DAK-Gesundheitsreport 2014 widmet einen Teilaspekt den 25- bis 39-Jährigen in der „Rushhour des Lebens“. Demnach sind Berufstätige mit Kindern nicht gestresster als kinderlose Erwerbstätige.
Bad Oldesloe. Sind berufstätige Eltern gestresster als Arbeitnehmer, die keine Kinder haben? Laut einer Studie der DAK trifft das entgegen häufiger Behauptungen nicht zu. Die Krankenkasse hat in ihrem Gesundheitsreport 2014 einen Aspekt dem Thema „Die Rushhour des Lebens“ gewidmet, in der die Gesundheit im Spannungsfeld von Job, Karriere und Familie untersucht wurde. Dafür wurden bundesweit 3000 Männer und Frauen zwischen 25 und 39 Jahren befragt.
Häufig zeigen sich bei Jüngeren erste Anzeichen für chronische Erkrankungen
Wie der Gesundheitsreport zeigt, sind Menschen unter 40 deutlich seltener krankgeschrieben als die Altersgruppe darüber. Die 25- bis 39-Jährigen kommen auf 1134 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte im Jahr, während es bei den 40- bis 64-Jährigen 1661Tage sind. „Die Bewältigung der Rushhour gelingt den 25- bis 39 Jahre alten Arbeitnehmern meist ohne gesundheitliche Nachteile. Sollen sie aber bis zur Rente produktiv bleiben, müssen Arbeitgeber nachhaltig in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren“, sagt Hans-Werner Harmuth, DAK-Chef in Stormarn.
„Der in dieser Gruppe niedrigere Krankenstand darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in diesem Alter bereits erste Ansätze für chronische Krankheiten bilden.“ So seien in dieser Altersgruppe vier von zehn Beschäftigten wegen Rückenproblemen in Behandlung, zudem litten sieben Prozent der Männer diagnostiziert an Bluthochdruck. Diese Krankheitsbilder seien bei jüngeren Erwerbstätigen beachtenswert, da sie häufig wiederkehrten und den Gesundheitszustand langfristig erheblich beinträchtigen könnten.
Berufstätige Eltern rauchen und trinken häufiger als Kinderlose
Die Teilnehmer der Studie wurden auch nach ihren Gewohnheiten befragt, was Gesundheit und Wohlbefinden betrifft. Dabei zeigte sich, dass rund 57Prozent der Kinderlosen angaben, wenig oder keinen Alkohol zu trinken. Bei Versicherten mit Kindern waren es 30 Prozent. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich beim Rauchen: Während 69 Prozent der Kinderlosen sagten, nicht zu rauchen, waren es nur 45 Prozent derer, die Kinder haben. Ob diese Ergebnisse in einem Zusammenhang mit dem Stresspegel der Befragten stehen, wurde in der Studie nicht näher untersucht.
Jedoch kommt die Krankenkasse zu dem Ergebnis, dass kein Unterschied besteht zwischen berufstätigen Eltern und Arbeitnehmern ohne Kinder hinsichtlich ihrer Belastung durch chronischen Stress. So hatten beispielsweise 58,3 Prozent der Kinderlosen angegeben, oft oder sehr oft das Gefühl zu haben, nicht genug Zeit für sich selbst zu haben. Bei den erwerbstätigen Eltern waren es 45,6 Prozent.
Damit sei der Stresspegel an sich in dieser Altersgruppe hoch, was sich in deren Krankheiten widerspiegele. Nach akuten Infektionen der oberen Atemwege sind depressive Episoden die zweithäufigste Einzeldiagnose mit den meisten Fehltagen.
Betriebe haben Nachholbedarf in Sachen Familienfreundlichkeit
Fakt sei, dass zufriedene Eltern auch zufriedene Mitarbeiter seien, sagt Nils Thoralf Jarck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck. Er weist damit darauf hin, dass ein Ergebnis der Studie auch sei, dass sich Betriebe künftig besser auf die Belange berufstätiger Eltern einstellen müssten. So zeigte sich bei der Befragung, dass die Firmen bei Familienfreundlichkeit Nachholbedarf haben.
55 Prozent der Befragten sagten, dass eine Notfallkinderbetreuung die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern würde, doch nur sieben Prozent der schleswig-holsteinischen Betriebe bieten das an. Jarck sieht jedoch eine positive Veränderung: „Langsam merken mehr Betriebe, dass Familienfreundlichkeit ein sehr entscheidender Wettbewerbsvorteil ist.“
Jarck weist dabei auch auf die Notfallkinderbetreuung im Kreis Stormarn hin. 40 Mitglieder beteiligen sich an dem Angebot des Netzwerks Beruf und Familie. Noch wichtiger als die Notfallbetreuung ist für die Befragten Teilzeit, Gleitzeit und Home Office sowie Telearbeit.
Stormarner sind seltener krank als alle anderen Schleswig-Holsteiner
Die Untersuchung zur „Rushhour“ ist Teil des DAK-Gesundheitsreports 2014, in dem die Krankenkasse den Krankenstand in Schleswig-Holstein untersucht hat. Demnach nahmen die Ausfalltage im Kreis Stormarn 2013 im Vergleich zum Vorjahr zwar um 0,1 Punkte auf 3,6 Prozent zu. Das bedeutet, dass an jedem Tag des Jahres von 1000 bei der DAK versicherten Arbeitnehmern in Stormarn 36 krankgeschrieben waren. Der Kreis liegt damit klar unter dem Landes- und auch unter dem Bundesdurchschnitt (3,9 und 4,0 Prozent).
Stormarn schneidet auch im Vergleich mit den anderen Kreisen in Schleswig-Holstein am besten ab. Den höchsten Krankenstand verzeichnen mit 4,4 Prozent die Kreise Plön und Ostholstein. Vornehmlich litten die Stormarner im vergangenen Jahr an Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, zu denen Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden und Knieprobleme gehören. An zweiter Stelle folgen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angst- und Anpassungsstörungen. Die Fehltage aufgrund solcher Probleme haben im Vergleich zu 2012 um 16,4 Prozent zugenommen.
Fast genau so häufig wie wegen psychischer Erkrankungen meldeten sich Stormarner wegen Beschwerden im Atmungssystem krank. Die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr betrug 21 Prozent. „Das erklärt sich damit, dass wir im Jahr 2013 eine große Erkältungswelle im Norden hatten“, sagt DAK-Chef Hans-Werner Harmuth. Während Stormarner laut der Studie seltener Probleme mit ihrem Muskel-Skelett-System haben als der Landesdurchschnitt, fallen die Arbeitnehmer im Kreis häufiger wegen psychischer Erkrankungen aus als im übrigen Schleswig-Holstein.