Nach dem Urlaub holt viele Menschen die Hektik des Arbeitsalltags schnell wieder ein. Doch die Erholung lässt sich erhalten.
Gerade noch saß man am Strand, lebte in den Tag hinein und genoss die Zeit mit den Lieben – und jetzt? Das Telefon klingelt in einer Tour, der Chef sagt Sätze wie „Sie können gleich mal die Präsentation bis morgen fertig machen, ja?!“, und der Posteingang des Mailfachs zeigt 500 neue Nachrichten. Am vergangenen Mittwoch endeten die Sommerferien in Hamburg, die meisten Menschen sind aus ihrem Jahresurlaub zurückgekehrt und fragen sich nach den ersten Tagen im Job: „War was?“ Schon nach kurzer Zeit ist man zurück im Trott. Die Erholung kann man aber in den Alltag mitnehmen.
Der Abschied vom Urlaub fällt den meisten Menschen schwer. „Da hat man sich lange auf die Auszeit gefreut, und dann ist sie wieder so schnell vorbei“, beschreibt Business-Coach Edith Rohrmoser das Dilemma. „Und dann hat man das Gefühl, nun dauert es wieder lange bis zum nächsten Urlaub.“ Beschäftigte sollten zwischen Urlaub und Arbeitsbeginn eine Übergangsphase einplanen. Sinnvoll sei ein Puffer von ein bis zwei Tagen, sagt Arbeitspsychologe Tim Hagemann. So kann man entspannt die Koffer auspacken, einkaufen oder Wäsche waschen und sich wieder in den Alltag schwingen.
Für sanften Übergang sorgen
Damit der Erholungseffekt nicht verpufft, sollten Beschäftigte den Übergang zur Arbeit sanft gestalten. „Wichtig ist es, sich nicht für acht Stunden ein Programm für 20 Stunden aufzuladen“, ergänzt Rohrmoser. Ein Tipp, der im Übrigen auch gern für alle anderen Arbeitstage, unabhängig vom Urlaub, beachtet werden darf. Doch manch einer glaubt, nach zwei, drei Wochen der Erholung sei man schließlich ausgeruht und fit für große Taten. Das mag zwar stimmen, aber die Erholung muss nicht am ersten Arbeitstag dahin sein.
Also gilt: „Am ersten Tag im Büro sollte man mehr noch als sonst auf Pausen, Ablenkung und Unterbrechung achten“, sagt Organisationspsychologe Stefan Poppelreuter. Hagemann empfiehlt, die Pausen aktiv zu gestalten, also nicht vor dem Bildschirm sitzen zu bleiben, sondern spazieren zu gehen oder mit Kollegen einen Plausch zu halten „und am ersten Tag möglichst pünktlich Schluss zu machen“.
Lange vor dem Feierabend, genauer zu Arbeitsbeginn, ist es ratsam, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. „Gerade, wenn sich viel Arbeit aufgetürmt hat, führt dies schnell zu Unübersichtlichkeit, Unsicherheit und damit Stress“, warnt Hagemann. Daher sollten Beschäftigte die ersten Arbeitsstunden dafür nutzen, zu sehen, welche Aufgaben anstehen. Dann erstellen sie am besten einen nach Wichtigkeit sortierten Plan, wie und wann sie die Aufgaben bearbeiten.
Sortieren ist auch das Stichwort beim Abarbeiten der Mails. „Viele Arbeitnehmer prüfen schon im Urlaub immer wieder die Mails, um dann nicht bei der Rückkehr von Nachrichten erschlagen zu werden“, sagt Rohrmoser. Tatsächlich aber sollte man sich fragen: Ist das Abschalten, oder ist man so nicht immer mit einem Fuß in der Firma? Der Mailflut kann an den ersten Arbeitstagen so begegnet werden: „Man sollte immer mit den neuesten Mails anfangen“, rät Edith Rohrmoser. „Bei älteren Nachrichten hat sich die Angelegenheit meist schon erledigt.“ Und daher ist ihre Devise: couragiert löschen. Was nicht wirklich bearbeitet werden muss, kann weg. Für all das, was noch wichtig sein könnte, kann ein Extra-Ordner angelegt werden. Hilfreich ist es auch, die Abwesenheitsnotiz für externe Mails im E-Mail-Programm etwas länger anzulassen. So hat man Luft, den Posteingang zu säubern.
„Wenn man wieder sehr in den Alltag eintaucht und sich nur mit dem beschäftigt, was ansteht, verblasst der Urlaub so schnell“, erklärt Rohrmoser. Und daher hat man schon nach wenigen Tagen am Schreibtisch das Gefühl, der Urlaub sei bereits Monate her. Also ist es eine gute Idee, ihm ein kleines Plätzchen herzurichten. „Auf den Schreibtisch kann man einen Stein legen, den man auf einem Spaziergang gefunden hat, ein paar Muscheln, oder man nimmt ein Foto aus dem Urlaub als Bildschirmschoner“, rät Rohrmoser.
Jedes Mal, wenn man auf diese Urlaubserinnerung blickt, läuft ein kleiner Film vor dem inneren Auge ab, man driftet kurz in die Ferientage zurück. Natürlich soll der Arbeitstag nicht verträumt werden. „Es ist ein kleiner Anker im Alltag, und man sollte sich mit Dankbarkeit und nicht mit Schwermut an die schönen Tage erinnern“, sagt die Expertin. In stressigen Situationen hilft dann schon der Blick auf das Strandfoto, um die Urlaubsgelassenheit zu reaktivieren.
Und nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Die ersten Tage nach einer Reise sind eine Gelegenheit, sich zu überlegen und mit Kollegen zu besprechen, was man besser machen kann bei der Übergabe. Denn für eine entspannte Rückkehr aus dem Urlaub ist die Vorbereitung entscheidend.
Optimalerweise sollte man vor der nächsten Reise die Termine nach dem Urlaub planen, und zwar so, dass die ersten ein bis zwei Tage relativ ruhig sind. Entscheidend ist ein gutes Briefing für die Urlaubsvertretung. Hilfreich ist auch eine aussagekräftige Abwesenheitsnotiz, in der Vertreter und Ansprechpartner mit E-Mail und Telefonnummer benannt sind. Auch könnte ein Kollege Zugriff auf das Postfach bekommen und die Mails sortieren. Und keine Bange: Die nächste Auszeit kommt bestimmt.