgebiet Auberg, einen Höhepunkt der Tour. Es ist ein leicht hügeliges Gelände. Doch das Rad wird die tapferen Radler mit Freude durch diese Landschaft führen. Dass das Gebiet bis vor einigen Jahren noch ein Standortübungsplatz der Bundeswehr war, sieht man dem Gelände nicht an. Auf dem Höhenzug bieten sich immer wieder neue Ausblicke: Zu einer Seite schaut man weit ins Rheinland, zur anderen Seite liegt das Ruhrgebiet.

Die Ruhr fließt direkt unterhalb des Höhenzugs. Im leichten Zickzackkurs fahren wir durch diese traumhaft schöne Landschaft, die uns zurück Richtung Mülheim über den Saarner Damm führt. Das letzte Stück geht es die letzten Kilometer an der Ruhr entlang, hier kann man das Ende der Tour an der Ruhrpromenade auch gemütlich ausklingen lassen.

  • Gesamtlänge: ca. 43 Kilometer, etwa 300 positive Höhenmeter, im Wald wellig
  • Wegbeschaffenheit: gut befahrbare Wege, im Wald unebener und teilweise ruppig
  • Anreise per Zug bis zum Hauptbahnhof Mülheim, dort dann direkter Einstieg über den Radschnellweg RS1
  • Anreise per Auto: Parkplätze (meist aber kostenpflichtig) gibt es an der Ruhrstraße, unmittelbar am Ruhrufer oder der Stadthalle Mülheim.

Einkehrmöglichkeiten: An der Route nach halber Strecke das Landgasthaus Gut Porz in Ratingen-Lintfort (Hülsenbergweg 10) und das Eiscafé Claudio in Ratingen (Bahnhofstraße 177), Tourenende an der Mülheimer Ruhrpromenade mit reichlich Gastronomieangeboten.

Noch mehr Empfehlungen für Gravel-Touren gibt es übrigens beim Klartext-Verlag, der die beiden Bücher „Bahnradeln im Ruhrgebiet“ und „Lieblingstouren im Ruhrgebiet“ herausgegeben hat, aus denen diese Touren-Tipps stammen, die wir mit dem Gravelbike getestet haben.

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