Je 40 Händler und Azubis gesucht. Gewerbliche Mitarbeiter werden zurzeit nicht eingestellt.

"Natürlich spüren auch wir die Krise", sagt Christian Scheil (47), Regionalleiter Nord des Recyclingunternehmens TSR. "Viele unserer Abnehmer, zum Beispiel Betriebe der Stahlindustrie, haben inzwischen Kurzarbeit eingeführt." Doch da die TSR-Mitarbeiter im vergangenen Jahr viel zu tun hatten, können sie jetzt ihre Überstunden abbauen. "Wir sind wieder bei einer normalen 40-Stunden-Woche angekommen", sagt Ralf Uhlig (40), Platzmeister bei TSR in Neuhof. Außerdem werden die Leiharbeiter, die 2008 im gewerblichen Bereich zum Einsatz kamen, zurzeit nicht mehr beschäftigt.

TSR kauft täglich von Händlern und Lieferanten verschiedene Sorten Stahl- und Eisenschrott sowie andere Metallsorten, um sie weiterzuverarbeiten. Dazu wird die Ware sortiert, durch Schredder, Scheren, Pressen und Mühlen geschickt, und so für den Verkauf an Stahlwerke und Gießereien vorbereitet.

In die Zukunft blickt Regionaleiter Scheil positiv: "Momentan haben wir wohl den tiefsten Punkt erreicht. Wir merken, dass es langsam wieder aufwärtsgeht. Außerdem, Rohstoffe werden immer gehandelt!" Zudem werde TSR weiter auf Wachstum setzen, ergänzt Personalleiterin Christina Basten (45). "Auch dafür suchen wir gute neue Leute." Zurzeit vorrangig im händlerischen Bereich. Doch auch der gewerbliche Bereich könne schnell wieder anziehen, betont Christian Scheil. 2009 sollen bundesweit etwa 40 ausgebildete Kaufleute zur TSR stoßen, etwa zehn davon in der Region Nord. Erfahrungen in der Branche wären ideal, aber solche Leute sind schwer zu finden. Scheil: "Die Branche ist schon sehr speziell, aber fähige Quereinsteiger sind gern gesehen."

Wer bei TSR als Händler zum Einsatz kommen möchte, sollte eine kaufmännische Ausbildung haben, mehr als eine Sprache sprechen, Stress vertragen und in der Lage sein, ein Gespür für den Schrott-Markt zu entwickeln. "Das ist schon fast die wichtigste Aufgabe: die Markt-Infos einzuholen und bewerten zu können", erklärt Pesserlai Akakail (32), der bei TSR als internationaler Händler tätig ist. Er ist vor allem für den großen asiatischen Markt zuständig. "China und Indien haben einen enormen Rohstoffbedarf." Akakails großes Plus: Er spricht sieben Sprachen. Feingefühl und interkulturelle Kompetenz seien Voraussetzung für seine Arbeit, sagt der aus Afghanistan stammende Händler, der seine Kindheit in Indien verbracht hat und seit 1990 in Deutschland lebt. Mehrmals im Jahr reist er persönlich ins Ausland. An einem normalen Arbeitstag in Hamburg telefoniert er vor allem. "Innerhalb von Minuten entscheiden wir, ob wir kaufen oder verkaufen", sagt Akakail. Mit diesem Druck müssen neue Kollegen umgehen können.

Was gekauft wurde, landet unter anderem am Standort Neuhof an der Breslauer Straße, wo Ralf Uhlig Platzmeister ist. "Nach allen Wiege- und Messprozeduren werden die Waren klassifiziert und zum Entladen an die richtige Stelle dirigiert", erklärt er. Zurzeit gehen rund 35 000 Tonnen monatlich über den Platz. "Schrott ist nicht gleich Schrott: Es gibt verschiedene Sorten", sagt der gelernte Lkw-Fahrer. Zum Beispiel sauberen Schrott, der keine unbrauchbaren Bestandteile enthält, und schmutzigen, aus dem herausgesucht werden muss, was nicht im Stahlwerk eingeschmolzen werden darf. Zehn Leute koordiniert Uhlig in Neuhof, zurzeit in zwei Schichten. Wenn richtig was los ist, wird eine dritte eingeteilt.

Um selbst für guten Nachwuchs zu sorgen, hat TSR viele Auszubildende eingestellt. Von 70 Mitarbeitern in Hamburg sind derzeit 13 Azubis. In allen Regionen zusammen sollen 2009 mindestens 40 neue dazukommen. "Gern auch mehr", hebt Personalleiterin Basten hervor. Realschüler und Gymnasiasten kommen für die Ausbildung infrage. Sie können Groß- und Außenhandelskaufleute, Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, Industriemechaniker, Büro- oder Speditionskaufleute werden.

Auch Weiterbildung sei ein großes Thema, sagt Personalleiterin Christina Basten. Vorgesetzte und Mitarbeiter führen regelmäßig Beurteilungsgespräche. "Darin wird ermittelt, wo noch Entwicklungspotenzial ist, das wir mit Fortbildungen fördern können." Das Weiterbildungsangebot besteht für jeden - ob Führungskraft oder Mitarbeiter auf dem Platz.

TSR hat zahlreiche langjährige Mitarbeiter. "Die Fluktuation bei uns ist eher gering", betont Basten. Die gute Vernetzung der Mitarbeiter sei mit ein Grund dafür. Daran hätten auch das Mitarbeiter-Magazin und die Azubi-Zeitung großen Anteil. "Es ist schon toll zu lesen, wie intensiv sich die Auszubildenden mit der Branche beschäftigen und wie verbunden sie sich ihr fühlen."