Hamburg. Ist Umweltsenator Jens Kerstan umgefallen? UVHH-Präsident Gunther Bonz geht Grüne an und erwartet stagnierenden Umsatz.
Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg UVHH), Gunther Bonz, wirft den Hamburger Grünen mangelnde Verlässlichkeit vor. Dabei geht es um den Weiterbau der Autobahn A26/Ost. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) habe bei der Senatssitzung am vergangenen Dienstag seine Unterstützung für dieses Projekt zurückgezogen. Dabei hätten die Grünen bereits 2008 in der schwarz-grünen Koalition für das Projekt gestimmt, und auch im aktuellen Koalitionsvertrag mit der SPD sei der Weiterbau der Autobahn verankert.
„Das Verhalten ist nicht gut“, sagte Bonz, anlässlich der Jahrestagung seines Verbands am Dienstag. „Das zeugt von fehlender politischer Verlässlichkeit.“ Die Senatskanzlei wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern.
Hafenautobahn A26 Ost wird zum Ärgernis
Bonz hob die Bedeutung der A26 Ost hervor, die „Hafenpassage“ oder „Hafenautobahn“, genannt wird. Diese sei als südliche Verbindung zwischen den Autobahnen A1 und A7 wichtig und führe durch direkte Anbindung zu einer Entlastung des Verkehrs im Hafen. Der Verbandspräsident verurteilte den derzeitigen versuch von Umweltschützern und Grünen, die A26 Ost gegen die ebenfalls notwendige Köhlbrandquerung auszuspielen.
„Eine neue Köhlbrandquerung ersetzt keine A26 Ost und umgekehrt.“ Trotz des schwächelnden Welthandels erwartet Hamburgs Hafenwirtschaft für das laufende Jahr ein deutliches Wachstum. Der Gesamtumschlag wird nach Prognose des UVHH um 3,7 Prozent auf 140 Millionen Tonnen steigen. Der wichtige Containerumschlag soll um 3,4 Prozent auf mehr als 9 Millionen Standardcontainer zunehmen.
„Das ist angesichts der Rahmenbedingungen ein hervorragendes Ergebnis“, sagte Bonz. Als Gründe nannte er unter anderem, dass die nun endlich gestartete Elbvertiefung von den Reedereien ein „befreiendes Signal“ aufgenommen wurde.
2020 in Hamburg wohl kein Hafenwachstum
Negativ ist allerdings die Aussicht fürs kommende Jahr, für das die Hafenwirtschaft kein Wachstum erwartet: 2020 seien nicht nur erhebliche politische Unsicherheiten zu erwarten, sondern auch die Weltwirtschaft und damit der Welthandel werde sich nur schwach entwickeln, meinte Bonz. Er wäre unter diesen Umständen froh, wenn der Hafen sein Umschlagergebnis aus dem laufenden Jahr wieder erreichen würde. „Sollte es mehr werden, gebe ich einen aus.“
Angesichts der Klimadiskussion verwies Bonz auf die ökologischen Vorteile des Hamburger Hafens. Durch seine günstige Erreichbarkeit per Schiff rund 110 Kilometer tief im zentraleuropäischen Binnenland könnten Tausende Lkw-Fahrten vermieden werden. Im Vergleich zu den Konkurrenzhäfen in Antwerpen und Rotterdam sei der Landweg nach Osteuropa deutlich kürzer, was zu einer Einsparung von 0,1 Tonnen Kohlendioxid pro transportierten Container führe.
Positiv sei zudem der mit 47,1 Prozent höchste Eisenbahnanteil aller nordeuropäischen Häfen beim Weitertransport der Seegüter im Hinterlandverkehr. Per Lkw werden 42,8 Millionen Tonnen transportiert.