Hamburg. Die dänisch-deutsche Fährreederei steigt in die klimaneutrale Schifffahrt ein. Wo das neue Schiff ab 2024 im Einsatz ist.

Die dänisch-deutsche Fährreederei Scandlines steigt in die klimaneutrale Schifffahrt ein. Das Unternehmen hat den Bau einer neuen Fähre beauftragt, die ab 2024 emissionsfrei auf der Vogelfluglinie zwischen Puttgarden und dem dänischen Rødby verkehren soll.

„Es handelt sich um eine 147 Meter lange Fracht-Fähre, die bis zu 66 Lkw und 140 Passagiere transportieren kann“, sagte der Vorstandschef der Reederei, Carsten Nørland im Gespräch mit dem Abendblatt. Bestellt wurde das Schiff mit einem vollelektrischen Antrieb  bei der türkischen Werft Cemre nahe Istanbul. „Die Fähre wird in der Türkei gebaut, weil wir dort die besten technischen Voraussetzungen vorgefunden haben. Das Investment beläuft sich auf 80 bis 90 Millionen Euro.“

Scandlines baut Elektrofähre – mit Hybridoption

Die Überfahrtszeit der neuen Elektrofähre wird eine Stunde betragen. Sie ist damit etwas länger als die derzeit im Hybrid-Betrieb verkehrenden Fähren mit diesel-elektrischem Antrieb sein. Das Schiff kann auch im Hybridbetrieb eingesetzt werden, dann beträgt die Überfahrtszeit 45 Minuten. Auf diese Weise kann die Fähre auch als Ersatzfähre eingesetzt werden, wenn eine der vier Doppelendfähren, die derzeit auf der Strecke Puttgarden und Rødby unterwegs sind, in der Werft ist.

Die neue Doppelend-Fähre wird zunächst ausschließlich in Rødby in Dänemark aufgeladen. Schon im Jahr 2019 hatte Scandlines in den Bau eines Stromkabels mit 25 Megawatt Leistung Rødbyhavn investiert. Dieses Kabel wird nun bis zu den Fährbetten verlängert, wo ein Transformator und eine Ladestation installiert werden. Auf Sicht ist geplant, auch in Puttgarden laden zu können, sobald eine gute Lösung für den Einkauf grüner Energie gefunden wurde. Derzeit fehle es auf deutscher Seite noch an der Verfügbarkeit ausreichend grünen Stroms. Zudem sei der Preis zu hoch, sagte Nørland.

Scandlines: Geschäft erholt sich wieder

„Mit der größeren Kapazität sind wir in der Lage, dem steigenden Bedarf der Frachtkunden nachzukommen. Allein im Jahr 2021 ist die Anzahl der Frachteinheiten um zwölf Prozent gestiegen.“ Die Fährreederei, deren deutscher Hauptsitz in Hamburg mit 26 Mitarbeitern ist hat unter dem Lockdown in der Corona-Pandemie erhebliche Rückgänge gehabt. So war das Aufkommen an Passgieren und Autos im vergangenen Jahr um 56 Prozent zurückgegangen. Der Gewinn sank um 55 Prozent auf 84 Millionen Euro.

„Im Frachtbereich hatten wir dagegen kaum Einbrüche“, so Nørland. „Wir erwarten sogar aufs Jahr gesehen einer Erhöhung der Transportmengen um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Das liegt vor allem am starken Online-Handel. Die großen Händler, wie Amazon liefern ihre Waren über die Grenze.“

Seit dem Sommer erholt sich das Geschäft insgesamt wieder. „Die Leute sind nach dem Lockdown wieder hungrig auf Reisen. Viele trauen sich aber noch nicht ein Flugzeug zu besteigen, sondern fahren lieber mit dem Auto in den Urlaub. Davon profitieren wir.“ Auch im Herbst sei das Aufkommen gut. Viele Dänen und Schweden freuten sich darauf, die deutschen Weihnachtsmärkte zu besuchen.

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Scandlines will in Wettbewerb zum Fehmarnbelt-Tunnel treten

Mit der Umstellung auf emissionsfreie Schifffahrt will Scandlines in den Wettbewerb zum Fehmarnbelt-Tunnel treten, der 2029 eröffnet werden soll. „Wenn der Fehmarnbelt-Tunnel kommt, wollen wir die grüne Alternative sein, um von Skandinavien nach Mitteleuropa zu kommen“, sagt Nørland. „Dazu haben wir in der Vergangenheit zahlreiche Schritte unternommen.“ Als weltweit erste Reederei setze Scandlines in ein umfangreiches Hybrid-System, mit dem überschüssige Energie in bordeigenen Batterien gespeichert werde.

Im vergangenen Jahr wurde auf der Fährstrecke zwischen Rostock und Gedser die Fähre „Copenhagen“ mit einem Rotor-Segel ausgestattet. „Bei günstigen Windverhältnissen können wir damit 20 Prozent des Treibstoffs einsparen“, so Nørland. Im Schnitt werde der Verbrauch um vier bis fünf Prozent gesenkt. Deshalb soll auf der gleichen Strecke nun auch die Fähre „Berlin“ mit der Rotor-Segel ausgestattet werden.

„Das Ziel ist klar: Mittelfristig soll die gesamte Flotte Emissionsfrei fahren. Dazu müssen wir in Zwischenschritten vorgehen. Erst werden die Fähren zwischen Puttgarden und Rødby umgestellt, später dann auch auf der etwas längeren Strecke zwischen Rostock und Gedser.“