Düsseldorf. .
Mit der Einweisung in die Psychiatrie endete jetzt wie erwartet der Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf gegen die junge Frau (25), die am 18. Juni in einem Psychose-Schub ihre kleine Tochter umgebracht hatte.
„Sie hat noch nicht realisiert, was sie getan hat“, hatte der Anwalt einer 25 Jahre alten Frau, die ihr Kind getötet hatte, im Vorfeld erklärt. So wirkte die Angeklagte auch vor dem Landgericht in Düsseldorf: in sich gekehrt, aber nicht wie von einem tragischen Schicksal gezeichnet. Sie trug ein kräftig-rosafarbenes Kopftuch zur grauen Strickjacke, blickte durch die randlose Brille offen in den Saal, lächelte, als die Gutachterin ihr zulächelte. Und antwortete deutlich auf Fragen zur Person. Als die Staatsanwältin die Antragsschrift auf ihre Einweisung las, hörte sie konzentriert zu.
Der Rest der Verhandlung fand ohne Öffentlichkeit statt. So war nicht zu erfahren, ob die Frau noch einmal ihre schreckliche Tat schilderte. Bisher hatte sie das ohne Einschränkung getan, denn aus ihrer Sicht hatte sie ihre Tochter, zwei Jahre und zehn Monate alt, vor dem Geheimdienst ihrer palästinensischen Heimat geschützt. Der sei hinter ihrer Familie her gewesen.
„Das wird eine maximal dramatische Situation“
Deshalb hatte sie an jenem Tag ein Küchenmesser genommen und die Kleine auf ihrem Schoß tödlich am Hals verletzt, das Kind dann durch weitere Verletzungen verstümmelt. Danach hatte sie ihren ahnungslosen Mann angerufen, ihm mitgeteilt, dass sie ihre Tochter getötet hätte. Und erklärte, wenn er nicht sofort komme, werde auch sie sich und das Kind in ihrem Bauch töten. Sie war im achten Monat schwanger.
Der Mann (35) war nach Hause gerast, dann aber angesichts der grausigen Situation dort nicht fähig gewesen, die Polizei zu rufen. Er rief erst einen Freund an, der dann die Polizei alarmierte.
Beide Ehepartner stammen aus Palästina. Sie wuchs in Deutschland auf, ging für ein Studium in ihre Heimat. Dort lernte sie ihren Mann kennen, der zum Urlaub aus Deutschland kam. Sie kehrte mit ihm zurück, sie gründeten eine Familie, galten bei den Nachbarn als glücklich.
Zweite Schwangerschaft vielleicht der Auslöser
Keiner ahnte, dass sie krank wurde. Die zweite Schwangerschaft war möglicherweise der Auslöser. Ihre Angst vorm Geheimdienst fiel nicht als krankhaft auf, weil sie für ihre Landsleute nicht abwegig war.
Nach der Tat kam sie sofort in eine Klinik. Dort brachte sie auch das zweite Kind auf die Welt, einen Jungen. Der lebt jetzt beim Vater, seine Eltern helfen bei der Betreuung. Sie wird mit Medikamenten und einer Therapie behandelt, wird wohl noch Zeit brauchen, bis sie alles begreift. „Das wird eine maximal dramatische Situation“, prophezeite ihr Anwalt. „Das ist ja für eine Mutter kaum zu ertragen.“