Größtes Risiko: Berufsunfähigkeit. Wer für den Fall nicht vorgesorgt hat, dem droht der finanzielle Absturz.

Geschafft! Axel Friedmann ist stolz - seine Probezeit lief richtig gut. Damit hat der 28-jährige Maschinenbauingenieur seinen Job erst einmal sicher. Jetzt will er seine Zukunft planen. Er überlegt, eine größere Wohnung zu mieten oder ein neues Auto zu kaufen . . . Doch sein Versicherungsvertreter, mit dem er auch befreundet ist, nervt ihn seit Wochen mit Angeboten, die helfen sollen "seine Zukunft abzusichern". Würde Friedmann alle Policen unterschreiben, die sein Freund ihm vorlegt, flössen mehrere Hundert Euro im Monat in den Versicherungsschutz. "Brauche ich das wirklich?", fragt sich der junge Ingenieur. Immerhin ist er Single und hat keine Kinder. Seinen Versicherungsschutz möchte er darum auf das Notwendigste beschränken. Also holt er lieber erst einmal unabhängigen Rat ein.

"Ganz ohne Versicherungen geht es nicht", sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Wichtig ist die Absicherung von existenziellen Risiken wie Berufsunfähigkeit." Für einen Berufseinsteiger wie Friedmann ist das besonders wichtig. Denn wenn er seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann, hat er vom Staat nichts zu erwarten. "Wer nach dem 1. Januar 1961 geboren wurde, muss sich mit dem löchrigen System der zweistufigen Erwerbsminderungsrente abfinden", erklärt Jan Berg vom Finanzdienstleister MLP. "Nur wer weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann, erhält die volle Erwerbsminderungsrente." Die macht bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro gerade einmal 990 Euro aus. Die meisten müssen sich damit abfinden, dass sie gar keine Rente erhalten, sondern auf leichte Arbeit wie die als Pförtner oder Telefonistin verwiesen werden. Status, Ausbildung und subjektive Zumutbarkeit sind ohne Bedeutung.

Berufsanfängern steht noch eine weitere Hürde im Weg. Denn Erwerbsminderungs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten setzen voraus, dass 60 Monate Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt wurden. Das kann angesichts langer Studienzeiten schwierig werden, denn erzwungenes Ausscheiden aus dem Berufsleben ist keine Frage des Alters. Knapp 30 Prozent der Berufstätigen, die aufgrund von Krankheit oder Unfall berufsunfähig werden, sind jünger als 45, zehn Prozent sogar unter 35 Jahre alt.

Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt die vereinbarte monatliche Rente bereits, wenn der Versicherte seine zuletzt ausgeführte berufliche Tätigkeit zu 50 Prozent nicht mehr ausüben kann, er also weder in seinem Job arbeiten noch einer anderen beruflichen Tätigkeit nachgehen kann, die seiner Qualifikation entspricht. Ohne Absicherung durch eine BU-Police droht vielen der finanzielle Absturz. "Sie ist mit die wichtigste Versicherung", sagt Castello. Deshalb sollte man nach dem Berufseinstieg nicht lange zögern: "Spätestens bis Ende 20 sollte man sie abschließen." Der frühe Versicherungsbeginn bei der BU hat mehrere Vorteile: Je jünger man ist, desto niedriger fällt die Prämie aus. Und die Gefahr, wegen Vorerkrankungen abgelehnt zu werden, ist in der Regel geringer.

Billig ist eine BU-Police ohnehin nicht zu haben, doch der Preis sollte keinesfalls das alleinige Auswahlkriterium sein. Auf das Kleingedruckte kommt es an (s. Kasten). Neben dem Eintrittsalter haben viele andere Faktoren Einfluss auf die Höhe der Prämie. Dazu gehören Laufzeit, Geschlecht, Beruf und Gesundheitszustand. Als Faustformel empfehlen Experten, die BU-Rente etwa in Höhe von 75 Prozent des letzten Nettoeinkommens abzuschließen. Die Laufzeit sollte möglichst bis zum 67. Lebensjahr reichen. "Abgesehen von einer Haftpflichtversicherung, die es ab etwa 50 Euro im Jahr gibt, muss sich Berufsanfänger Friedmann nicht unbedingt über weitere Versicherungen Gedanken machen", sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale. Denn eine unerlässliche Versicherung hat er als Arbeitnehmer ohnehin: Die Krankenversicherung. Da er in einer günstigen Betriebskrankenkasse ist, ärgert er sich allerdings über den Beitragsanstieg auf 15,5 Prozent im nächsten Jahr.

Privat krankenversichert - für Anfänger nicht möglich Doch ein Wechsel in eine private Krankenversicherung ist für Friedmann noch nicht möglich. Dazu müsste er drei Jahre lang mindestens 4012,50 Euro monatlich verdient haben. Erst dann könnte er zu einer Privaten wechseln. "Die Beiträge können zwar in jungen Jahren günstiger sein, aber für eine Familie kann es teuer werden, da es eine beitragsfreie Mitversicherung wie in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht gibt", warnt Castello. Jeder muss seinen eigenen Beitrag entrichten, der sich nach Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand richtet.

Fakultativ bietet sich für Friedmann an, etwas für seine private Altersvorsorge zu tun. Die staatlich geförderte Riester-Rente würde ihm einen jährlichen Zuschuss von 154 Euro sowie zusätzliche Steuervorteile bringen. Voraussetzung: Er zahlt jährlich vier Prozent seines Bruttoeinkommens in einen Fondssparplan, eine Versicherung oder einen Banksparplan. "Wir favorisieren Fondssparpläne oder Banksparpläne, weil Versicherungen mit hohen Kosten belastet sind", sagt Verbraucherberaterin Edda Castello.

Zusätzlich oder alternativ steht ihm die betriebliche Altersvorsorge offen. Bis zu vier Prozent des Bruttoeinkommens kann sein Arbeitgeber über eine Entgeltumwandlung bei Direktversicherung, Pensionsfonds oder Pensionskasse einzahlen. Vorteil: Diese Einzahlungen sind sozialabgabenfrei. Und er spart Steuern.

Friedmanns Fazit: Auch wenn nur wenige Versicherungen absolut notwendig sind - infrage kommen für ihn doch einige. Er denkt darüber nach. "Aber auf jeden Fall schließe ich jetzt erst mal eine BU-Police ab", sagt der 28-Jährige.