Hamburg. Im Gespräch sind teure Einzelkarten, ein „Pre-Boarding“ für Abonnenten und engere Taktzeiten für die Fährlinie nach Finkenwerder.

Bei schönem Wetter ist es ein häufiges Bild auf der Elbe: bis auf den letzten Platz voll besetzte Hadag-Fähren, die zwischen Landungsbrücken und Finkenwerder durch den Hafen schippern. An Bord sind dann nicht nur Pendler, sondern auch etliche Ausflügler und Touristen. Gerade in den Sommermonaten kommt es daher immer wieder zu Engpässen. Wer Pech hat, muss bei voller Fähre an Land auf das nächste Schiff warten.

Weil das besonders ein Ärgernis für Hamburger ist, die diese Schiffe der stadteigenen Fährreederei als Nahverkehrsmittel nutzen, hat der Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft die Hadag im Juli vergangenen Jahres aufgefordert, eine Stärkung dieser beliebtesten Hamburg Fährline 62 zu prüfen. Am heutigen Montag soll die Politik nun in der Verkehrsbehörde über mögliche Ergebnisse dieses sogenannten Prüfantrags informiert werden. „Wir hoffen auf eine gute Lösung“, sagt dazu der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete und frühere Mitte-Bezirksamtleiter Markus Schreiber, der selbst auf Finkenwerder wohnt und von Anwohnern der Elbinsel oft auf das Problem angesprochen werde, wie er sagt.

Fähren bieten günstige Hafen-Rundfahrt

Schreiber hatte daher bereits einen eigenen Vorschlag zur Diskussion gestellt: Ein „Pre-Boarding“ für HVV-Abo-Kunden. Berufspendler hätten dann beim Einstieg Vorrang vor Touristen und müssten nicht mehr warten. Diskutiert wird aber auch ein anderes Tarifsystem, das Einzelfahrten teurer machen würde, damit der preisliche Unterschied zu normalen Hafenrundfahrten nicht mehr zu groß ausfällt.

Ein neuer Vorschlag kommt nun auch von den Harburger Grünen: In den Monaten April bis Oktober sollte man die Fähren nicht mehr alle 15 Minuten, sondern alle zehn Minuten fahren lassen, schlägt die Cranzer Bezirksabgeordnete Gudrun Schittek vor. Argument: Für viele Bewohner des Süderelberaumes sei die Fähre eben eine Alltagsverbindung auf dem Weg zu Arbeit, Schule, Einkauf oder Arzt, sagt sie. Etliche Bürger würden diese Verbindung außerdem mit dem Rad nutzen. Tatsächlich ist die Linie 62 die meistgenutzte der Hadag. Rund 8,8 Millionen Fahrgäste zählte das städtische Unternehmen 2014, etwa die Hälfte davon auf den Schiffen, die nach Finkenwerder pendeln.

Doch eine Erweiterung des Services bei den Takten oder gar der Zahl der Schiffe sieht Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer kritisch. Volle Fähren seien eher ein „Schönwetter-Phänomen“, sagt sie und beruft sich auf betriebseigene Statistiken, wonach es lediglich bei zwei Prozent aller Fährfahrten zu den beschriebenen Engpässen komme. Zudem verweist sie auf den Kostendeckungsgrad des Unternehmens, der zwischen 50 und 55 Prozent betrage.

Mit anderen Worten: Schon jetzt decken die Fahrpreise nicht die tatsächlichen Kosten des Fährbetriebs. Eine Ausweitung müsste also der Steuerzahler tragen und könnte dazu führen, dass an anderer Stelle des öffentlichen Nahverkehrs Geld fehle. Müller-Remer: „Es gibt an anderen Stellen der Stadt größeren Handlungsbedarf.“ Das von SPD-Politiker Schreiber vorgeschlagene „Pre-Boarding“ von Pendlern hält sie hingegen für „nicht praktikabel“, weil es zu viel Prüfungsaufwand beim Einsteigen erzeuge.

Nutzung der Wasserwege spart Kosten

Das Kostenargument der Hadag-Chefin weisen die Politiker aber teilweise zurück: „Es wird immer wieder argumentiert, die Fähren wären so teuer. Aber es wird nicht bedacht, dass bei der Nutzung der Wasserwege ja keine Kosten für den Ausbau von Straßen und Schienen anfallen“, argumentiert die Grünen-Politikerin Schittek. Eine Verteuerung der Einzelfahrkarten hält sie indes für den falschen Weg, weil nicht nur Touristen davon betroffen seien, sondern auch Hamburger Bürger, die mit Einzelfahrkarte fahren. Schittek: „Wenn man will, dass die Leute vom Auto auf den ÖPNV umsteigen, dann muss das Angebot verbessert werden.“

Auch SPD-Politiker Markus Schreiber will in dieser Diskussion nicht allein das Kostenargument gelten lassen. Wenn es „politischer Wille“ sei, diese Linie zu stärken, dann müsse man das auch machen. sagt er.