Bremerhaven. Umweltverband tourt derzeit durch deutsche Häfen. Nabu will auf gesundheitliche Risiken für Passagiere und Anwohner aufmerksam machen.
Mit seiner Kampagne „Mir stinkt’s - Kreuzfahrtschiffe sauber machen“ tourt der Umweltverband Nabu durch deutsche Häfen. Er will auf gesundheitliche Risiken für Passagiere und Anwohner aufmerksam machen. An Kreuzfahrtterminals wird demonstrativ die Luftverschmutzung gemessen.
Die ultrafeinen Partikel aus den Schornsteinen belasteten die Anwohner und Schiffsreisenden, weil sie schwere Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Schäden verursachen können, sagte der Nabu-Referent für Verkehrspolitik, Sönke Diesener, am Donnerstag in Bremerhaven. Diesener maß im Kreuzfahrtterminal die Luftschadstoffbelastung, die von der MS Artania ausging. „Der Wert ist über hundertfach höher als die örtliche Hintergrundbelastung“, sagte Diesener.
Da Kreuzfahrtschiffe einen hohen Energiebedarf hätten, liefen die Motoren auch während der Liegezeit im Hafen. Der Nabu fordert in seiner Kampagne die Reeder auf, ihre Schiffe mit Partikelfiltern und Stickoxidkatalysatoren auszurüsten.
Die wichtigsten Fragen zum Thema:
Sind Kreuzfahrtschiffe umweltschädlicher als Handelsschiffe?
Die größeren Schmutzfinken auf den Weltmeeren sind die Frachtschiffe, sie sind deutlich in der Überzahl. Kreuzfahrtschiffe machen nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes nur 0,52 Prozent der zivilen Schifffahrt aus. Auch der Nabu räumt ein, dass Containerschiffe absolut gesehen die größere Menge giftiger Luftschadstoffe produzieren. Allerdings weisen Umweltschützer darauf hin, dass manche Kreuzfahrtschiffe einen besonders hohen Energiebedarf haben. Sie haben Klimaanlagen, Sauna und Wellness und manche sogar kleine Brauereien an Bord. Ebenso wie Handelsschiffe stellen Kreuzfahrtschiffe ihren Motor im Hafen nicht ab, weil der Betrieb aufrechterhalten werden muss.
Wie schädlich sind die Emissionen für die Bewohner der Hafenstädte und für die Reisenden?
Die Kreuzfahrtterminals sind meist nah an dicht besiedeltem Gebiet. Deshalb sind viele Menschen von den Emissionen betroffen, sagt der Nabu. Die Emissionen können zu Atemwegserkrankungen bis zu Lungenkrebs führen. „Die sehr kleinen Rußpartikel können sogar über die Lunge in die Blutbahn und dann zum Herz oder ins Gehirn gelangen und so zu einem Herzinfarkt führen oder für eine Alzheimer-Erkrankung verantwortlich sein“, sagt Sönke Diesener, Nabu-Referent für Verkehrspolitik. Die EU hat errechnet, dass 50.000 vorzeitige Todesfälle in Europa auf Emissionen aus der internationalen Schifffahrt zurückzuführen sind. Die Deutsche Lungenstiftung rät Patienten mit Atemwegserkrankungen, die sich auf eine Kreuzfahrt begeben, sich vor den Abgasen an Bord in Acht zu nehmen. Sonst könnte sich der Gesundheitszustand verschlimmern.
Was tun die Reedereien, um die Emissionen zu senken?
Die Reedereien Aida Cruises und Costa Crociere haben angekündigt, je zwei Neubauten mit Flüssiggas (LNG) betreiben zu wollen. Mit LNG werden Stick- und Kohlendioxid in den Abgasen der Schiffe deutlich verringert und Feinstaub-Emissionen sowie Schwefel ganz vermieden. Auch der Nabu begrüßt, dass Bewegung in den Markt gekommen ist. Zurzeit würden aber alle Kreuzfahrtschiffe noch mit Raffinerieabfällen (Schweröl) fahren, bisher habe keines einen Partikelfilter und einen Katalysator wie jeder Lkw auf der Straße sie haben müsse. Der Deutsche Reiseverband hält dagegen, dass Reedereien fortlaufend bemüht seien, den Treibstoffverbrauch allein schon aus Kostengründen durch eine effiziente Fahrtgeschwindigkeit zu verringern - und damit auch die Emissionen. Außerdem bestünden strenge internationale Regulierungen.