Hamburg. Traditionsreederei steigert Vorsteuer-Ergebnis auf 1,3 Milliarden Euro. Anleger hatten die Entwicklung bereits im Kurs eingepreist.

Gute Nachrichten führen an der Börse nicht zwangsläufig zu Kurssprüngen nach oben. Dies traf am Mittwoch auch auf die Aktie der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd zu. Das Unternehmen verkündete sein vorläufiges Geschäftsergebnis für 2020, aus dem sich ein kräftiger Gewinnsprung gegenüber dem Vorjahr ablesen lässt. Und dennoch gab der Aktienkurs prompt um sieben Prozent nach.

„Den hohen Gewinn hatten die Anleger zuvor schon eingepreist. Sie fragen sich eher, ob das für das Unternehmen weiter so gut laufen wird“, sagt Thomas Wybierek, Analyst der NordLB, zur Erklärung. Denn das Jahr 2020 war wirklich herausragend. So stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um rund 38 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro und lag damit am oberen Rand der Gewinnprognose aus dem Dezember.

Gewinn der Reederei kletterte um 60 Prozent

Der Gewinn der Reederei vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte sogar um 60 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro – ebenfalls ein kräftiges Plus – trotz Corona. Zwar hat Hapag-Lloyd 2020 auf das ganze Jahr gesehen etwas weniger Container transportiert. Auf der anderen Seite profitierte der Schifffahrtskonzern aber von den hohen Frachtraten sowie einem insgesamt sparsamen Kurs inklusive einer hohen Risikovorsorge wegen der Pandemie.

„Hapag-Lloyd haben mehrere Entwicklungen in die Karten gespielt“, sagt Analyst Wybierek. „Asiens Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr sehr schnell nach der Pandemie wieder gefangen. In Europa und vor allem auch in den USA stieg die Konsumlaune. Zudem wurden viele medizinische Güter wie Schutzmasken und -kleidung transportiert.“ Diese Entwicklung und eine Knappheit an Transportcontainern habe die Frachtraten nach oben getrieben. „Schließlich profitierte Hapag-Lloyd wie die gesamte Schifffahrt von gefallenen Bunkerpreisen“, ergänzt Wybierek. „Das war ein sehr, sehr gutes Jahr für die Reederei“ sagt auch Christian Cohrs, Analyst der Warburg Bank.

Deutlich gestiegene Nachfrage

„2020 war ein herausforderndes Jahr. Wir haben vor allem durch ein konsequentes Kostenmanagement und eine deutlich gestiegene Nachfrage im dritten Quartal dieses gute Ergebnis erzielen können“, so Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen zum Abendblatt. Bereits vor einigen Wochen hatte der Niederländer berichtet, dass die Transportkapazitäten der Schiffe kaum ausreichten, um die großen Gütermengen zu ihren Abnehmern zu transportieren.

In der Folge stiegen die Transportpreise extrem an. Das trieb auch den Umsatz der Reederei in die Höhe. So legten die Erlöse im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 12,6 Milliarden Euro zu. Der Gewinn hätte sogar noch höher ausfallen können. Im vierten Quartal schlugen Sonderbelastungen in Höhe von 120 Millionen Euro zu Buche, die bei der Optimierung der Frachterflotte anfielen. Es geht um Abschreibungskosten auf ältere Schiffe.

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Am 18. März will Hapag-Lloyd den testierten Geschäftsbericht vorlegen. Dann wird die Reederei auch bekannt geben, wie hoch die Dividende ausfällt. Sie dürfte angesichts des Gewinnsprungs üppig sein, was auch die Stadt Hamburg freuen wird. Denn sie hält noch immer knapp 14 Prozent an der Reederei.