Negative Glaubenssätze behindern bei der Arbeit und können Karrierekiller sein. Hier finden Sie die besten Tipps sie zu bekämpfen.
Hamburg. "Für den Job bin ich nicht geeignet", "Mir hört ja doch niemand zu" oder: "Die Gehaltserhöhung kriege ich bei meinem Chef nie durch". Solche pessimistischen Selbsteinschätzungen sind Bremsklötze: Die in der Psychologie "negative Glaubenssätze" genannten Überzeugungen sabotieren Selbstwertgefühl und Motivation, zementieren Ängste und können sogar zu depressiven Verstimmungen führen.
Dass darunter auch die berufliche Leistung leidet, liegt für Coaching-Experten auf der Hand: "Viele Verhaltensmuster wie mangelnde Kommunikation, Angst vor freier Rede oder ständiger Streit mit Mitarbeitern und Vorgesetzten basieren auf diesen Glaubenssätzen", sagt die Hamburger Psychologin Gabriele Busch.
"Negative Glaubenssätze und emotionale Blockaden sind wie Sand im Getriebe der beruflichen Performance", sagt Gabriela Friedrich, Spezialistin für emotionales Selbstmanagement. "Sie basieren auf alten Erfahrungen und dadurch entstandenen mentalen und emotionalen Konditionierungen der Menschen, die ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung verzerren."
"Doch es ist nicht immer notwendig, gleich zu einem Mentaltrainer zu laufen, wenn sich ein vages Angstgefühl vor einer beruflichen Herausforderung einstellt", sagt der Hamburger Coach und Buchautor Tom Diesbrock. Es gibt Möglichkeiten, negativen Glaubenssätzen allein auf die Spur zu kommen.
Wie so ein Selbst-Coaching aussehen kann, beschreibt Diesbrock am Beispiel der Rede-Angst. "Viele Menschen programmieren sich schon im Vorfeld gedanklich auf negative Kritik oder Häme und steigern sich in ihre Panik hinein." Ein pragmatisches Vorgehen hilft: Im ersten Schritt sollte sich der Betreffende mit einem Blatt Papier zurückziehen und seine größten Befürchtungen aufschreiben: die missbilligende Mine des Chefs, die Angst, nichts zu sagen zu haben, ausgelacht zu werden oder die vor dem berühmten Blackout. Wichtig sei es, die Ängste tatsächlich aufzuschreiben, sagt Diesbrock. "Drüber nachdenken allein reicht nicht."
Denn indem negative Glaubenssätze Schwarz auf Weiß da stehen, können sie aktiv bearbeitet werden. "Sie büßen schon in dieser Phase viel von ihrer Kraft ein, weil der Betreffende selbst merkt, dass seine Glaubenssätze über das vermeintliche Verhalten anderer nichts mit der Realität zu tun haben", erklärt der Psychologe.
Nach dem Aufschreiben folgt die Neuprogrammierung durch positive Glaubenssätze. Dazu sollte der Betreffende einfache Sätze bilden - Diesbrock: "das Hirn liebt es kurz und knapp" -, diese aufschreiben und sich die Suggestionen täglich vorlesen. "Man fällt eine Zeit lang immer wieder zurück in die alten Denkmuster, das geht alles nicht von heute auf morgen."
Ähnlich funktioniert auch die Biografie-Arbeit. Dabei wird allerdings nicht geschrieben, sondern mit Buntstiften auf einem DIN-A3-Blatt ein "Lebens- und Leistungspanorama" erstellt. Gabriele Busch: "Der Mensch zeichnet chronologisch über alle Lebensjahre hinweg sämtliche positiven wie negativen Erinnerungen als Bilder." Dabei sollte er sich immer fragen: Welche Autoritätspersonen haben mich im Leben unterstützt und gefördert, welche haben mich blockiert? Da diese Menschen oft mit bestimmten Aussagen verknüpft sind, die sich erst im Zuge dieser Assoziationen offenbaren, lassen sich auf diese Weise viele negative wie positive Glaubenssätze herausarbeiten. "Plötzlich erinnern sich die Menschen an Standardsätze von Mutter oder Vater wie: ,Du bist zu dumm' oder ,Du kannst das nicht'", sagt Busch.
Der negative Glaubenssatz wird dann gelöscht, indem der Betreffende ihn auf eine "innere Leinwand" projiziert, ihn erst ganz klein werden und schließlich verschwinden lässt. Umgekehrt wird ein positiver Satz darübergeblendet - in Großbuchstaben, in hellen und strahlenden Farben. "Das erfordert viel Arbeit", gesteht Busch zu.
Auch die Methode BSFF ("Be Set Free Fast") lässt sich theoretisch in Eigenregie praktizieren. Sie ist noch relativ neu auf dem Coachingmarkt und nimmt für sich in Anspruch, besonders schnell emotionalen Stress abbauen zu können. "Am Anfang steht ein Programmiervorgang, bei dem eine BSFF-Handlungsanweisung installiert wird", sagt Gabriela Friedrich.
Die Idee dahinter ist, dass negative Glaubenssätze im Unterbewusstsein so wie eine Festplatte mit neuer Software überschrieben werden können. Dieses Programm auf der mentalen Festplatte gibt dem Unterbewusstsein dann positive Glaubenssätze ein. Diese kann man mit einem selbst gewählten Codewort jederzeit aktivieren. Friedrich: "Wie die Enter-Taste beim Computer aktiviert der Code den Befehl, den Rest erledigt das Unterbewusstsein mithilfe des Programms."