Auszubildende werden gern von Versicherungsvertretern umworben. Doch die meisten Angebote der Versicherungen können Azubis und Studenten links...

Auszubildende werden gern von Versicherungsvertretern umworben. Doch die meisten Angebote der Versicherungen können Azubis und Studenten links liegen lassen. Kaum denken sie aber während der Ausbildung an eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Das hört sich nach Alter und Krankheit an und scheint noch weit weg. Doch eine solche Versicherung ist im Notfall existenzsichernd. Denn wer nicht mehr arbeiten kann, dem droht der finanzielle Absturz. Die staatliche Berufsunfähigkeitsrente können die Azubis abhaken, denn sie sind nach 1961 geboren, und für diese Gruppe gibt es nur noch das löchrige System der zweistufigen Erwerbsminderungsrente. Nur wer weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann, erhält die volle Erwerbsminderungsrente. Wer nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann, muss sich mit leichten und schlecht bezahlten Tätigkeiten wie Pförtner oder Telefonist anfreunden. Status, Ausbildung und subjektive Zumutbarkeit sind dann ohne Bedeutung. Hinzu kommt: Wer noch nicht 60 Monate lang Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat, geht ganz leer aus.

"Die BU-Police ist nach der Privathaftpflicht die wichtigste Versicherung", sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. "Spätestens im Alter von Mitte bis Ende 20 sollte man eine abschließen", rät die Expertin. Doch auch bereits während der Ausbildung kann man das tun. Der frühe Abschluss hat mehrere Vorteile: Je jünger man ist, desto niedriger fällt die Prämie aus. Und die Gefahr, aufgrund von Vorerkrankungen nicht angenommen zu werden, ist geringer.

Die BU zahlt die vereinbarte monatliche Rente in der Regel, wenn der Kunde seine zuletzt ausgeführte berufliche Tätigkeit zu 50 Prozent nicht mehr ausüben kann. "Sehr wichtig ist, dass der Versicherer auf die Klausel der abstrakten Verweisung verzichtet. Das ist bei allen von uns ausgewählten Tarifen der Fall", sagt Henrich Blase vom Verbraucherportal MoneyWorld.de. (siehe Tabellen) Das heißt konkret: Wenn der Versicherte seinen aktuellen Beruf nicht mehr ausüben kann, muss er sich nicht andere theoretisch noch mögliche Jobs suchen. Man sollte die BU auch im Blick auf ein später steigendes Einkommen oder eine Familiengründung auswählen. "Der Vertrag sollte eine Nachversicherungsgarantie enthalten", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. "Dann kann die anfänglich festgelegte Rente später bei bestimmten Anlässen ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden."

Allein nach dem Preis sollte man eine BU nicht auswählen. "Entscheidend sind die Bedingungen, um im Leistungsfall wirklich abgesichert zu sein", sagt Rudnik. Fast alle Tarife in den Tabellen werden vom Analysehaus Morgen & Morgen mit "ausgezeichnet" bzw. "sehr gut" bewertet. Lediglich der Tarif der Provinzial Rheinland erhielt ein "durchschnittlich". Manche Tarife haben einen Todesfallschutz, der für junge Leute meist nicht notwendig ist, wenn sie noch keine Familie gegründet haben. "Die Leistung ist Bestandteil der Tarife und kann nicht abgewählt werden", sagt Blase. Da sie aber die Tarife nicht unbedingt teurer mache, sei das kein Nachteil. Die Beiträge hängen ab von Eintrittsalter, Gesundheitszustand und vor allem dem ausgeübten Beruf. Da beim Dachdecker das Risiko einer BU bei über 50 Prozent liegt, fallen die Beiträge entsprechend hoch aus.