Hamburg. Egal, ob neue Köhlbrandbrücke oder Tunnel: mehr als einer Milliarde Euro Kosten. Und die Zeit für eine Entscheidung drängt.
Am liebsten hätte Torsten Sevecke (SPD) gar nichts gesagt. Als der Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft den Staatsrat der Wirtschaftsbehörde zu den Kosten für den Ersatzbau der alten Köhlbrandbrücke befragte, druckste er herum. Schließlich wollte Sevecke die vertraulichen Gespräche mit dem Bund über eine Finanzierung nicht gefährden.
Als ihm dann doch eine Summe herausrutschte, wurde deutlich, warum er so auf den Bund hofft: Denn es ist egal, ob ein Tunnel oder eine neue Brücke die alte Köhlbrandbrücke ersetzen soll, die Kosten werden in jedem Fall mehr als eine Milliarde Euro betragen. Zum Vergleich: Die alte Köhlbrandbrücke von 1974 kostete 160 Millionen D-Mark (also rund 82 Millionen Euro).
Der Naturschutzbund geht sogar von deutlich höheren Kosten aus: „Die genannte Summe überrascht mich nicht. Ich nehme sogar an, dass der Ersatzbau deutlich teurer wird und unter Umständen mehr als zwei Milliarden Euro kosten wird“, sagte der Verkehrsexperte des Nabu, Malte Siegert. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD), der als haushaltspolitischer Obmann der SPD-Fraktion in die Gespräche mit dem Ministerium eingebunden ist, wollte sich zu den Kosten ,nicht weiter äußern. „Es ist gut investiertes Geld“, sagte er lediglich.
Planer wollen lieber einen Köhlbrandtunnel
Das Geld für das neue Bauwerk kann Hamburg allein nicht aufbringen und hofft deshalb auf Unterstützung aus Berlin. Zumal die Stadt selbst bislang keinen Cent in ihrer mittelfristigen Finanzplanung für den Neubau eingestellt hat. Klar ist lediglich, dass ein Tunnel noch einmal 300 bis 500 Millionen Euro teurer sein wird als eine neue Brücke.
Dennoch wird von den Planern derzeit die unterirdische Lösung favorisiert. Im Gegensatz zur Brücke wäre der Tunnel witterungsunabhängig und mit etwa 130 Jahren Nutzungszeit fast doppelt so lange haltbar. Zudem sind die Instandhaltungskosten einer Brücke viel höher. Auch aus ökologischen Gründen spricht viel für den Tunnel. Lkw würden beim Anstieg auf die hohe Brücke mehr Kraftstoff verbrauchen als bei der Tunneldurchfahrt. Da eine neue Brücke wegen der Schiffsgrößen zudem mindestens 20 Meter höher gebaut werden müsste als die derzeitige, müssten die Rampen für den Anstieg deutlich verlängert werden.
Noch ist nichts entschieden, doch die Zeit drängt
Noch sei nichts entschieden, betont die Wirtschaftsbehörde. „Die Kosten sind Bestandteil der technischen Variantendiskussion beim Bundesverkehrsministerium und sind auch abhängig von den weiteren technischen Details, daher können zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Zahlen genannt werden“ heißt es aus der Behörde. Im September soll mit dem Bund verhandelt werden.
Die Zeit drängt. Bis 2030 muss der Ersatzbau für die Köhlbrandbrücke fertig sein. Schon die Erhaltung des Altbaus über diesen Zeitraum bereitet der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) Probleme. Täglich fahren 38.000 Fahrzeuge über die Brücke, die immer mehr Risse bekommt. Zur Entlastung hat die Hafenbehörde bereits 2012 ein Überholverbot verhängt. Seit Januar müssen Lastwagen einen Mindestabstand von 50 Metern einhalten. Zudem behindert die Köhlbrandbrücke das Wachstum des dahinterliegenden Containerterminals Altenwerder, der für sehr große Schiffe nicht mehr erreichbar ist.