Berlin/Frankfurt am Main. Die Inflation ist nicht gebändigt, dennoch senkt die Zentralbank die Leitzinsen. Was das bedeutet und ob man mit dem Kauf von Wohneigentum warten sollte.
Die Inflation ist noch immer nicht gebändigt, dennoch hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag wie erwartet die Leitzinsen erneut gesenkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, verringert sich um 0,25 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Es ist die vierte Zinssenkung in diesem Jahr – mit Folgen für Verbraucher.
Einerseits geben Banken den niedrigeren Einlagenzins an die Sparer weiter, die dann auch weniger Zinsen auf ihre Erspartes auf Tagesgeld- und Festgeldkonten erhalten. Andererseits dürften Kredite erschwinglicher werden. Erwartet wird, dass somit auch die Wirtschaft wieder angekurbelt wird, denn Firmen können leichter investieren und Privatleute bekommen Geld von der Bank günstiger, zum Beispiel auch für Immobilienfinanzierungen.
Zinsen: Das sind die Folgen für die Immobilienfinanzierung
Großen Einfluss dürfte der jetzige neuerliche Zinssenkungsschritt hingegen zunächst kaum haben, sagte der Zinsexperte Dirk Eilinghoff vom Geldratgeber „Finanztip“ dieser Redaktion. „Bei den Bauzinsen sind kurzfristig keine großen Veränderungen zu erwarten. Das liegt daran, dass die Leitzinsen vor allem die kurzfristigen Zinsen beeinflussen. Baukredite haben aber meist einen Festzins für zehn Jahre und mehr. Die Zinserwartungen für diesen langen Zeitraum sind aber gerade recht stabil“, erklärte Eilinghoff.
Der Zeitpunkt für den Immobilienkauf könnte dabei jedoch gerade jetzt günstig sein. „Warten lohnt sich wahrscheinlich nicht: Die Bauzinsen sind deutlich günstiger als im vergangenen Sommer, die Preise für Häuser und Wohnungen steigen aber bereits wieder. Wer in den nächsten ein bis zwei Jahren kaufen oder bauen möchte, sollte jetzt prüfen, was auf dem Markt ist“, sagte der Zinsfachmann.
Zinsen auf Tagesgeld: Wie sich Verbraucherinnen und Verbraucher verhalten sollten
Mit Blick auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten geht Eilinghoff davon aus, dass viele Banken die Zinsen ebenfalls senken. „Es gibt jedoch immer wieder Ausreißer nach oben. Wichtig ist es also, immer mal wieder nach den besten Zinsen für Tagesgeld zu suchen. Aktuell sind bis zu 3,5 Prozent pro Jahr erreichbar“, empfahl er Verbraucherinnen und Verbrauchern.
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Größtes Interesse der EZB ist grundsätzlich Inflation im Euroraum stabil zu halten. Das sieht die Zentralbank erreicht, wenn die Inflation mittelfristig bei 2,0 Prozent liegt. Sowohl in Deutschland als auch im Euroraum insgesamt hatte die Teuerungsrate zuletzt aber wieder zugelegt. Im November lag die Inflationsrate im Euroraum vorläufigen Zahlen zufolge bei 2,3 Prozent. Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel waren es 2,7 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach zuletzt auch vom „Biest Inflation“, das noch nicht besiegt sei.
Zinsen: Erst ging es im Euroraum aufwärts, nun wieder nach unten – aus diesem Grund
Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hatte die EZB jahrelang an ihrer Nullzins- oder sogar Negativzinspolitik festgehalten. Die Preise waren im Griff. Die Invasion Russlands jedoch ließ die Inflation massiv steigen. Im Juli 2022 reagierte die EZB erstmals. Um die Teuerungswelle zu brechen, erhöhte die Zentralbank zehnmal in Folge die Zinsen, ehe sie eine Pause einlegte. Angesichts einer abflauenden Inflation sinken die Zinsen seit Juni dieses Jahres nun wieder.
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