Hamburg. Nach dem 48-Stunden-Streik im Hafen wollen die Parteien die Tarifverhandlungen fortsetzen. Was Ver.di fordert.

Nach dem zweitägigen Streik in den deutschen Seehäfen haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer darauf verständigt, die Tarifverhandlungen für die rund 12.000 Beschäftigten in den deutschen Häfen fortzusetzen. Die Gespräche sollen am Mittwoch, 27. Juli, Mittwoch, 10. August, und Montag, 22. August, erfolgen – die ersten beiden voraussichtlich aufgrund der Urlaubszeit per Videoschaltung, Ort des dritten steht noch nicht fest. Das bestätigte der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) dem Abendblatt auf Anfrage.

Die Vereinbarung von drei Verhandlungsterminen ist Auflage eines Vergleichs, den der ZDS mit der Gewerkschaft Ver.di vor dem Arbeitsgericht Hamburg geschlossen hat. Demnach darf im Hamburger Hafen bis zum 26. August nicht gestreikt werden. Im Gegenzug verlangte das Gericht, dass die Tarifparteien bis dahin drei neue Verhandlungstermine nutzen, um sich zu einigen.

Hafen Hamburg: "Ver.di sehr wenig kompromissbereit"

Wie berichtet haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bisher nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen können. Sieben Verhandlungsrunden blieben ohne Ergebnis. Begleitet waren die Verhandlungen von drei Warnstreiks. Zuletzt hat Ver.di damit in der vorigen Woche die Abfertigung von Schiffen für 48 Stunden lahmgelegt. Die Arbeitgeberseite forderte die Gewerkschaft erneut dazu auf, mehr auf sie zuzugehen.

„Die Schwierigkeit in diesen Verhandlungen ist, dass, wenn wir über Lösungswege diskutieren, Ver.di sehr wenig kompromissbereit ist“, kritisierte Riedel. „Wir sprechen über Szenarien und Angebote, aber Ver.di bleibt bei der Ursprungsforderung, sodass Annäherungsschritte im Moment nicht belastbar sind“, sagte die Verhandlungsführerin des ZDS, Ulrike Riedel. Die Gewerkschaft sei von einem konsensorientierten Kurs abgekommen.

Weitere Streiks im Hafen? Hamburgs Spediteure besorgt

Ver.di fordert eine Lohnerhöhung um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen „tatsächlichen Inflationsausgleich in Höhe von 7,4 Prozent“ bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Zudem solle die jährliche Zulage für sogenannte Vollcontainerbetriebe um 1200 Euro angehoben werden. Die Arbeitgeber bieten ein Plus bis zu 12,5 Prozent, allerdings nur bei einer Laufzeit von 24 Monaten.

Unterdessen sehen Hamburgs Spediteure mit Sorge weiteren Arbeitskämpfen entgegen: „Zu uns sind Kunden gekommen, die eine Abnahme der Zuverlässigkeit des Hamburger Hafens befürchten. Sie fordern, dass ihre Ladung künftig über Rotterdam oder Antwerpen abgewickelt wird, sollte es zu weiteren Arbeitskämpfen kommen“, sagt der Präsident des europäischen Spediteursverbands Clecat, der Hamburger Unternehmer Willem van der Schalk. Nach Untersuchungen des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung hat der letzte Streik den Containerstau auf der Nordsee noch einmal verschärft.